Aus Angst vor Corona: Hotels kämpfen mit Stornierungen - Dehoga: „Urlaub in Bayern ist sicher“

Die Inzidenzzahlen in einigen oberbayerischen Urlaubsorten sind bundesweit die höchsten – das spüren die Hoteliers: Viele Gäste stornieren lieber, als jetzt in Risikogebieten Urlaub zu machen. Die Beherbergungsbetriebe sind aber auf ihre Wintergäste dringend angewiesen.
Simone Schnorr denkt nicht gerne an den vergangenen Corona-Winter zurück. Ihr Landhaus am Stein in Bad Wiessee (Kreis Miesbach) war bis Pfingsten geschlossen – so wie alle anderen Hotels. Schnorr musste damals einen Kredit aufnehmen. „Der Sommer war Gold wert und hat uns ein wenig gerettet“, berichtet sie. Doch nun kommen die Anrufe mit Stornierungsanfragen wieder täglich. Denn der Landkreis Miesbach hat mit 715,7 eine der bundesweit höchsten Inzidenzen. Viele Gäste schreckt das ab – trotz Impfung ist ihnen das Risiko zu groß. „Viele von ihnen sind Stammgäste“, berichtet Schnorr. Sie will sie nicht verlieren, storniert deshalb kostenlos. Aber die Sorgen, was die nächsten Wochen auf sie und ihr Hotel zukommt, sind wieder riesengroß.
„Wir können nur auf Sicht fahren“, sagt Schnorr. Wie viele Hotels rechnet sie bereits mit einer 2G-Regelung. Schon jetzt seien etwa 98 Prozent ihrer Gäste geimpft, sagt sie. Für die verbleibenden zwei Prozent ist der Urlaub seit Samstag komplizierter geworden. Ein Schnelltest reicht nicht mehr, sie müssen im Hotel nun alle 72 Stunden einen PCR-Test vorlegen. „Ich habe Gäste, die deswegen abgereist sind“, berichtet Schnorr. Sie kann es sogar verstehen. „Grade in ländlichen Regionen ist es nicht so einfach, rechtzeitig einen Termin für einen PCR-Test zu bekommen.“
Das Problem sei die große Unsicherheit, sagt sie. „Die Lage ändert sich permanent.“ Eine 2G-Regel würde mehr Sicherheit für die Gäste und mehr Planungssicherheit für die Hoteliers bedeuten. Gelegentlich hat Schnorr Gäste aus Bundesländern, die noch nie FFP2-Masken tragen mussten. Diskutieren müssen sie und ihre Kollegen nicht viel, sagt sie. Aber viel erklären. Oft tut ihr das in der Seele weh. „Wir wollen ja niemanden gängeln, unsere Gäste sollen sich bei uns erholen.“
Urlaub in Bayern ist sicher. Das war er bisher und mit der neuen 3Gplus-Regel ist er es noch mehr.
Thomas Geppert weiß, dass Simone Schnorr mit diesem Dilemma nicht allein ist. Er ist Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes, eine Stornierungswelle sei ihm nicht bekannt, sagt er und betont: „Urlaub in Bayern ist sicher. Das war er bisher und mit der neuen 3Gplus-Regel ist er es noch mehr.“ Deshalb ist der Verband auch gegen eine 2G-Regelung in den Hotels. „Wir wollen niemanden ausschließen“, sagt Geppert. Eine PCR-Testpflicht für ungeimpfte Gäste würde eine hohe Sicherheit gewährleisten. Rein rechtlich müssten die Gäste, die kurzfristig absagen, eigentlich die Stornierungskosten bezahlen. „Aber natürlich bestehen viele Hoteliers nicht darauf, um ihre Gäste nicht zu verprellen.“
Thomas Baumgartner, Sprecher der Tegernseer Tal Tourismus GmbH, ist skeptisch, ob die Hotels nicht auch unter dieser 3Gplus-Regel leiden werden. Für ungeimpfte Gäste werde der Aufenthalt damit wirklich schwierig – und teuer, sollten sie die Tests weiterhin selbst bezahlen müssen.
Das bereitet natürlich auch den Hoteliers Sorgen. Sie hoffen dennoch, dass sie die schlimmste Zeit hinter sich haben. „Der Sommer hat vielen Betrieben geholfen“, sagt Geppert. Aber die Hotels waren bis Pfingsten im Lockdown. „Wir können die Zimmer ja jetzt nicht doppelt belegen“, erklärt er. Die Verluste können die Hotels dieses Jahr nicht mehr aufholen. Gerade deshalb sei der Winter aber so wichtig. „Wir brauchen die Gäste.“