Intensivpfleger spricht Klartext über seinen Klinikalltag und Ungeimpfte: „Für sie habe ich weniger Mitgefühl“

Die Nachrichten über die Misere in den Intensivstationen überschlagen sich seit Beginn der Pandemie. Doch wie schlimm ist die Situation wirklich? Ein Pfleger spricht Klartext.
Regensburg – Wie schlimm ist es wirklich, in Deutschland als Pflegekraft zu arbeiten? Der 29-jährige Jens Schindler ist Intensivpfleger an einer Regensburger Klinik und berichtet von seinem Arbeitsalltag. Ein Bericht der Mittelbayerischen, der Hoffnung schenkt, aber auch nicht mit Kritik spart.
Regensburg: Jens Schindler ist begeistert von seinem Beruf
Aufgewachsen in Bad Windsheim, zog es Schindler nach der Pflege-Ausbildung nach Regensburg*. Hier betreut er zwölf Betten, vier davon sind mit Corona-Kranken belegt. Oft müsse ein 13. Patient aufgenommen werden, wie die Mittelbayerische berichtet. „Ich mag, dass ich meine zwei Intensivpatienten voll betreuen kann“, sagt der 29-Jährige.
Bei einer Videokonferenz „Pflege am Limit“ der Regensburger SPD* hat er am Donnerstag (25. November) von seinem Alltag berichtet. Neben der Arbeit hat er Erziehungswissenschaften studiert, auf deren Bachelor-Ergebnis er aktuell wartet. Außerdem ist er für die praktische Ausbildung seiner Kollegen verantwortlich, die ihm ebenfalls viel Zeit raubt. Trotz der Zusatzmaßnahmen, die das Coronavirus* ausgelöst hat, komme seine Station mit der Mehrbelastung derzeit „ganz gut zurecht“, auch wenn er manchmal die ein oder andere Überstunde anhängen müsse.
Regensburg: Meist sind seine Corona-Patienten ungeimpft
Weiter berichtet die Mittelbayerische, dass seine Corona-Patienten meist ungeimpft seien. „Alle bekommen die gleiche fachliche Betreuung, aber für ungeimpfte Corona-Patienten habe ich weniger Mitgefühl“, sagt Jens Schindler. „Sie belasten uns alle. Wir diskutieren im Team oft darüber.“ Er selbst ist dreifach geimpft und versteht nicht, warum sich die Menschen gegen die Impfung wehren. Trotzdem spricht er sich gegen eine Impfpflicht für Pflegepersonal aus. Er befürwortet eher eine obligatorische Drittimpfung für alle ab 40 oder 50 Jahren.
Mit Zulagen und Nachtdiensten verdient der Pfleger knapp 4.000 Euro brutto. Damit ist er zufrieden, verlangt aber, dass der Tarif verändert werde. Er hält Erhöhungen für nötig, damit der Beruf für mehr junge Leute attraktiv werde. Er selbst möchte mehr Zeit für die Kollegenausbildung bekommen und dass die Pflege akademisiert werde. „Nur durch eine Akademisierung könnten wir bestmöglich, nämlich evidenzbasiert, pflegen.” *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
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