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Einzigartige Trophäe: Ein Stück Alpspitze für die Ski-Champions

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Von: Angela Walser

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Steinmetz Jürgen Seefried bearbeitet ein Stück Fels, das eine Trophäe für die Sieger beim Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen wird.
Beim Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen erhalten die Sieger ein Stück Fels in Form der Alpspitze. Steinmetz Jürgen Seefried ist für die künstlerische Bearbeitung zuständig.  © PETER KORNATZ

Die Sportler, die den Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen gewinnen, bekommen ein Stück Fels als Trophäe. Der Stein stammt aus der Alpspitze. Das Material ist schwierig zu bearbeiten – und in der nötigen Menge auch schwer zu bekommen. 

Garmisch-Partenkirchen – Wenn der Ski-Weltcup durch die Alpen tourt, hält jeder Rennort für die Sieger seine Trophäen bereit. Im österreichischen Kitzbühel ist es seit je her eine stilisierte Gams, in Garmisch-Partenkirchen ein Stein in der Form der Alpspitze. Er stammt aus dem Felsen der Kandahar und ist für jeden Steinmetz eine Herausforderung. Denn das zerklüftete Material ist schwierig – genau wie die Abfahrtsstrecke.

Peter Fischer ist der Kopf des Ski-Weltcups in der Marktgemeinde. Der 65-Jährige kam vor gut zwölf Jahren auf die Idee zu der Steintrophäe. Schon länger sinnierte er damals über eine besondere und stets gleich bleibende Auszeichnung für die Kandahar-Sieger. Zwei Sommer lang war er mit seinem Hund Elvis, einem Golden Retriever, bestimmt 50 Mal die Kandahar rauf- und runter gelaufen. Die Strecke wurde für die Ski-WM 2011 umgebaut. Am Tröglhang blieben etliche Gesteinsbrocken liegen. Elvis turnte gerne dort herum. Und dabei kam seinem Herrchen der Gedanke von einer Fels-Trophäe. Er suchte die besten Stücke heraus, markierte sie und ließ sie vom Streckendienst ins Tal bringen.

Die Bearbeitung ist sehr anspruchsvoll

Steinmetz Jürgen Seefried aus Garmisch-Partenkirchen wurde die künstlerische Bearbeitung anvertraut. Er sollte aus jedem Steinbrocken eine kleine Alpspitze klopfen. Das ist ein schwieriges Unterfangen, denn das Material bricht oft auseinander. Pro Trophäe braucht der 52-Jährige bis zu zehn herausgeschnittene Brocken. Manchmal klappt es schon beim ersten Versuch, manchmal erst beim letzten.

Skifahrerin Lara Gut-Behrami freut sich über die Trophäe für den ersten Platz im Super G beim Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen.
Diese Woche ging die Alpspitz-Trophäe an die Schweizerin Lara Gut-Behrami, die im Super G den ersten Platz belegte.  © Karl-Josef Hildenbrand

In den vergangenen Jahren benötigte der Steinmetz rund fünf Tonnen Gestein für die Trophäen. Doch Raubbau wird deshalb an der Kandahar nicht betrieben. Es wird der Fels verwendet, der nach Instandsetzungsarbeiten oder Abgängen anfällt. „Ich bin hinter jedem Stein her“, sagt Peter Fischer.

Lindsey Vonns Trophäe musste saniert werden

Zwischen 15 Minuten und anderthalb Stunden ist Steinmetz Seefried mit einer Trophäe beschäftigt. Sie wiegt zwischen anderthalb und zweieinhalb Kilo. „Einmal“, erinnert er sich, „ist sie Lindsey Vonn heruntergefallen.“ Sie zerbrach nicht, aber das „K“ – das Markenzeichen für die Kandahar-Rennen – war verbogen. Robert Wilhelm ist Gold- und Silberschmied aus dem benachbarten Farchant, er verziert jeden Stein mit einem „K“ – und brachte das damals wieder in Position. Die frühere US-Skirennläuferin Vonn holte die Auszeichnung im Sommer ab, als sie ihre Weltcup-Freundin Maria Höfl-Riesch in Garmisch-Partenkirchen besuchte.

Dem österreichischen Abfahrer Vincent Kriechmayr schickte Weltcup-Chef Fischer einmal seine „ausgebesserte“ Trophäe samt einer Flasche Wein hinterher. Es hatte zwei dritte Plätze gegeben. Die Trophäe brauchte ein neues Platzierungs-Schild, das Graveur Andreas Kaufmann erst einmal beschriften musste. Solche Änderungen macht der 47-Jährige gerne und ganz spontan, wenn es notwendig ist – auch sonntags. Das sei doch eine Ehre, meint er und fügt hinzu: „Für den Weltcup würde ich auch Überstunden machen.“ Etwa eine halbe Stunde braucht er für die technische Gravur. Dann muss Goldschmied Wilhelm noch einmal für den letzten Schliff ran: das Anbringen der Platzierung. Die drei Handwerksmeister arbeiten vor oder auch nach den Rennen Hand in Hand. Eine Gravur direkt im Stadion, wie nach dem Champions-League-Finale, gibt es allerdings nicht. „So einen Luxus haben wir nicht“, sagt Peter Fischer.

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