Die mitunter über Jahre sich hinziehenden Genehmigungsverfahren von kommunalen Behörden oder bei eigenen Energieerzeugungsanlagen auch bei vorherrschenden Stromanbietern und Netzbetreibern prangerte Stefan Fottner an. Die seien schlicht „katastrophal“. Die Unternehmen bräuchten ihre neuen Hallen jetzt und nicht erst in drei Jahren. Auch torpediere diese endlose Bürokratie Planungssicherheit und Wirtschaftstätigkeit sowie die Abkehr von russischen Energieträgern in besonders schwieriger Zeit. Wie Robert Obermeier von der IHK in München einwarf, müssten die Kommunen laut Gesetz bis Ende 2022 alle wesentlichen Services digitalisiert haben. Doch da fehle es noch meilenweit. Wenig Hoffnung machte da Peter Freis. Es fehlten einfach Geld und Personal.
Weil neue Gewerbeflächen stets auch weiteren Verkehr nach sich ziehen, kam beim Regionalausschuss auch dieses Thema auf den Tisch. Gut 59.000 Auspendlern stehen laut einer Studie von 2019 über 32.700 Einpendler gegenüber, nicht gerechnet die Durchpendler aus den Nachbarlandkreisen. Diese Zahlen nannte uns Johann Liebl. Um sie zu reduzieren, könnten mehr Arbeitsplätze im Landkreis helfen. Um viele Pendler aus ihren Autos weg in öffentliche Verkehrsmittel (ÖPNV) zu bekommen, werde im Münchner Norden nicht nur über Elektromobilität, sondern intensiv über innovative Verkehrsmittel wie Seil- oder Ottobahn nachgedacht.
Besonders stark drückt die Wirtschaft das Thema Fachkräftemangel. IHK-Berechnungen prophezeien für 2030 eine Lücke von 1,3 Millionen Mitarbeiter. Doch hier müssten sich die Unternehmer an die eigene Nase fassen, sagte Freis: „Warum begleiten Sie die zukünftigen Schulabgänger nicht zwei bis drei Jahre lang in Praktika statt bis zur Abschlussklasse zu warten, um an die Lehrer heranzutreten?“ Außerdem fehle es an Mediation, wenn Auszubildende ihre Lehre abbrechen wollten. Hier empfahl sich Christine Unzeitig als ausgebildete IHK-Mediatorin.
Auf die ökonomischen Auswirkungen des russischen Ukraine-Krieges ging Robert Obermeier ein. Allein die höheren Energiepreise belasteten die Wirtschaft mit 87 Milliarden Euro. Durch das internationale Embargo gegen den Aggressor Russland gerate Deutschlands wirtschaftliches Erfolgsmodell von Industrie und Außenhandel zusätzlich unter Druck. Die Folgen des Krieges ließen sich gegenwärtig noch nicht genau abschätzen, dürften aber höher liegen als die der Corona-Pandemie. Viel hänge auch vom Verhalten Chinas ab, das durch Russlands um 20 Prozent günstigere Energie- und Rohstofflieferungen einen enormen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Russland „unfreundlich“ gesonnenen westlichen Staaten habe.
Zwar werde es Deutschland gelingen, die Kohleimporte durch Importe aus anderen Ländern irgendwie zu ersetzen, aber beim Öl sei das schon sehr viel schwieriger. Die 55 Prozent russisches Gas ließen sich jedoch kurzfristig nicht austauschen. Mehr als 50 Prozent des deutschen Gasverbrauches benötige die Industrie. Deshalb helfe es nicht, wenn die Menschen in den Privathaushalten ihre Heizungen zurückdrehten und lieber einen Pullover anziehen. Selbst der vielfach ins Spiel gebrachte Ersatz von Gas durch Wasserstoff würde soviel Strom bei der Erzeugung verbrauchen wie der Rest Deutschlands benötige.