Nicht aus dem Takt kommen

Der Bau der zweiten Stammstrecke könnte für die S-Bahn Richtung Ebersberg eine Verschlechterung bedeuten: Dann soll ein 15-Minuten-Takt gelten – auch im Berufsverkehr.
Vaterstetten – Gemäß derzeitigem Planungsstand soll nach Eröffnung der zweiten Stammstrecke auf der S-Bahnlinie nach Ebersberg ganztägig ein 15-Minuten-Takt eingeführt werden. Das wäre tagsüber zwar eine Verbesserung zum derzeitigen 20-Minuten-Abstand. Doch in den Berufszeiten morgens und abends fährt die S-Bahn heute alle zehn Minuten. Doch die ab 2026 geplanten Express-Züge auf der Strecke sollen Haltestellen auslassen. Auf der Streichliste stehen unter anderem Haar, Gronsdorf, Vaterstetten, Baldham und Zorneding. Dort würden dann in der wichtigen Hauptverkehrszeit nur noch vier statt bislang sechs Züge anfahren. Ein Angebotsverlust von rund einem Drittel.
Aufschrei in den betroffenen Gemeinden. Im Vaterstettener Rathaus will man sich eine solche Taktausdünnung keinesfalls gefallen lassen, hatte man doch eher auf eine Verbesserung des ÖPNV gehofft. Dass die S-Bahn eine derart einwohnerstarke Gemeinde wie Vaterstetten in den Hauptverkehrszeiten einfach links liegen lassen will, sorgt für Empörung. Zudem kann man die Argumentation im Bürgermeisterbüro nicht nachvollziehen. „Wer behauptet da, dass in Vaterstetten keine Leute zu- und aussteigen?“, erkundigt sich Vaterstettens Wirtschaftsförderer Georg Kast. Man müsse schon mal fragen, ob für Grafing tatsächlich eine zusätzliche Expressbahn nötig sei. Das letzte Wort sei da noch nicht gesprochen, sagt auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) und verspricht: „Wir werden dran bleiben.“
Unterstützung kommt von den anderen betroffenen Gemeinden. Haar hat bereits einen offiziellen Beschwerdebrief ans Bayerische Verkehrsministerium geschrieben. Mit der Bitte die Pläne für das neue Betriebskonzept auf der S4/S6-Strecke nochmal zu überdenken – auch angesichts der Siedlungsentwicklung in den umliegenden Kommunen. Nicht nur die Gemeinden aus den Landkreisen München und Ebersberg wehren sich. Auch aus München kommt Beistand. Der Bezirksausschuss Trudering-Riem hat die Stadträte und den Oberbürgermeister jetzt aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass der 10-Minuten-Takt zu Hauptverkehrszeiten nach dem Ausbau der Stammstrecke für alle bisherigen Stationen des S-Bahnastes bis Ebersberg erhalten bleibt. „Dies trifft insbesondere auf die gut frequentierten Bahnstationen Gronsdorf, Haar, Vaterstetten und Baldham zu.“ Wenn nicht ein besseres, so sollte zumindest das gleiche Angebot wie ohne Stammstrecke gehalten werden. Mit der Verschlechterung büße der ÖPNV zugunsten der Straße Fahrgastpotential ein, heißt es aus Trudering.die