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Bundeswehr-Vortrag in der BOS Erding: An China führt kein Weg vorbei

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Jugendoffizierin Kapitänleutnant Annika Salomo beim Vortrag in der Aula der BOS Erding
Jugendoffizierin Kapitänleutnant Annika Salomo beim Vortrag in der Aula der BOS Erding © BOS Erding

Die Jugendoffizierin Kapitänleutnant Annika Salomo kam für einen Vortrag über die Volksrepublik China in die BOS Erding.

Erding – „China kann nicht mehr als Entwicklungsland betrachtet werden“, heißt es in einem Strategiepapier der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2019. So zutreffend diese Erkenntnis ist, so spät kommt sie auch und zeigt, wie schwer sich die Europäer im Umgang mit der aufstrebenden Weltmacht in Fernost tun.

Ende Januar konnte die Fachschaft Politik der Beruflichen Oberschule Erding Kapitänleutnant Annika Salomo, Jugendoffizierin der Bundeswehr, für einen Vortrag gewinnen. Sie erklärte, wie es eine junge Oberpfälzerin aufs Meer und damit zur Marine zog, wo sie auch auf dem Segelschulschiff Gorch Fock Dienst tat. Dabei betonte sie, dass es sich bei dem Vortrag nicht um eine Werbeveranstaltung der Bundeswehr handle, sondern dass es ihre Aufgabe sei, als Referentin für Sicherheitspolitik Vorträge, Planspiele und Seminarfahrten an Schulen anzubieten.

In ihrer mit vielen Bildern angereicherten Präsentation „China – sicherheitspolitische Herausforderungen und Machtdiskurse“ spannte Frau Salomo einen interessanten Bogen von der Geschichte Chinas bis in die Gegenwart unter Staatschef Xi Jinping und der abschließenden Frage, wie wir als Europäer dem drittgrößten Land der Erde begegnen sollen. Die Offizierin, die – vielleicht entgegen mancher Erwartungen – den Schülerinnen und Schülern so ganz unmilitärisch das „Du“ anbot, sprach zum Beispiel den Ursprung des Taiwan-Konflikts im Chinesischen Bürgerkrieg an. Im weiteren Verlauf des Vortrags ging sie auf die Veränderungen seit der Machtübernahme Xis ein, der bereits 2013 angekündigt hatte, aus China eine Weltmacht zu machen. Während sich das Land seitdem innenpolitisch mehr und mehr abschottet und dabei massiv gegen Kritiker und Minderheiten wie die Uiguren vorgeht, sucht es außenpolitisch eine verstärkte Vernetzung. Dazu gehört vor allem das Lieblingsprojekt von Staatspräsident Xi – die Neue Seidenstraße. Mit diesem weltumspannenden Infrastrukturprojekt will China Abhängigkeiten schaffen und sorgt dabei für kontroverse Diskussionen in den betroffenen Regionen, wie der Kauf von Teilen des Hamburger Hafens im Herbst zeigt. Auch in Uganda investieren die Chinesen. Allerdings arbeiten auf den Baustellen dort keine Ugander, sondern nur Chinesen, darunter viele Strafgefangene, was für Unmut sorgt, wie Frau Salomo von Gesprächen mit den Einheimischen aus erster Hand berichten kann. Parallel rüstet die Atommacht auch militärisch auf und hat eine hochmoderne, gut ausgerüstete Armee, die mittlerweile über die quantitativ größte Marine der Welt verfügt. Angesichts dieser Bestandsaufnahme warf die Referentin schließlich die Frage nach den Schlussfolgerungen für Deutschland auf: China als Partner, Konkurrent oder Rivale? Entscheidend sei es, mehr Kompetenz im Umgang mit China zu entwickeln, da im 21. Jahrhundert kein Weg am „Reich der Mitte“ vorbeiführe.

Die 80 Schülerinnen und Schüler des Technikzweiges der FOS 12 sowie der BOS 12, die immer wieder durch Fragen in den Vortrag mit eingebunden wurden, erlebten spannende 90 Minuten, die viel zu schnell vorbei waren.

Thomas Kaschel

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