Anstatt Antworten zu geben, verlässt dieser seine Tochter. Auf sich gestellt, beginnt für Maren damit eine Reise quer durch Amerika, auf der Suche nach ihrer Mutter, die sie nie kennengelernt hat. Schon bald trifft Maren weitere „Esser“, die dem Drang, Mitmenschen zu verspeisen nachgeben und eine Existenz am Rande der Gesellschaft führen, immer auf der Flucht, immer unsichtbar.
Der junge Lee (Timothee Chalamet), seinerseits Außenseiter und vom Schicksal gebeutelt, schließt sich Maren schließlich an. Ihre Reise wird zur zarten Romanze, zum Selbstfindungstrip, zur Flucht, aber auch zur Jagd nach dem nächsten Essen. Immer wieder töten und verspeisen sie Menschen, um ihre unstillbaren Triebe zu bändigen. Die Morde werden dabei niemals selbstzweckhaft oder plakativ inszeniert. Die Kannibalen töten nicht, weil es ihnen Spaß macht. Sie töten, um leben zu können. Der Drang nach Menschenfleisch lastet auf ihnen wie eine Krankheit, die temporär unterdrückt, aber niemals geheilt werden kann.
Trotz der schockierenden Prämisse macht die Verfilmung Zugeständnisse an das Mainstream-Publikum. Man erschreckt, ohne zu verschrecken. Viele Szenen sind schwer verdaulich, strapazieren das Maß des Erträglichen aber nicht bis zur letzten Konsequenz. So wird ein mögliches, krasses Finale zwar angedeutet, aber nicht durchgeführt.
Und doch werden wir Teilnehmer dieser mörderischen, tragischen Tour, die bis zur letzten Einstellung unvorhersehbar bleibt und sich gängigen Genre-Grenzen verweigert. Horror, Drama, Romanze und Roadmovie verschmelzen zu einem kantigen, aber einfühlsamen Seherlebnis. Bones and All läuft jetzt im Cineplex Erding. Unsere Wertung: 9/10