Im Cyberthriller MISSING wird die Suche nach einer entführten Mutter zur strapaziösen Flutwelle an Story-Twists

Kino – Eben noch ein paar glückliche Urlaubsfotos gepostet, dann herrscht Panik: Das Flugzeug, das Junes Mutter und ihren Freund vom Jamaika-Urlaub zurückbringen sollte, hat die Frischverliebten nie gesehen. Die Jugendliche June fährt Laptop und Smartphone hoch und nutzt alle Mittel der Technik, um ihre verschollene Mutter aufzuspüren.
Sie checkt Live-Streams, hackt sich in eMail-Konten und Überwachungskameras und kommt zu dem entsetzlichen Schluss, dass ihre Mutter entführt wurde. Was kann sie tun – tausende von Kilometern entfernt?
Der Screenlife-Thriller spielt sich ausschließlich auf Displays von Handys, Laptops und Kameras ab. Wir lesen Chats, eMails, hören Telefonate und Streams. Ein modernes, noch junges Genre, das viel Aufmerksamkeit (und schnelles Mitlesen) vom Zuschauer erfordert und nicht immer für die große Leinwand optimiert wirkt.
Und doch finden wir zwischen Facetime und Whatsapp unseren modernen Alltag wieder. „Missing“ wirft ein Licht auf die schier unglaublichen digitalen Fußabdrücke, die wir im Internet hinterlassen – und wie uns diese im Zweifelsfall retten oder zum Verhängnis werden können.
So spannend und temporeich die erste Hälfte vorwärts prescht und die rasante Welt der Social Media Kanäle zu einem dramaturgisch funktionierenden Thriller einbettet, so strapaziös werden die aus dem Hut gezauberten Story-Twists in Hälfte zwei, die gleich reihenweise Charaktere als gut oder böse enttarnen.
Dem Zuschauer bleibt keine Zeit, auf falsche Fährten gelockt zu werden. Gepaart mit der Tatsache, dass beinahe zwei Stunden lang Chats und Nachrichten auf der Leinwand mitgelesen werden müssen, macht „Missing“ hauptsächlich für die affine Generation Smartphone interessant.
„Missing“ läuft jetzt im Cineplex Erding. Unsere Wertung: 6/10