1. meine-anzeigenzeitung
  2. Lokales
  3. Erding

John Wick: Kapitel 4 ist eine überlange Action-Saga mit beispiellosen Kampfsequenzen und emotionalem Finale

Erstellt:

Von: Philip Heggmair

Kommentare

Nunchakus, Schwerter, Schusswaffen: John Wick fegt gewohnt vielfältig durch gesichtslose Gegnerhorden
Nunchakus, Schwerter, Schusswaffen: John Wick fegt gewohnt vielfältig durch gesichtslose Gegnerhorden © Murray Close/Lionsgate

Kino – Action, Action und noch mehr Action: Das bisher beste Sequel der vierteiligen John Wick-Reihe strapaziert die Geduld durch Überlänge und fehlende Tiefe, liefert aber einige der irrsten Kampfsequenzen der Kinogeschichte, ein elegisches Finale und traut sich, mit einem (zumindest vorerst) definitiven Ende abzuschließen.

Die populäre JW-Saga um den unkaputtbaren Killer auf der Suche nach Erlösung feiert mit jedem Teil größere Gewinne am Box Office. Im vierten Teil holen Regisseur und Stuntman Chad Stahelski und sein Star Keanu Reeves nun zum enscheidenden Rundumschlag aus. Satte 169 Minuten dauert Kapitel 4 – ohne Frage zu viel für einen Actionfilm, der wenig Wert auf eine komplexe Story, tiefschürfende Dialoge oder hintersinnige Charaktere legt.

Ursprünglich sollten gleich zwei Filme gleichzeitig gedreht werden, letztendlich aber fusionierten Teil 4 und 5 – eine nur halbherzige Rechtfertigung für die Überlänge.

Immerhin wirkt die Killer-Gala damit entzerrt und vermeidet den Action-Overkill, unter dem die Teile 2 und 3 litten. Wir folgen John Wick durch die Wüste nach Japan und Berlin, bis zum großen Finale nach Paris. Ganze Heerscharen an Gegnern müssen wieder auf kreative Art beseitigt werden – und hier macht dem Team Stahelski/Reeves niemand in Hollywood etwas vor. Die Locations werden in schillernde, bunte Neonfarben getaucht und liefern postkartenwürdige, übergroße Bilder.

Die astreine Kampfchoreographie muss nichts mit schnellen Schnitten und Kamera-Gewackel verstecken. Ein aus der Vogelperspektive gefilmter Kampf mit feuerspuckenden Schrotflinten (und ohne sichtbare Schnitte) liefert nie gesehene Bilder auf der großen Leinwand.

Martial-Arts-Superstar Donnie Yen aus Hongkong spielt John Wicks bislang gefährlichsten Widersacher: den blinden Killer Caine
Martial-Arts-Superstar Donnie Yen aus Hongkong spielt John Wicks bislang gefährlichsten Widersacher: den blinden Killer Caine © Lionsgate

Dass das Hauen und Stechen (und Schießen) in Teil 4 nicht zu eintönig wird, liegt auch an den Stargästen Bill Skarsgard (als kultiviertem Oberbösewicht), Kickbox-Legende Scott Adkins (als grotesker deutscher Schurke) und Asiens Superstar Donnie Yen als blindem Elite-Killer. Vor allem Letzterer addiert eine emotionale Tiefe, die in ein erstaunlich reduziertes, intimes Finale mündet, das abseits der Massen-Schießereien vor ruhiger Anspannung knistert und dem über vier Teile hinweg geplagten Helden eine letzte Chance auf einen Ausweg liefert.

Bis es soweit ist, fegen wir über die Metropolen des Erdballs und genießen ausufernde Auseinandersetzungen mit raffinierter Farbkomposition und selbst für Hollywood-Verhältnisse außergewöhnlich durchkomponierte Stunts.

Dass die Reihe trotz des wiederum gewaltigen Erfolges von Teil 4 nun vor dem Aus steht, liegt auch am Ausstieg des Stammregisseurs Stahelski, der sich nun anderen Projekten widmet (angeblich einer Realverfilmung des Samurai-Vidoespiels Ghost of Tsushima.) Allerdings stellt sich nach dem bemerkenswerten Finale in Teil 4 die Frage, ob die Saga hiermit nicht doch endgültig auserzählt ist. Wenn ja, endet sie mit dem bisher überwältigendsten aller Sequels. Unsere Wertung: 8/10

Auch interessant

Kommentare