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Knock at the Cabin von M. Night Shyamalan ist ein Kammerspiel über religiösen Fanatismus mit Knaller-Ende

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Von: Philip Heggmair

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Vier seltsame Gestalten zerstören die Urlaubs-Idylle: Weltenretter oder fanatische Spinner?
Vier seltsame Gestalten zerstören die Urlaubs-Idylle: Weltenretter oder fanatische Spinner? © Universal Pictures

Kino – Ob ein Abendgebet dies verhindert hätte? Mystery-Spezialist M. Night Shyamalan präsentiert mit Knock at the Cabin die drohende Apokalypse in den Kinosälen. Ihm gelingt das Kunststück, ein religiöses Thema zum bedrohlichen Kammerspiel zu machen, das uns langsam aber sicher mit nagendem Zweifel füllt: Glauben wir tatsächlich an die Apokalypse? Ein Denkanstoß mit Diskussionspotenzial – auch für Atheisten.

Wie bei einer Kurzgeschichte werden wir mitten in die Handlung geworfen. Die idylle des schwulen Paares Eric und Andrew und ihrer Adoptivtochter Wen endet, als sie ungebetenen Besuch bekommen. Vier bewaffnete Fanatiker brechen in ihre abgeschiedene Waldhütte ein und verlangen, die Familie müsse ein Mitglied opfern – ansonsten wird die Apokalypse die gesamte Welt vernichten.

Verständlich, dass unter diesen Umständen Zweifel an der Geschichte der Einbrecher bestehen. Eric und Andrew denken nicht daran, der unerhörten Forderung Folge zu leisten und leisten Widerstand. Es entbrennt ein Psychokrieg gegen die vier Einbrecher, während die Nachrichten im TV von immer schlimmeren Naturkatastrophen und Desastern berichten. Alles nur ein fauler Trick? Oder könnte es am Ende doch sein, dass der Weltuntergang bevorsteht?

Glaubt mans, oder glaubt mans nicht – das ist die Frage, die bis zum Ende von Knock at the Cabin sowohl die bedrohte Familie als auch den Zuschauer umtreibt. Langsam aber sicher werden wir in die trotz aller Bedrohlichkeit ruhig erzählte Geschichte hineingesaugt. Fast alle Dialoge werden von Gesichtern in Großaufnahmen begleitet und erzeugen eine intensive, intime Atmosphäre. Man fühlt, es braut sich etwas zusammen.

Das Kinoplakat
Das Kinoplakat © Universal Pictures

Regisseur Shyamalan versteht es meisterhaft, lange offen zu lassen, welche Richtung sein Film einschlägt und wie konsequent er diese ausreizt. Wir sehen gerade genug von der augenscheinlich imminenten Apokalypse, um unsere Vorstellungskraft zu stimulieren. Shyamalan verzichtet sogar auf sein Markenzeiten, uns kurz vor Schluss einen Story-Twist vor den Latz zu knallen.

Knock at the Cabin dringt am Ende in religiöse Tiefen vor, an denen man sich definitiv reiben kann, aber er vollbringt es auch, unseren Verstand rattern zu lassen – und auch den größten Zweifler einen Hauch von Gottesfurcht spüren zu lassen. Die universalen Fragen und unvorstellbaren Entscheidungen, die seine Protagonisten bewältigen müssen, sind von zeitloser Relevanz. Können wir jemanden zum Wohle der Allgemeinheit opfern? Haben wir heutzutage wirklich noch Angst vor der Apokalypse und dem Zorn einer höheren Macht?

Der Film basiert auf dem Roman The Cabin at the End of the World von Paul G. Tremblay. Für sein verändertes Finale musste sich Regisseur Shyamalan Kritik gefallen lassen. Er liefert dem Kinogänger ein definitives Ende, das alle Fragen beantwortet – anders als die Romanvorlage. Mit 36 Millionen Dollar Einspiel am Startwochenende war Knock at the Cabin im Heimatland Amerika ein Erfolg.

Der Mysterythriller von M. Night Shyamalan läuft jetzt im Cineplex Erding. Unsere Wertung: 8/10

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