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Mitten drin im Teufelskreis

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Yvonne Berger beim Großeinkauf! Weil das Geld extrem knapp ist, übernimmt Ferdinand Winterstötter (l.) den Kassenzettel. Das Bargeld gibt er dabei nicht aus der Hand - und achtet auch, dass weder Spirituosen noch Zigaretten im Einkaufswagen landen.

Sie sucht eine Arbeitsstelle - und das auch recht erfolgreich! Und dennoch kann Yvonne Berger aus Freising keinen der mittlerweile fünf angebotenen Posten annehmen.

Die dreifache Mutter lebt seit vier Jahren in der Notunterkunft am Freisinger Stadtrand. Mit den Kindern und zwei Hunden. Der jüngste Sohn, Daniel, ist auf seine Mama enorm fixiert, und die wiederum bringt es nicht übers Herz, den Achtjährigen über einen längeren Zeitraum zuhause allein zu lassen, denn „Drogen und Gewalt sind hier an der Tagesordnung, und Daniel ist nun mal ein kleiner Michel aus Lönneberga. Mir ist immer wohler, wenn jemand ein Auge auf ihn hat.“ Somit ist Yvonne Bergers Flexibilität schon mal enorm eingeschränkt, doch die Lösung liegt ja nah: Ein Hortplatz! „Von wegen“, schimpft die Hartz IV-Empfängerin: „Das habe ich mehrfach versucht, aber ohne Arbeit kein Hortplatz, und so lange Daniel keine Betreuung hat, kann ich nicht arbeiten gehen.“ Und so fehlt es an allen Ecken  und Enden. Zuletzt hat der Moosburger Ferdinand Winterstötter, Initiator der Aktion „Kinder in Not“, spontan mit einem Besuch im Supermarkt und dem Bezahlen an der Kasse geholfen.

Mit einem Brief hat sich Yvonne Berger an Ferdinand Winterstötter gewandt und ihm - völlig unbekannt - nach der Lektüre des großen Interviews im FORUM für seinen Einsatz für Kinder gedankt: „Das lag mir einfach auf dem Herzen - würde es mehr solche Menschen geben, ginge es vielen Kindern auch  besser!“ Ohne die genaue Adresse zu wissen, machte sich Winterstötter sofort auf den Weg nach Freising und traf die Familie in der Notunterkunft an der Schwabenau an. Dort sah er die Lebensumstände, die Yvonne Berger so umreißt: „Wir wollen unbedingt hier raus - überall Schimmel, und ich muss hier Angst um meine drei Kinder haben.“ Deswegen lässt sie sie auch nicht allein, obgleich die ALG 2-Empfängerin dringend arbeiten muss und will: „Das Geld reicht hinten und vorn nicht - unser Weihnachtsfest musste ausfallen.“ Winterstötter half unbürokratisch und lud die Familie zum Großeinkauf ein. Allerdings keine mittelfristige Lösung: „Ich habe den leeren Kühlschrank gesehen, Bargeld ist auch keines da, doch die Familie wollte sich nichts anmerken lassen. Gegen diese versteckte Armut konnte ich nur durch so eine Aktion etwas tun.“Yvonne Berger hätte schon nicht weniger als fünf Arbeitsstellen annehmen können, hat sie zunächst zu- und dann wieder abgesagt: „Das ist mir natürlich sehr unangenehm, aber ich brauche dringend eine Betreuung für meine Kinder, vor allem den achtjährigen Daniel. Ein Hortplatz kommt aber nur in Betracht, wenn ich einen Job nachweisen kann.“ Und so beißt sich die Katze in den Schwanz. Und so sucht Yvonne Berger nach einer Betreuungsmöglichkeit für Daniel. Damit sie arbeiten und Geld verdienen kann. Wer kann helfen? „Man ist so alleine“, sagt Yvonne Berger, „vielleicht gibt es ja irgendwo eine Dame, die Interesse hat, die Betreuung zu übernehmen“. Falls sich hier jemand findet, erbitten Yvonne Berger und Ferdinand Winterstötter Nachricht unter der Telefonnummer 08761/727237.

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