Karl May-Festspiele: Wenn Winnetou eine Maske braucht

Winnetou reitet nun doch. Diesmal auf bayerisch. Die Süddeutschen Karl-May Festspiele mit dem Kirchdorfer Matthias Nawo als Winnetou-Darsteller, drohten aufgrund der verschärften Hygienemaßnahmen ins Wasser zu Fallen. Doch das Team der Fred Rai Western City Dasing hat etwas Besonderes auf die Beine gestellt.
Die Saison 2020 der Karl May-Festspiele in Dasing mit dem Kirchdorfer Matthias Nawo in der Titelrolle kann nun doch - trotz Corona - stattfinden und startet am heutigen Samstag! Aber mal so ganz anders: „Tangua, so jetzta, gehma mia a bissl matern“, hört man den edlen Apachenhäuptling Winnetou zu Tangua, dem „hinterfotzigen“ Kiowa Indiander sagen. „Geh, Winnetou, jetzt pass amoi auf“, kontert dieser frech. Überraschend bayerisch klingt es von der Bühne der Dasinger Karl-May-Festspiele bei eines der letzten Proben vor der Premiere.
Winnetou auf Bayerisch
Anders aber amüsant, soll es diesen Sommer werden, verspricht Winnetou-Darsteller Matthias Nawo, der mit seiner Familie in Kirchdorf/Amper lebt. Mit „Winnetou einmal anders – Winnetou auf Bayerisch“ wagen die Betreiber der Süddeutschen-Karl-May Festspiele etwas ganz Neues. Was wenige Tage vor der Premiere nach einem lang erprobten Theaterstück anmutet, war so eigentlich gar nicht geplant. Denn für die Festspielsaison 2020 stand bereits das Stück „Winnetou und Kapitän Kaiman“ auf dem Programm.
Das Drehbuch von Peter Görlach war geschrieben, Werbebanner gedruckt und Rollen vergeben. Doch dann machte Corona auch hier allem einen Strich durch die Rechnung. Also musste eine Lösung her. Und die kam, in Form des niederbayerischen Kabarettisten und Karl-May Fans Woife Berger. Dieser übersetzte im vergangenen Jahr das Originalbuch Karl-Mays „Winnetou I“ ins bayerische und wollte damit Autorenlesungen halten.
Zusammen mit Matthias Nawo, Hauptdarsteller der Süddeutschen Karl-May Festspiele und gebürtiger Oberbayer sollte das Projekt Anfang des Jahres so richtig ins Rollen kommen. Mit zwei ausverkauften Vorstellungen und einigen weiteren Anfragen sah es sehr erfolgsversprechend aus. Bis der Shutdown auch den beiden Künstlern den Riegel vorschob. Da die Lesung einen so großen Anklang gefunden hat, kam dem Team um die Festspiele die Idee, aus dem Buch eine Handlung zu machen, die mit den aktuellen Hygienevorgaben im Einklang steht und einem kleinen Ensemble darstellbar ist.

Da die Lesung einen so großen Anklang gefunden hat, kam dem Team um die Festspiele die Idee, aus dem Buch eine Handlung zu machen, die mit den aktuellen Hygienevorgaben im Einklang steht und einem kleinen Ensemble darstellbar ist. Wolfgang Berger, besser bekannt als „Der Fälscher“, war begeistert von der Idee und schrieb in nur drei Tagen das Drehbuch zum Stück.
Wer dahinter allerdings eine Parodie wie im „Schuh des Manitu“ vermutet, liegt falsch. Vielmehr wird der Zuschauer mitgenommen auf die Entdeckungsreise Mays in den Wilden Westen. Es ist eine „respektvolle Umgestaltung“, betont Berger und verspricht: „so wird diese Geschichte noch niemand inszeniert oder gesehen haben. Es spielt sich sehr viel in der Fantasie des deutschen Schriftstellers aus dem vorletzten Jahrhundert ab.“
Dass man nicht alle Stunts aus dem Originalroman in Dasing umsetzen kann, versteht sich von selbst. Aber der Zuschauer kann auf reichlich Platzpatronen hoffen und auch Pferde kommen zum Einsatz. Auf Massenszenen wird wegen der Abstandsregeln, die auch für das Publikum gelten, verzichtet. Das Team besteht aus acht Schauspielern und rund zehn Statisten. Dabei schlüpft Berger selbst in die Hauptrolle des Erzählers und Autors Karl May, der gerade die Charaktere seines Romans erfindet. Den Winnetou spielt selbstverständlich wieder Matthias Nawo.
Mit Ausnahme zweier „Zuagroaster“ wird bayerisch gesprochen. Regie führt in diesem Jahr ein alter Bekannter. Sven Kramer, der in den letzten beiden Jahren bereits im Ensemble der Süddeutschen Karl-May Festspiele mitwirkte, zuletzt in der Hauptrolle des Old Shurehand, erklärte sich sofort bereits, dieses Projekt mit seiner Erfahrung zu unterstützen. Er zeigte sich äußerst zufrieden mit den letzten Proben. „Jetzt muss bitte in der Generalprobe noch etwas schief gehen, damit die Premiere dann auch läuft“, verabschiedete er vergangenen Sonntag die Schauspieler.
Das Ziel: Die Live-Kultur am Leben erhalten
Dazu wurde eigens das Originalensemble der vergangenen Jahre als Testpublikum eingeladen. So kann gleich geprüft werden, ob die Hygienemaßnahmen und Abläufe standhalten. Nach der ausverkauften Premiere hoffen die Künstler auf viele weitere gut besuchte Vorstellungen. Viel verdient sei in diesem Jahr allerdings nicht. Viele der Darsteller zahlen unterm Strich sogar drauf. Es gehe laut Berger mehr darum, die Live-Kultur am Leben zu erhalten. Und um es abschließend mit den Worten Karl Mays zusagen: „Um gemeinsam ganz viele Abenteuer zu erleben.“
Spielzeit für das Stück ist vom 18. Juli bis 16. September, immer samstags und sonntags um 16 Uhr. Tickets gibt es ausschließlich online unter www.karlmay-festspiele.de
In diesem Jahr gibt´s Winnetou "moi ganz anders - und zwar auf bayerisch!"