Der Neubau muss warten

Der Reiseservice im Moosburger Bahnhof bleibt vorerst, wo er ist, denn der Bahnhof bleibt auch stehen. Die Bahn hat alle Pläne, das Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen, erst einmal abgeblasen. Werner Mertl vom Reiseservice ist nicht einmal unglücklich. Grund für die vorläufige Absage sind seinen Informationen zufolge drastische Kostensteigerungen.
des Moosburger Bahnhofsgebäudes durch einen Neubau ist mindestens für heuer abgeblasen. Hauptgrund sind unerwartete Kostensteigerungen gegenüber den ersten Berechnungen, die ein Ergebnis der aktuell überhitzten Baukonjunktur sind. Das FORUM erfuhr die neue Entwicklung exklusiv von jemandem, der direkt betroffen ist: Werner Mertl vom Reiseservice muss seinen kleinen Schalter am Ende des Ganges in der Vorhalle noch nicht räumen. Mertl nannte gegenüber dem FORUM die Zahl von 30 Prozent. Um diese Summe habe das erste Ausschreibungsergebnis über den Kostenberechnungen gelegen. „Da haben die erst mal alles abgeblasen“, so der beliebte Bahn-Enthusiast, der mit seinem Reiseservice nicht unwesentlich zu den Umsätzen der Bahn beiträgt. Er rechne mit einer neuen Lage „allerfrühestens im nächsten Frühjahr.“ Bekanntlich hatte die Bahn vor fast zehn Jahren schon die Bahnsteige saniert, diese überdacht und behindertengerecht gestaltet, einen Aufzug eingebaut. Das Bahnhofsgebäude gammelte vor sich hin. Das alte Stellwerk aus der Dampflokzeit blieb lange noch sichtbar. Mit der Stadt Moosburg einigte sich die Bahn auf einen Neubau, der auch wieder eine Toilettenanlage enthält. Die wollte die Bahn nämlich – zum Ärger der Stadt – zunächst einsparen. Nicht wenige Räte, allen voran Anton Neumaier, fühlten sich durch die Forderung der Bahn nach einer Beteiligung der Stadt regelrecht erpresst. Wenn jetzt die Kosten um 30 Prozent in die Höhe schnellen wäre auch die Stadt wieder dabei. Bahnkunden, die das FORUM-Gespräch mit Werner Mertl verfolgten, äußerten sich gar nicht begeistert zu den Umgestaltungsplänen. Ginge es nach ihnen, könnte alles so bleiben wie es ist. Der neue Bahnhof sollte einen Back-Shop, eventuell einen Buchladen, aber eben auch den Reiseservice enthalten, wenn auch in völlig anderer Form. Die Pläne sind schon fertig. Die Bahn hat das Engagement von Werner Mertl und seinen Mitstreitern – es bilden sich zuweilen kleine Schlangen vor dem Schalter – auch gewürdigt und für die Bauphase einen Container für den Reiseservice vorgesehen. Auch diese Pläne kennt Werner Mertl seit weit über einem Jahr. Aber jetzt liegt erst einmal alles auf Eis. „Das ist doch klar: Die Firmen sind bis oben mit Aufträgen voll“, so Mertl, der gerade einem Kunden eine Reise nach Hamburg für zwei Personen zusammengestellt hat, mit Platzreservierung nach Wahl, erster Klasse. Die Fahrgäste schätzen seine qualifizierte Beratung, jetzt muss nur noch das Bahnhofsgebäude vielleicht etwas aufgehübscht werden. Viele Bahnkunden wären damit schon vollauf zufrieden.