Ein Betrieb von Menschen für Menschen

Immer wieder wird Claudia Altmann-Fettich angesprochen: „Was? In Freising gibt es ein Gebrauchtwarenkaufhaus? Das wusste ich nicht!“ Gerade dort - im „Rentabel“ in der Kepserstraße hat Claudia Altmann-Fettich die Leitung der Logistik inne. Das Aufgabenfeld des Caritas-Betriebs ist mannigfach - und hat entscheidende soziale Aspekte.
Heute hat er wieder die Spielplätze im Landkreis abgeklappert: 28 Mal hat Johannes Zenger mit seinen beiden eingeteilten Mitarbeitern Halt gemacht und Mülleimer entleert und den gröbsten Schmutz aufgelesen: „Mehr ist in einem halben Tag einfach nicht machbar“, sagt der praktische Arbeitsanleiter des Caritas-Projekts Rentabel. Mehr als den halben Tag bekommt das „Rentabel“ aber nicht bezahlt, erklärt Claudia Altmann-Fettich, die den Auftrag an Land gezogen hat. Sie sitzt im ersten Stock des Gebrauchtwarenkaufhauses „Rentabel“ in der Freisinger Kepserstraße, das Zenger leitet, und nimmt Aufträge für das Rentabel-Team entgegen. In diesem Fall nimmt ein kommunaler Auftraggeber die Leistungen in Anspruch - wie auch die Stadt Freising die Säuberung der Badeweiher bei ihr bestellt. Die Serviceleistungen sind vielseitiger als die Öffentlichkeit weiß, befürchtet Claudia Altmann-Fettich: Flaschentrennung am Flughafen, Containerdienste, Sozial-Umzüge, aber auch Möbelabholungen. Wenn es um Entsorgungen oder Wohnungsauflösungen geht, folgt dem Anruf in der Auftragsannahme ein Lokaltermin, dann erstellt Claudia Altmann-Fettich ein Angebot. Ein genauer Blick ihrer Kollegen vor Ort lohnt sich überdies, denn ein wertvoller Nebeneffekt können gut erhaltene und halbwegs zeitgemäße Möbel sein, die die „Rentabel“-Mannschaft dann ins rund 700 Quadratmeter große Kaufhaus im Erdgeschoss der Kepserstraße 41 schafft. Dort kann dann jeder stöbern! Es sind gebrauchte Artikel - neben Möbeln viel Kleidung, Haushaltsartikel oder Spielzeug. Die Kundschaft rekrutiert sich zum Großteil aus sozial schwächeren Menschen, denn die Preise hier sind auch für nicht so gut betuchte Menschen erschwinglich. Trotzdem wird hier Wert auf Qualität gelegt, was Claudia Altmann-Fettich bisweilen durchaus in Erklärungsnot bringt. „Wir haben schon auch einige Ausschluss-Kriterien aus Sicherheits- oder hygienischen Gründen.“ Oder ganz praktischen! Manch ein Anrufer kann schwer nachvollziehen, warum sein Angebot einer massiven Schwarnkwand dankend abgelehnt wird - er will ja nur helfen. Was er vergisst: Die Lagerkapazitäten im Gebrauchtwarenkaufhaus sind überschaubar - und noch plausibler: Menschen mit tendenziell schmalem Geldbeutel haben auch kleinere Wohnungen. Wo soll hier die rusitkale Schrankwand denn Platz finden? Solche Ladenhüter versuchen die Mitarbeiter zu vermeiden, denn auch sie haben den Auftrag, wirtschaftlich zu arbeiten. Dass das nicht komplett gelingen kann, erschließt sich aus dem Charakter des Betriebs. Das „Rentabel“ ist ein Beschäftigungsbetrieb, in dem neben den fest Angestellten um Johannes Zenger ein völlig heterogenes Klientel arbeitet. „Teilnehmer“ werden die Mitarbeiter genannt, die sich aus Langzeitarbeitslosen, Ein Euro-Jobbern oder Menschen, die Sozialstunden ableisten, rekrutieren. Und acht Asylbewerber kommen gern her, um sich was zuzuverdienen - und um eine Beschäftigung zu haben. Um die und eine feste Tagesstruktur geht es bei den Langzeitarbeitslosen, die über geregelte Arbeitszeiten und Abläufe wieder fit gemacht werden sollen für den ersten Arbeitsmarkt. Und dann gibt es noch etwa zehn „Zuverdienstler“, bei denen die Chance, je wieder eine Festanstellung zu erreichen, gering sind. Sie wollen aber Sinnvolles tun und sind sehr willkommen. Das überschaubare Gehalt bestreiten Landratsamt oder der Regierungsbezirk. Hier steht der Mensch im Vordergrund. Ab und zu läuft eine Beschwerde bei Claudia Altmann-Fettich auf: Der Herr an der Auftragsannahme war aber recht unfreundlich. Da bittet die Logistikleiterin um Verständnis: „Das sind Menschen, die oftmals den Umgang mit Kunden doch erst lernen müssen. Auch wenn sie teilweise nicht mehr die Jüngsten sind, sie sind lange aus dem Berufsleben raus und diese Aufgaben nicht gewöhnt.“ Ihr Ziel ist es, diese Menschen wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen.