Die Hopfenschaukel schwingt nach oben

Im vergangenen Jahr wurden weltweit 1,9 Milliarden Hektoliter Bier gebraut. Das bedeutet einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, der auf politische Unruhen und Einflussnahmen zurück geführt wird. Auch im laufenden Jahr 2016 wird damit gerechnet, dass der Bierausstoß zum dritten Mal in Folge sinken wird. So lauten die Prognosen, die die Experten vor wenigen Tagen zum offiziellen Start der Hopfenernte auf der traditionellen Hopfenrundfahrt von Wolnzach auf den Betrieb von Stefan Eisenrieder in Oberpindhart abgaben. Verglichen mit 2015 gibt es aber auch gute Nachrichten: Die geringe Erntemenge sorgte für einen Preisanstieg - heuer dagegen, im Jahr des 500. Geburtstags des Reinheitsgebots, stellt sich die Hopfensituation durchweg positiv dar, weshalb der Startschuss zur „Zupf“ von Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf auch euphorisch als „Feiertag“ gewertet wurde. Dem Anlass angemessen somit auch die Gästeliste, die vor aparten Hoheiten nur so strotzte!
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben Deutschland und die Hallertau aktuell von Platz eins des weltweit größten Hopfenerzeugers verdrängt, was an der Hausse der so genannten Craft-Biere liegt. Dennoch bleibt die „Holledau“, wie der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, Alois Gerig, mit schwäbischem Einschlag leicht holprig formulierte, das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Und das sei wichtig, denn „das grüne Gold ist die Seele des Biers.“Am vergangenen Donnerstag begann offiziell die Hopfenernte, was traditionell mit der Hopfenrundfahrt durch die Hallertau und auch den Ernteprognosen verbunden ist, Die berechneten Zahlen machen der gesamten Erzeuger- und Brauwirtschaft Mut: Für die Hallertau werden 35600 Tonnen errrechnet, was einem Plus von zehn Prozent zur Durchschnittsernte, aber sogar dem doppelten Ertrag im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 931 Hopfenbaubetriebe produzieren in der Hallertau, und die können bis auf wenige Ausnahmen die Vorverträge erfüllen und sogar noch mit Freihopfenmengen kalkulieren, wie Dr. Johann Pichlmaier, der Präsident des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer, erklärte: „Wir stehen vor einem überdurchschnittlichen Hopfenjahr 2016, wonach es in den relativ kühlen Monaten Mai und Juni noch nicht ausgesehen hatte.“ Die beiden Folgemonate seien aber witterungsmäßig nahezu ideal gewesen. Grund genug, optimistisch in die Zukunft zu blicken: „Es wurden besonders seit der jüngsten Ernte viele Kontrakte geschlossen, die ein gutes Preisniveau und langfristige Laufzeiten verzeichnen. Damit können wir die vielen notwendigen Investitionen nicht nur planen, sondern auch wirtschaftlich absichern“, so Dr. Pichlmaier weiter. Die Erzeuger befänden sich seit jahren auf der „Hopfenschaukel“ mit großem Auf und Ab. Und selbst wenn die aktuellen Prognosen recht ermutigend sind, sei es wichtig, auch wieder schlechtere Jahre einzukalkulieren: „Eiens Tages wird der Markt wieder nach unten gehen. Dann müssen wir drauf achten, dass wir nicht von der Hopfenschaukel fallen“, so Dr. Pichlmaier.