Bürgermeister arbeitete selber im Kindergarten
Markt Schwaben
(wal) – Mit einer ungewöhnlichen Idee ist Bernhard Winter ohne besondere Hintergedanken in die Schlagzeilen geraten. Zusammen mit zwei Angestellten vom Rathaus Markt Schwaben übernahm der Erste Bürgermeister kurzerhand den Dienst dreier Erzieherinnen, damit diese sich am großen Streik in München beteiligen können. „Den Kindern hat das einen Riesenspaß gemacht“, meinte der Rathauschef gestern am Nachmittag, „und uns natürlich auch!“ Während Winter zusammen mit seiner Vorzimmersekretärin Edith Harant bis zum frühen Nachmittag im Kinder- garten „Villa Drachenstein“ arbeitete, war Angela Freise im gemeindlichen Kindergarten „Sonnenschein“ am Burgerfeld eingesetzt. „Das ist nicht als Hobby oder Gaudi zu verstehen, sondern hat seinen sinnvollen Hintergrund“, meinte der Bürgermeister. Denn Berufe, die mit kleinen Kindern zu tun haben bräuchten mehr Wertschätzung und ordentliche Entlohnung. Er halte zwar grundsätzlich nicht sehr viel von Streiks, aber die Bedingungen für all „diese Berufe“ müssten unbedingt verbessert werden. „Wir haben im Rathaus das besondere Glück, dass einschließlich mir selber drei Personen über die Ausbildung verfügen, diese Erzieherinnen zu vertreten.“, meinte der Bürgermeister, „in anderen Kommunen ist das gewiss nicht ganz so einfach“. Denn Kindergärten bestreikt werden, sind die Eltern die Leidtragenden. „Eltern dürften daraus keine Nachteile haben“, so Bernhard Winter, „deshalb sind wir auf diesen Gedanken gekommen“. Es sei natürlich klar, dass dies zunächst eine einmalige Sache bleiben werde. Es gehöre aber auch zur Aufgabe eines Bürgermeisters, für die Betreuung kleiner Kinder zu sorgen. „Bildung und Erziehung ist ganz wichtig“, fasste der Rathauschef zusammen, „deshalb müssen Eltern, Kindergärten und die Kommunen auch künftig ganz eng zusammenarbeiten“. Wie von der Gewerkschaft Verdi gestern zu erfahren war, wurden unter anderem Kindertagesstätten und Kindergärten in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Würzburg und Aschaffenburg, sowie mehrere Einrichtungen im Allgäu bestreikt. Nach den gescheiterten Tarifverhandlungen am Freitag fordern die Mitarbeiter in den kommunalen Sozialeinrichtungen unter anderem einen tariflich festgeschriebenen Gesundheitsschutz und höhere Bezüge. Trotz seit Wochen anhaltender Streiks haben die Arbeitgeber bisher lediglich „unverbindliche Regelungen“ vorgeschlagen hieß es aus gut unterrichteten Kreisen. „In unseren Kindergärten der Marktgemeinde wird zwar nicht gestreikt, den Arbeitskampf wollen wir trotzdem unterstützen“, sagte Bernhard Winter. Deshalb sei es zu dieser besonderen Aktion gekommen.