„Der Landtag sind wir“

Die Markt Schwabener Gymnasiasten der 10. Klassen schlüpften beim Planspiel „Der Landtag sind wir“ in die Rolle von Abgeordneten und entschieden über ein Gesetz. Das Projekt der bpb soll den Schülern politische Entscheidungsprozesse näher bringen.
Markt Schwaben – Ein Tisch auf der Bühne, darauf die bayerische Landesflagge und vier Namensschilder: MdL Doris Rauscher (SPD), MdL Nikolaus Kraus (FW), MdL Thomas Huber (CSU) und MdL Martin Hagen (FDP). Das Franz-MarcGymnasium in Markt Schwaben wurde für die Schüler innen und Schüler der 10. Klassen zum Politiklabor: Beim Planspiel „Der Landtag sind wir!“ konnten sie in die Rolle von Abgeordneten verschiedener Fraktionen schlüpfen und über den Erlass eines neues Gesetzes entscheiden. Für das Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hatte sich das Gymnasium beworben.
Mit dabei waren auch Mitarbeiter des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP). Mit dem Projekt sollen jungen Menschen in Bayern politische Entscheidungsprozesse nähergebracht werden. Jugendliche sollen lernen, sich selbsständig mit politischen Themen und Entscheidungsstrukturen zu beschäftigen.
Im Vorfeld des Planspiels hatten sich die Schüler für das Thema „Jugendkriminalität“ entschieden. Die Schülerin Helena (15) etwa, fand das Thema passend, weil es „zu dem aktuellen Mordfall der 12-jährigen Schülerin Luise in Freudenberg passt“. Dazu habe jeder etwas zu sagen und in der Gruppe habe auch jeder gut zusammengearbeitet, erzählte sie, „obwohl jede politische Richtung ihre eigene Meinung zum Thema in die Diskussion einbrachte“.
Im Anschluss an das Planspiel gab es auch eine Fragerunde mit den anwesenden echten Landtagsabgeordneten. Auf die Frage „Wie sind sie zur Politik gekommen?“ antwortete Thomas Huber (CSU): „Mein Interesse begann bei der Ausbildung und ich war schon mit 23 Jahren Stadtrat in Grafing“. Über den Arbeitsaufwand als Abgeordneter sagte Nikolaus Kraus (FW): „Ich investiere 60 bis 70 Stunden in der Woche in meine politische Arbeit.“
Auf das Thema AfD angesprochen, antwortete Martin Hagen (FDP): „Ich würde nie in die AfD oder Links-Partei gehen.“ Huber empfahl den Schülern, das AfD-Parteiprogramm sehr genau anzuschauen und auf die Wortwahl zu achten.“ Für Kraus ist es wichtig, „sich mit der AfD auseinanderzusetzen, obwohl die Zusammenarbeit schwierig und anstrengend ist.“
Thematisiert wurde natürlich auch der Mord an der 12-jährigen Luise: „Erst mal innehalten und analysieren“ sagte Hagen, „weil wir bis jetzt noch keine Lösung haben.“ Auch Huber wollte „keine voreiligen Schlüsse ziehen“. Für ihn ist die Herabsetzung des strafrechtlichen Mindestalters keine Lösung des Problems und es muss „in den Familien präventiv gearbeitet werden und jeder muss die Augen offenhalten – auch in der Schule“. Kraus meinte, dass „Politik nicht alles regeln kann, aber sie kann die nötigen Rahmenbedingungen schaffen“.
Da auch das Franz-Marc-Gymnasium viele Schüler mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen, wollten diese von den Politikern deren Einstellung zu den Ticket-Variationen „365-Tage-Ticket“ und 49 Euro-Ticket“ wissen. „Ich bevorzuge das 49 Euro-Ticket für alle, um damit auch in der Freizeit im gesamten öffentlichen Raum zu fahren“, erklärte Hagen. Huber favorisierte ein 29 Euro-Ticket, das für alle Schüler und Azubis gilt. „Wir müssen den ÖPNV für diese Zielgruppe attraktiv machen und das Gesamtkonzept muss stimmen“, sagte er.
Abschließend stand der Ukraine-Krieg im Mittelpunkt. Hier waren sich alle vier Politiker einig, dass der Staat seinen Verpflichtungen nachkommen muss – finanziell und humanitär. Kraus appellierte an die Zuhörer, ihre Flüchtlings-Mitschüler zu unterstützen und Doris Rauscher (SPD) möchte „keinen Flüchtling in der Gesellschaft verlieren“. fu