+++ 16.55 Uhr: Die USA haben nach eigenen Angaben einen Drohnenangriff auf ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in Kabul ausgeführt. Der „defensive“ Angriff habe der Beseitigung einer „akuten Gefahr“ für den Flughafen der Stadt durch den Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Afghanistan (IS-K) gedient, teilte am Sonntag das US-Verteidigungsministerium mit. Durch den Angriff ausgelöste Explosionsgeräusche aus dem Fahrzeug hätten bewiesen, dass in diesem eine „große Menge an Sprengstoff“ gewesen sei.
+++ 15.44 Uhr: Die jüngste Explosion in der Nähe des Flughafens in Kabul ist nach Angaben des afghanischen Gesundheitsministeriums durch einen Raketenangriff verursacht worden. Dies sagte ein Beamter gegenüber der BBC. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf einen hochrangigen Polizeibeamten soll die Rakete in einem Viertel nordwestlich des Flughafens eingeschlagen sein, dabei sei ein Kind ums Leben gekommen. Bisher hat sich noch keine Gruppe zu dem Angriff bekannt.
+++ 15.08 Uhr: Offenbar hat es in Kabul erneut eine Explosion gegeben. Mehrere Nutzer:innen schrieben auf Twitter, sie hätten eine „starke“ Explosion gehört – Journalisten der Nachrichtenagentur AFP konnten dies betätigen. Gleichzeitig wurden Bilder und Videos geteilt, auf denen eine große, schwarze, aufsteigenden Rauchsäule zu sehen war. Zwei lokale Journalisten sprachen von einer Rakete, die in einem Privathaus in der Nähe des Flughafens eingeschlagen sein soll. Dies berichtet auch der Nachrichtensender Al Jazeera.
+++ 13.05 Uhr: Die US-Botschaft in Kabul hat für Staatsangehörige der USA jetzt eine dringende Sicherheitswarnung ausgesprochen. Auf der Webseite der Botschaft werden US-Bürger dazu aufgefordert, „aufgrund einer konkreten, glaubwürdigen Bedrohung“ das Flughafengelände sofort zu verlassen. Außerdem sollen US-Bürger es vermeiden, zum Flughafen zu reisen und sie sollen unbedingt allen Flughafen-Gates fern bleiben.
+++ 12.35 Uhr: Mit den Evakuierungsflügen der Bundeswehr wurden einem Zeitungsbericht zufolge offenbar nur wenige Ortskräfte aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. Entsprechende erste Zahlen habe das Bundesinnenministerium in dieser Woche unter anderem im Bundestag präsentiert, berichtete die Welt am Sonntag. Demnach befanden sich unter den bis Mitte der Woche etwa 4.500 Ausgeflogenen nur knapp mehr als 100 Ortskräfte mit ihren Familien. Insgesamt mache diese Gruppe rund 500 der 4.500 ausgeflogenen Menschen aus.
Angesichts der unübersichtlichen Evakuierungen aus Kabul werde allerdings davon ausgegangen, dass sich mehrere Ortskräfte derzeit womöglich noch in anderen europäischen Ländern aufhielten. Eine Anfrage dazu habe das Bundesinnenministerium unbeantwortet gelassen, so die WamS. Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin wurden demnach mittlerweile 5.300 Menschen aus Kabul in Sicherheit gebracht.
+++ 10.50 Uhr: Die USA rechnen damit, dass bereits in den nächsten Stunden weitere Terroranschläge in Afghanistan drohen. US-Präsident Joe Biden warnte am Samstagabend vor einer „wahrscheinlichen Attacke“ in den nächsten 24 bis 36 Stunden. Am frühen Sonntagmorgen warnte auch die US-Botschaft in Kabul vor einer konkreten Bedrohung im Umfeld des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt und forderte die US-Bürger auf, das Gebiet zu verlassen. Bei einem Selbstmordanschlag der IS kamen am Donnerstag 183 Menschen ums Leben.
+++ 08.55 Uhr: Die zivilgesellschaftliche Rettungsaktion „Kabul Luftbrücke“ wurde Berichten der Organisator:innen sowie des Nachrichtenmagazins Spiegel zufolge vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik blockiert. Den Retter:innen gelang es, nach Angaben der Organisation, 18 Ortskräfte des portugiesischen Militärs mit einem privat mit Hilfe von Spendengeldern gecharterten Flugzeug in Sicherheit zu bringen. Etwa 180 weitere Sitzplätze in dem Airbus musste die Initiative auf dem Rückflug unbesetzt lassen. Organisiert hatten die Aktion zahlreiche Ehrenamtliche von mehreren Organisationen aus der Geflüchtetenhilfe in nur wenigen Tagen.
Grund dass der Rettungsversuch, bei dem nach Angaben des Spiegel 170 Ortskräfte der Bundeswehr aber auch Journalist:innen und Übersetzer:innen außer Landes gebracht werden sollten, nicht wie geplant stattfand, sei einerseits der Tatsache geschuldet, dass die organisierte Eskorte zum Flughafen durch katarische Sicherheitskräfte aus unbekannten Gründen verweigert worden sei. Das berichtet Spiegel-Korrespondent Christoph Reuter, der die Rettungsaktion vor Ort begleitet hatte.
Doch selbst wenn diese Menschen es zum Flughafen geschafft hätten, hätte das Auswärtige Amt die Aktion in Kabul blockiert. Das erklärte die Gruppe „Leave Noone Behind“ am späten Sonntagabend in einer Stellungnahme auf der Social-Media-Plattform Instagram. „Für hunderte Menschen hatten wir eine sichere Unterkunft, haben sie offiziell auf Listen des Auswärtigen Amtes registrieren und absegnen lassen“, erklärt die Initiative in dem Posting. „Die Regierung weigerte sich, eine E-Mail zu schreiben, um den Transport freizugeben“, heißt es danach weiter.
Obwohl Außenminister Heiko Maas (SPD*) sich nach Angaben der Initiative persönlich für das Stattfinden des Fluges eingesetzt habe und dem Flug ein NATO-Rufzeichen der Bundeswehr vermittelte, hätte vor Ort „eine bürokratische und politische Verhinderungstaktik“ stattgefunden. „Als Portugal unser Evakuierungsangebot für ihre afghanischen Ortskräfte dankend annahm, versuchten deutsche Diplomaten offenbar zu erzwingen, dass das Flugzeug niemanden evakuiert“, so die Darstellung von „Leave Noone Behind“, die auch der Spiegel-Korrespondent bestätigt. Eine Stellungnahme seitens des Auswärtigen Amts gibt es dazu bislang nicht.
Afghanistan | |
Bevölkerung | 38,04 Millionen |
Hauptstadt | Kabul |
Währung | Afghani |
Amtssprachen | Paschtunische Sprache, Dari |
Erstmeldung vom 29.08.2021, 08.05 Uhr: Kabul - Die Lage in Afghanistan bleibt weiter gefährlich. Das Verhältnis zwischen den USA und den nun an der Macht befindlichen Taliban ist nach dem Terroranschlag am Flughafen Kabul deutlich angespannt. Verantwortlich für die 183 getöteten Menschen sind zwar nicht die militanten Islamisten der Taliban, sondern ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat, der unter dem Namen Isis K bekannt wurde. Doch den Vergeltungsangriff der USA verurteilen die Taliban gleichermaßen.
Nun kündigt US-Präsident Joe Biden aber weitere Angriffe an. „Dieser Schlag war nicht der letzte. Wir werden jede Person jagen, die an dieser abscheulichen Tat beteiligt war. Sie werden dafür bezahlen“, sagte Biden in einer Stellungnahme am Samstag (28.08.2021). Mit einem Drohnenangriff hatte die US-Luftwaffe zwei mutmaßliche Drahtzieher des Anschlags getötet. Ein weiterer Terrorist der Isis K soll bei dem Angriff in Afghanistan verwundet worden sein.
Gleichzeitig warnte Biden vor weiteren Terroranschlägen rund um den Flughafen Kabul. „Unsere Kommandanten haben mich informiert, dass ein weiterer Angriff in den nächsten 24 bis 36 Stunden sehr wahrscheinlich ist“, so der US-Präsident. Man werde alle Vorkehrungen treffen, die noch in Afghanistan befindlichen US-Soldaten zu schützen. Bei dem Angriff vergangene Woche waren insgesamt 183 Menschen gestorben, darunter 13 Soldaten der US-Armee.
Die mit Isis K verfeindeten Taliban verurteilten trotz allem den Drohnenangriff in der afghanischen Provinz Nangahar. „Das war ein klarer Angriff auf das souveräne Staatsgebiet Afghanistans“, so ein Sprecher der Islamisten laut der Nachrichtenagentur Al Jazeera. Man werde die Kämpfe mit Isis K selbst führen.
Währenddessen sagte Zabihullah Mujahid, Verteidigungsminister in der Übergangsregierung der Taliban, der US-Nachrichtenagentur Reuters, man werde in den kommenden Stunden die Kontrolle über den Flughafen Kabul erlangen. In den nächsten Tagen werde man das komplette Regierungskabinett bekannt geben.
Den Flughafen werde man bis dahin vollständig abriegeln. Nur noch Ausländerinnen und Ausländer werden von den Taliban zu den verbliebenen Flugzeugen durchgelassen. „Wir haben Listen von den Amerikanern. Wenn Ihr Name auf einer Liste steht, kommen sie durch“, sagte ein weiterer Taliban-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur afp. (Daniel Dillmann mit Agenturen)