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Schwedens Wahl-Krimi beendet: Endgültiges Ergebnis schafft Klarheit

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Von: Florian Naumann

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Schweden hat gewählt. Das Ergebnis ist auf jeden Fall eines: sehr knapp. Ministerpräsidentin Andersson kündigte nun ihren Rücktritt an. Der News-Ticker.

Update vom 18. September, 12.47 Uhr: Das endgültige Ergebnis der Parlamentswahl in Schweden hat am Sonntag die knappe Mehrheit für das konservativ-rechte Lager sowie ein Rekordresultat der rechtspopulistischen Schwedendemokraten bestätigt. Der Vier-Parteien-Block des Konservativen Ulf Kristersson hat bei der umkämpften Wahl am vergangenen Sonntag demnach 176 Mandate errungen, das linksgerichtete Lager der bisherigen sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson 173.

Anderssons Sozialdemokraten werden den endgültigen Zahlen zufolge wie erwartet mit 30,3 Prozent klar stärkste Partei. Zweite werden die Schwedendemokraten, die auf ein Rekordergebnis von 20,5 Prozent kommen und somit erstmals die Moderaten von Kristersson als zweitstärkste Parlamentskraft ablösen. Insgesamt schaffen es erneut acht Parteien in den Reichstag von Stockholm - vier davon bildeten das Lager von Andersson, vier den Block von Kristersson. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 84 Prozent.

Update vom 14. September, 20.07 Uhr: Drei Tage nach der umkämpften Parlamentswahl in Schweden hat sich Ministerpräsidentin Magdalena Andersson geschlagen gegeben. Das konservativ-rechte Lager ihres Herausforderers Ulf Kristersson habe bei der Wahl am Sonntag eine knappe Mehrheit erhalten, stellte die 55 Jahre alte Sozialdemokratin am Mittwochabend in Stockholm fest, noch bevor die allerletzten Stimmen ausgezählt waren.

Schweden-Wahl wohl entschieden: Andersson tritt zurück

„Das ist eine dünne Mehrheit, aber es ist eine Mehrheit“, sagte sie. Deshalb werde sie am Donnerstag ihren Rücktritt als Ministerpräsidentin einreichen. Die Verantwortung für den weiteren Prozess gehe dann an Parlamentspräsident Andreas Norlén und den Reichstag über. Bis eine neue Regierung die Arbeit aufnehme, werde sie eine Übergangsregierung führen.

Kurz zuvor war der knappe Vorsprung des Lagers von Kristersson einschließlich der rechtspopulistischen Schwedendemokraten nach Auszählung fast aller Stimmen auf 176 zu 173 Mandate angewachsen. Ein vorläufiges Ergebnis stand am Mittwochabend noch aus. Mehr als 99 Prozent der Wahlbezirke waren um 19.45 Uhr aber bereits ausgezählt.

Ob sich die vier Parteien aus Kristerssons Block letztlich auf eine Regierungszusammenarbeit einigen können, ist noch offen. Die Chefin der mit Kristerssons Moderaten verbündeten Christdemokraten, Ebba Busch, schrieb jedoch bereits auf Instagram: „Das schwedische Volk hat für einen Machtwechsel gestimmt!“

Update vom 14. September, 19.43 Uhr: Kurz vor Ende der Stimmauszählung der äußerst knappen Parlamentswahl in Schweden hat das konservativ-rechte Lager seinen minimalen Vorsprung ausbauen können. Ein Mandat wanderte am Mittwochabend von den Sozialdemokraten der Ministerpräsidentin Magdalena Andersson zu den Moderaten ihres Herausforderers Kristersson herüber, wie Zahlen auf der Webseite der schwedischen Wahlbehörde zeigten. Zu dem Zeitpunkt waren bereits mehr als 99 Prozent aller 6578 Wahlbezirke vorläufig ausgezählt.

Der Vorsprung von Kristerssons Vier-Parteien-Block einschließlich der rechtspopulistischen Schwedendemokraten auf das ebenfalls aus vier Parteien bestehende Lager von Andersson wuchs dadurch auf 176 zu 173 Mandate, nachdem er bis zuletzt bei 175 zu 174 gelegen hatte. 175 der 349 Sitze sind im Reichstag in Stockholm für eine Mehrheit notwendig. Ein vorläufiges Endergebnis der Reichstagswahl vom Sonntag wurde noch am Mittwochabend erwartet.

Schwedens Wahl-Krimi vor dem Ende - Endergebnis mit Spannung erwartet

Update vom 14. September, 15.33 Uhr: Noch heute Abend wollen die schwedischen Wahlbehörden ein Endergebnis zur Parlamentswahl vom Sonntag vorlegen. Noch ist es nicht so weit – doch Zwischenergebnisse bei der Auszählung der letzten Stimmen deuten auf eine Mehrheit für das rechte Lager hin.

Nach Auswertung von 60.800 „Montagsstimmen“ – gemeint sind spät eingetroffene Briefwahlzettel und Auslandsstimmen – hätten die Sozialdemokraten leicht eingebüßt, berichtet der öffentlich-rechtliche Sender SVT. An der Mandatsverteilung habe sich bislang nichts geändert. Bei der Wahl 2018 hatte es gut 200.000 solcher spät ausgezählten Stimmen gegeben.

Allerdings bahnen sich auch Probleme für das konservativ-rechtspopulistische Lager bei der Mehrheitsfindung an: Nötig sind für eine solche Regierung auch die Stimmen der Liberalen. Doch deren Jugendverband wehrt sich gegen eine Koalition mit den rechtspopulistischen Schwedendemokraten. Die Vorsitzende Romina Pourmokhtari erklärte der Zeitung Dagens Nyheter, es sei eine „Unmöglichkeit“ für die Liberalen, für solch eine Regierung zu stimmen. Pourmokhtari wird dem Bericht zufolge zwar ihre Rolle als Jugend-Vorsitzende abgeben, könnte aber selbst in den Riksdag einziehen. Nach Stand der Dinge würde das Rechts-Lager nur über eine Stimme Mehrheit verfügen.

Update vom 12. September, 14.08 Uhr: Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten sind der große Wahlsieger der Schweden-Wahl. Obwohl Ministerpräsidentin Magdalena Andersson mit ihren Sozialdemokraten erneut klar stärkste Kraft wird, deuten die bisherigen Zahlen darauf hin, dass sie ihre Regierungsgrundlage verlieren könnte. Grund dafür ist, dass sich der konservative Block um Herausforderer Ulf Kristersson den Schwedendemokraten angenähert hat und mit ihnen nun auf eine minimale Mehrheit kommen könnte. Applaus gibt es dafür von der AfD.

„Wir gratulieren Jimmie Åkesson und seinen Schwedendemokraten zu ihrem sensationellen Erfolg bei der Parlamentswahl“, schreiben die Bundessprecher Alice Weidel und Tino Chrupalla in einem gemeinsamen Statement. „Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, aber offenbar werden die Schwedendemokraten zweitstärkste Kraft. Es scheint eine konservative Mehrheit für Schweden zu geben. Eine Zeitenwende für das skandinavische Land.“ Die „überbordende Kriminalität“ sowie eine „ungebremste Migration“ hätten die Bevölkerung zum Umdenken gebracht.

Schweden-Wahl: Regierungswechsel? Rechte drehen Ergebnis

Update vom 12. September, 10.30 Uhr: Schweden steht am Montagvormittag weiter ohne Endergebnis der Parlamentswahl da. Nach einem denkwürdigen Wahlabend muss sich das skandinavische Land auf ungewisse Zeiten gefasst machen. Ein führender Wahlexperte des schwedischen Rundfunks, Mats Knutson, sagte am Montag in einer ersten Analyse, bleibe es bei den derzeitigen Zahlen, dann sehe es nach einem bevorstehenden Regierungswechsel aus. Da die letzten Stimmen aber noch nicht ausgezählt worden seien, bestehe auf Seiten des Lagers von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson weiter ein Funken Hoffnung, dass sich die sehr knappe Lage noch zu ihren Gunsten verändere.

Schweden hatte am Sonntag einen dramatischen Wahlkrimi erlebt. Anderssons Sozialdemokraten wurden zwar klar stärkste Kraft, doch ein Vier-Parteien-Block ihres konservativen Herausforderers Ulf Kristersson einschließlich der rechtspopulistischen Schwedendemokraten lag in der Nacht mit äußerst knappem Vorsprung vor dem linksgerichteten Lager der Regierungschefin. In ersten Prognosen war noch Anderssons Seite knapp vorne gewesen. Bricht das Land nun auseinander? Ein Kommentar zur Wahl.

Nach Auszählung von knapp 95 Prozent der Stimmen sieht die Wahlbehörde den Kristersson-Block bei 175 von 349 Sitzen, Anderssons Lager bei 174. Dem Rundfunk zufolge trennten die beiden Lager da nur etwa 47.000 Stimmen. Frühestens am Mittwoch soll nun das vorläufige Ergebnis feststehen, nachdem letzte Stimmen ausgezählt wurden.

Update vom 12. September, 6.52 Uhr: Die Wahlbehörden haben angekündigt, dass mit einem endgültigen Ergebnis der Wahl in Schweden erst ab Mittwoch (14. September) zu rechnen sei. Erst dann wären Stimmen aus dem Ausland sowie verspätete vorzeitig abgegebene Stimmen ausgezählt. Laut ersten Hochrechnungen steuert das rechte Lager auf einen hauchdünnen Sieg über das linke Wahlbündnis von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson zu. 

Wahl in Schweden: Rechtes Lager laut Hochrechnungen mit hauchdünner Mehrheit

Update vom 12. September, 2.05 Uhr: Der Wahlabend in Schweden neigt sich seinem Ende entgegen – noch nicht aber das Warten auf ein Endergebnis. Nach Auszählung von 93 Prozent der Wahlbezirke zeigt sich aber eine Tendenz: Nach Berechnungen des Senders SVT liegt der „Rechtsblock“ um die rechtspopulistischen Schwedendemokraten und die konservativen Moderater mit 176 zu 173 Mandaten in Front.

Angesichts dessen könnten nun Konservativen-Chef Ulf Kristersson erster Anwärter auf den Posten als Ministerpräsident sein. Zwar liegt seine Partei erstmals hinter den Schwedendemokraten. Allerdings dürften die potenziellen Koalitionspartner den Rechtspopulisten Jimmie Åkesson als Regierungschef nicht akzeptieren. Åkesson selbst erhob am Abend zwar indirekt Anspruch auf Regierungsbeteiligung und wohl auch Kabinettsposten, sprach aber nicht davon, Regierungschef werden zu wollen.

Seine Partei könne eine „Veränderung leiten“, betonte Kristersson derweil. Er wolle einen und nicht spalten, erklärte der Konservative. Ziel sei die Bildung einer neuen, handlungskräftigen und stabilen Regierung. Auch dies könnte nach Jahren eher instabiler sozialdemokratischer Minderheitsregierungen als Fingerzeig in Richtung einer engen Einbindung der Schwedendemokraten gedeutet werden. Schweden steht damit vor einem Bruch mit dem bisherigen Umgang mit den Rechtspopulisten. Am Abend hatten aber auch die dem linken Lager zugerechnete Centerparti ein Angebot gemacht.

Besiegt, aber dennoch auf Kurs Ministerpräsidentenamt? Der Konservative Ulf Kristersson nach der Schweden-Wahl.
Besiegt, aber dennoch auf Kurs Ministerpräsidentenamt? Der Konservative Ulf Kristersson nach der Schweden-Wahl. © IMAGO/ANDREAS SANDSTRÖM

Ministerpräsidentin Magdalena Andersson wollte sich indes noch nicht als Besiegte sehen. Es werde dauern, bis alle Stimmen gezählt sind, betonte die Sozialdemokratin. In der Nacht sei kein Endergebnis zu erwarten. Angesichts von Zuwächsen ihrer Partei lobte Andersson auch den Wahlkampf: „Es hat sich offenbart, dass die schwedische Sozialdemokratie stark ist.“ Die Zwischenergebnisse im Überblick:

'Linkes' Lager gesamt:Sozialdem.ZentrumGrüneLinke
48,8%30,5%6,7%5,0%6,6%
'Rechtes' Lager gesamt:Schwedendem.ModeraterChristdem.Liberale
49,8%20,7%19,1%5,4%4,6%

Rechtspopulisten zweitstärkste Kraft in Schweden – Schwedendemokraten wollen offenbar in die Regierung

Update vom 12. September, 0.10 Uhr: Der Parteichef der rechtspopulistischen Schwedendemokraten, Jimmie Åkesson, hofft nun offen auf einen „Machtwechsel“ in Schweden. Er wollte nicht viel zu „diesem Blockkampf“ sagen, erklärte er kurz nach Mitternacht auf der Wahlparty seiner Partei. Es sehe aber „richtig gut aus“. „Wenn es einen Machtwechsel gibt“, fügte er hinzu, sei die Ambition die Bildung eine neuen „Mehrheitsregierung“. Der Subtext: Die Schwedendemokraten wollen keine Regierung als stiller Machtbeschaffer dulden, sondern mit in die Regierung. Dies käme einem noch vor kurzem unvorstellbaren Bruch in der schwedischen Politik gleich.

Åkesson stimmte aber - wie auch andere Politiker - auf eine lange Wartezeit bis zu einem finalen Ergebnis ein. Dieses könne noch Tage auf sich warten lassen. Linke-Chefin Nooshi Dadgostar rechnete fast zeitgleich ebenfalls mit einem Ergebnis „im Laufe der kommenden Woche“. Sie rügte die Wahlkampagne der Schwedendemokraten: Ihr Erfolg beruhe auf dem Gedanken, dass „einige Menschen mehr wert sind als andere“.

Schweden-Wahl: Rechtes Lager führt im Zwischenergebnis – erste Partei macht Konservativen ein Angebot

Update vom 11. September, 23.52 Uhr: Auch nach Auszählung von 5570 der 6578 schwedischen Wahlbezirke verfügt das rechte Parteienlager über eine hauchdünne Mehrheit. Weiterhin stehen 175 zu 174 Mandate zu Buche.

Mittlerweile rückt die Mehrheitsbildung in den Fokus: Annie Lööf, Chefin der im Wahlkampf auf die Sozialdemokraten ausgerichteten Zentrumspartei schloss in einem Interview mit dem TV-Sender SVT ein Bündnis mit den konservativen Moderater nicht mehr aus. Dafür müsse die Partei aber „das Band mit den Schwedendemokraten kappen“.

Quelle: SVT.se, Stand 23.52 Uhr.

Update vom 11. September, 22.56 Uhr: Die Wende bei der schwedischen Wahl ist da – zumindest für diesen Moment. Nach aktuellen Berechnungen hat das rechte Lager mit 175 zu 174 Mandaten die Mehrheit im Riksdag inne. Die Auszählung wird allerdings noch einige Zeit andauern. Großen Einfluss können außerdem noch Briefwahlstimmen aus dem Ausland haben.

Schweden-Wahl: Wende spät am Abend? Rechte holen massiv auf 

Update vom 11. September, 22.40 Uhr: Spät am Wahlabend kommt in Schweden unerwartet noch einmal Spannung auf: Aktuelle Zwischenergebnisse sehen laut dem TV-Sender SVT den Abstand zwischen linkem und rechtem Lager schrumpfen. Die Mandatsverteilung liege nach dem neuesten Zwischenstand bei 175 zu 174 für die Unterstützer der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson. Wenig später ging das rechte Lager sogar in Führung.

Zurückzuführen ist das vor allem auf eine Aufholjagd der konservativen Moderater bei der Stimmauszählung. Die Partei des Vorsitzenden Ulf Kristersson wird derzeit auf 18,7 Prozent taxiert. Vor einer Dreiviertelstunde rangierten die Moderater noch bei 17,7 Prozent. Zugleich haben die Linken in derselben Zeitspanne 0,8 Prozentpunkte verloren. Momentan sind gut 3.000 Bezirke ausgezählt – und damit etwa die Hälfte der Stimmen.

Aufregung um islamische Partei bei Schweden-Wahl: Unerwartet hohe Ergebnisse in einigen Wahlbezirken

Update vom 11. September, 22.25 Uhr: Weitgehend unbeachtet von den Medien hat eine teils islamstisch ausgerichtete Partei bei der schwedischen Parlamentswahl offenbar einige unerwartet hohe Ergebnisse eingefahren. So haben im Zentrum des mehrheitlich von Einwanderern bewohnten Stockholmer Vorortsdisktrikt Akalla die „sonstigen Parteien“ 11,3 Prozent der Stimmen erhalten, wie Aftonbladet online berichtet. Der politische Kommentator des Senders TV4, Marcus Oscarsson, führte das nicht zuletzt auf die Partei Nyans zurück.

Nyans führe in mehreren Themenbereichen religiöse Argumentationen ins Feld und stehe unter Verdacht, eine islamistische Agenda zu pflegen, erklärte Oscarsson. Sollten viele Stimmen an die nicht von Meinungsumfragen erfasste Parteien gehen, könne das das Wahlergebnis entscheidend beeinflussen, betonte er. Allerdings liegen die sonstigen Parteien landesweit derzeit bei nur 1,7 Prozent. Zahlen aus einigen Großstädten wie Malmö stehen teils noch aus.

Beachtung gefunden hatte Nyans‘ Mikail Yüksel im Vorfeld der Wahl allerdings in der Türkei: Er befürwortete die Auslieferungsforderungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdigan im Nato-Streit mit Schweden – das brachte ihm einen Bericht von Ankaras Auslandssender TRTinternational ein.

Schweden-Wahl 2022: Ergebnis schärft sich – Anderssons Lager auf dem Weg zum Sieg?

Update vom 11. September, 21.55 Uhr: Nun schärft sich das Bild zum Ausgang der Schweden-Wahl. Nach Auszählung von 1549 der 6578 Wahlbezirke nähern sich die Zwischenergebnisse den Prognosen an. Die wichtigste Erkenntnis wohl: Das linke Lager liegt spürbar in Front – ungeachtet der Tatsache, dass die nach rechts ausgerichteten Liberalen nun wieder oberhalb der Vierprozenthürde liegen. Der Sender SVT berechnet aktuell 177 Mandate für die Ministerpräsidentin Magdalena Andersson zugeneigten Parteien. Die rechten Parteien kommen demnach nach dem aktuellen Stand der Dinge auf 172 Mandate.

Die Schwedendemokraten verfolgen die Wahlberichterstattung im Sender SVT.
Die Schwedendemokraten verfolgen die Wahlberichterstattung im Sender SVT. © Jonathan Nackstrand/AFP

Update vom 11. September, 21.40 Uhr: Ist der Wahlausgang ein Sieg für das linke Lager in Schweden? Der Politik-Journalist Mattias Knutson zeigt sich in einer TV-Analyse skeptisch. Der Kommentator des Blattes Expressen verweist darauf, dass auch die offenbar siegreichen Sozialdemokraten im Wahlkampf massiv ihre Rhetorik verändert hatten: So habe Ministerpräsidentin Magdalena Andersson in der Debatte um Bandengewalt und „exponierte“ Stadtviertel etwa erklärt, das Land wolle keine „Chinatowns“, „Little Italys“ oder „Somalitowns“.

Update vom 11. September, 21.35 Uhr: Eine kuriose Randnotiz des schwedischen Wahlabends: Ausgerechnet im Zentrum der Hauptstadt Stockholm stehen offenbar immer noch Wähler vor einem Wahllokal Schlange, um ihre Stimme abzugeben. Laut einem Bericht des Aftonblad könnte es bis 23 Uhr dauern, ehe alle Bürger an die Wahlurnen gelangt sind.

Schweden-Wahl: Turbulenzen in den ersten „echten“ Ergebnissen – Rechtspopulisten trotz Zugewinn geschlagen?

Update vom 11. September, 21.15 Uhr: Schwedens öffentlich-rechtliches Fernsehen hat nun erste Daten zu bereits ausgezählten Wahlbezirken veröffentlicht – allerdings arbeitet der Sender SVT nicht mit einer Hochrechnung nach deutschem Muster, sondern mit kumulierten Zahlen der vorliegenden Ergebnisse. Daher sind die Daten mit großer Vorsicht zu genießen.

Nach Auszählung von 190 der 6578 Wahldistrikte liegen demnach die Sozialdemokraten mit 30,4 Prozent in Front. Die Schwedendemokraten rangieren mit 22,4 Prozent auf einem noch etwas höheren Niveau als in der ersten Prognose. Die konservativen Moderater verlieren nach diesen Daten bislang massiv – auf nur noch 15,4 Prozent. Die Liberalen rangieren aktuell unterhalb der Vierprozenthürde. Damit würde das rechte Lager wohl seine Machtchancen verlieren.

Schweden-Wahl 2022: Sozialdemokraten hoffen – Rechtspopulisten appellieren schon konservatives Lager

Update vom 11. September, 21.08 Uhr: Die ersten Reaktionen aus den schwedischen Parteien liegen vor. Die regierenden Sozialdemokraten zeigten sich angesichts des knappen Vorsprungs für den linken Teil des Parteienspektrums vorsichtig optimistisch. „Es wäre ein enormer Erfolg, falls wir nach zwei Regierungsperioden auch ein drittes Mal Erfolg haben“, erklärte Parteigeneralsekretär Tobias Baudin laut der Tageszeitung Svenska Dagbladet.

Bei den Schwedendemokraten herrschten trotz deutlicher Zuwächse „gemischte Gefühle“ vor. Parteivorstand Mattias Karlsson bekannte dem Bericht zufolge Enttäuschung. Er hoffte auf ein auch bei einer Wahlniederlage für das rechte Lager fortgesetztes Bündnis: „Ich glaube, dass die Ambition aller Beteiligten kein kurzfristiges Wahlprojekt war, sondern etwas, das über die Zeit fortbesteht.“

Update vom 11. September, 20.46 Uhr: Nach wie vor wartet Schweden auf die ersten Hochrechnungen zum landesweiten Wahlausgang. Eine Prognose des Senders TV4 sieht allerdings ein klareres Ergebnis als die des öffentlich-rechtlichen Konkurrenten SVT: Hier kommen die vier Linksparteien auf 50,6 Prozent der Stimmen und die vier Parteien des rechten Lagers auf 48 Prozent.

Eine erste Wählerwanderungsanalyse SVTs zeigt indes, dass die Schwedendemokraten 2022 vor allem Stimmen der konservativen Moderater, aber auch der Sozialdemokraten für sich gewinnen konnten.

Schweden-Wahl: Zitterpartie droht – alle Blicke auf die Rechtspopulisten und den Lager-Kampf

Update vom 11. September, 20.25 Uhr: Die Deutung des Wahlergebnisses dürfte Schweden noch einige Zeit beschäftigen. Die ersten, noch wackligen, Prognosen zeigen zwei Sieger: Magdalena Anderssons Sozialdemokraten legen leicht zu und bleiben stärkste Kraft. Zugleich ist aber eine lange Zeit unvorstellbare Konstellation eingetreten – die rechtspopulistischen Schwedendemokraten gewinnen sogar drei Prozentpunkte hinzu und dürften mit großer Wahrscheinlichkeit zweitstärkste Kraft werden.

Spannend bleiben dürfte in den nächsten Stunden aber der Blick auf die Mandatsverteilung zwischen dem linken und dem rechten Parteienlager. In der ersten Prognose liegen die Sozialdemokraten und ihre möglichen Kooperationspartner von Grünen, Zentrum und Linken 0,6 Prozentpunkte in Front. Allerdings ist eine Mehrheitsfindung schwierig. Zwischen Linken und Zentrum etwa gibt es massive Vorbehalte.

Zu den Gewinnern zählen können sich nach Stand der Dinge auch die Grünen, die 1,4 Prozentpunkte zulegen. Die anderen Parteien haben durch die Bank eingebüßt. Sowohl Zentrumspartei (- 0,9 Punkte) und Linke (-1,0) im linken bis mittigen Spektrum, wie auch Moderater (-1,0), Christdemokraten (-1,1) und Liberale (-0,8) auf rechter Seite.

Einen Überblick über die Rolle und Bedeutung der schwedischen Parteien finden Sie in diesem Artikel.

Schweden-Wahl: Erste Prognose da – Rechtspopulisten punkten, verpassen aber wohl die Macht

Update vom 11. September, 20.00 Uhr: Nach den Problemen bei der Stimmabgabe in Schweden hat nun zumindest das Gros der Wahllokale geschlossen. Eine erste Prognose des öffentlich-rechtlichen Senders SVT zeigen die Nachwahlbefragungen einen Sieg der Sozialdemokraten von Magdalena Andersson (plus 1 Prozent). Auf Platz zwei landen der Prognose zufolge tatsächlich die rechtspopulistischen Schwedendemokraten, sie gewinnen drei Prozent. Ein schwerer Schlag für die konservativen Moderater.

Die Mehrheit hat diesen Zahlen zufolge das eher linke Lager: 176 zu 173 Mandate sieht die erste Überschlagsrechnung des Senders. Verschiebungen sind allerdings - ähnlich wie bei deutschen Wahlen - noch möglich. Größere Klarheit werden wohl Hochrechnungen in einer knappen Stunde bringen.

'Linkes' Lager gesamt:Soziald.ZentrumGrüneLinke
49,8%29,3%7,7%5,8%7,0%
'Rechtes' Lager gesamt:ModeraterSchwedend.Christd.Liberale
49,2%18,8%20,5%5,2%4,7%

Quelle: SVT.se, Stand 20.00 Uhr

Anhänger der rechtspopulistischen Schwedendemokraten feiern die ersten Prognosen zum Wahlausgang.
Anhänger der rechtspopulistischen Schwedendemokraten feiern die ersten Prognosen zum Wahlausgang. © IMAGO/Stefan Jerrevang/TT

Wahl-Chaos in Schweden: Bürger „stinksauer“ – letzte Umfragen zeigen Ausmaß des Nerven-Krimis

Update vom 11. September, 19.00 Uhr: Die heikle Schweden-Wahl wird zur Stunde von Problemen bei der Stimmabgabe überschattet: Laut einem Bericht der Zeitung Svenska Dagbladet (SvD) gibt es nicht nur lange Schlangen vor den Wahllokalen in vielen Teilen des Landes – sondern auch Kritik aus der Verwaltung. Eva Debels, Kanzleichefin der Wahlbehörde in Stockholm, führt die Probleme auf ein neues Gesetz zurück, das die Stimmabgabe hinter Sichtschutzwänden vorschreibt. Man habe „den Gesetzgeber“ im Vorfeld vor Schlangenbildung gewarnt, sagte sie SvD. Nun sei das erwartete Resultat eingetreten.

Der Sender SVT berichtete von verärgerten Wählern, die - zumindest vorerst - unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehrten. „Ich bin stinksauer“, zitierte der Kanal einen Bürger aus Södertälje bei Stockholm. Im mittelschwedischen Söderhamn seien zudem zwei Wähler in Ohnmacht gefallen, wohl auch aufgrund der „Wärme“. Ein Wahlhelfer erklärte dem Sender, möglicherweise müsse das Wahllokal bis 22 Uhr geöffnet bleiben. Womöglich erst dann, zwei Stunden nach offizieller Schließung der Wahllokale hätten alle Anstehenden ihre Stimme abgegeben.

Unterdessen zeigt ein Blick auf die letzten Umfragen das Ausmaß des zu erwartenden Wahlkrimis. Eine Umfrage des Instituts Demoskop im Auftrag der Boulevardzeitung Aftonbladet sah kurz vor dem Wahltag das linke Lager aus Sozialdemokraten, Grünen, Linken und Zentrum bei 49,6 Prozent, das rechte Lager aus Moderaten, Schweden- und Christdemokraten sowie Liberalen bei 49,4 Prozent der Stimmen. Laut Meinungsforscherin Karin Nelsson ist dabei auch noch nicht ausgemacht, dass die rechtspopulistischen Schwedendemokraten die konservativen Moderater überholen: „Es gibt viel Bewegung vor allem zwischen Schwedendemokraten, Christdemokraten und Moderater“, betonte sie.

Das Ergebnis dieser Sonntagsfrage im Überblick:

SCMPVMSDKDL
29,5%7,9%5,3%6,9%18,7%20,5%5,3%4,9%

Legende: S = Sozialdemokraten, C = Zentrum, MP = Grüne, V = Linke // M = Moderater, SD = Schwedendemokraten, KD = Christdemokraten, L = Liberale

Schweden wählt: Umfragen deuten auf Krimi hin – sogar Ministerpräsidentin steht lange zur Stimmabgabe an

Update vom 11. September, 16.10 Uhr: Die Schweden-Wahl gerät zu einer Art Polit-Krimi – unter durchaus heiklen Vorzeichen: Erstmals könnte die einstmals von Nazis und Faschisten geprägte Partei der Schwedendemokraten zweitstärkste Kraft werden. Zugleich ringen linkes und rechtes Lager den Prognosen nach um die Mehrheit. In dieser Ausgangslage ist offenbar auch das Interesse der Wähler groß.

Laut einem Bericht des Senders SVT gab es unter anderem in den Großstädten Stockholm, Göteborg und Uppsala teils lange Schlangen vor den Wahllokalen. Auch die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson stand nach eigenen Angaben „eine gute Stunde“ für die Stimmabgabe an. Rechtspopulisten-Chef Jimmie Åkesson wechselte kurzfristig das Wahllokal. Die Wahlbehörde sicherte allen Bürgern zu: Wer sich bis 20 Uhr in die Schlangen eingereiht hat, darf seine Stimme noch abgeben.

Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Sonntag bei der Stimmabgabe im Stockholmer Vorort Nacka.
Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Sonntag bei der Stimmabgabe im Stockholmer Vorort Nacka. © IMAGO/Ali Lorestani/TT

Nach Einschätzung eines SVT-Wahlreporters könnte sich auch unter diesen Vorzeichen gegen 21.15 Uhr ein stabileres Wahlergebnis abzeichnen.

Schweden-Wahl heute: Andersson schließt gemeinsame Sache mit Rechtspopulisten aus

Update vom 11. September, 13.06 Uhr: Schweden wählt ein neues Parlament: Um 8 Uhr öffneten die Wahllokale, rund 7,5 Millionen Bürger des skandinavischen Landes sind zur Stimmenabgabe aufgerufen. Schwedens Ministerpräsidentin Andersson hat in Stockholm bereits ihre Stimme abgegeben. Zuvor hatte die Sozialdemokratin vor Reportern betont, bereit zur Zusammenarbeit mit allen Parteien zu sein - außer mit den Rechtspopulisten der Schwedendemokraten (SD).

Sie sei sehr enttäuscht, dass sich andere Parteien in der Hinsicht anders entschieden hätten, sagte Andersson laut dem schwedischen Rundfunk. Umfragen zur Schweden-Wahl sehen ihr linksgerichtetes Lager und einen konservativ-rechten Block einschließlich der Schwedendemokraten beinahe gleichauf. Die Wahllokale sind noch bis 20.00 Uhr geöffnet, im Anschluss werden erste Prognosen erwartet. 

Schweden wählt: Rechtspopulisten wollen Platz in der Regierung notfalls „erzwingen“

Vorabmeldung: München/Stockholm – Nach vier politisch turbulenten Jahren wählt Schweden ein neues Parlament. Der Urnengang an diesem Sonntag (11. September) steht unter besonderen Vorzeichen. Nicht nur der Nato-Beitritt war für Stockholm ein Bruch mit dem jahrzehntelang gewohnten – die Umfragen sahen vor dem Termin auch die Rechtspopulisten der Schwedendemokraten (SD) in ungekannten Höhen. Das könnte die Regierungsbildung einmal mehr erschweren. Oder den Rechten sogar einen Platz im Kabinett ermöglichen.

Schweden-Wahl 2022: Umfragen sehen Anderssons Sozialdemokraten vorne – Rechtspopulisten wollen ins Kabinett

Die meisten Stimmen erhalten dürften gleichwohl einmal mehr die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson. Das „Wählerbarometer“ des Senders SVT sah die Regierungspartei am Freitag bei 30,3 Prozent. Doch dahinter folgen in den Sonntagsfragen nicht etwa wie zuletzt meist die konservativen „Moderater“. Sondern eben die „Sverigedemokrater“ von Parteichef Jimmie Åkesson mit mehr als 20 Prozent Zuspruch. Die Partei war in den 1980ern nach ihrer Gründung nicht zuletzt ein Sammelbecken für Nazis und Faschisten, gibt sich unter Åkesson aber deutlich gemäßigter.

Und anders als früher könnten die Rechtspopulisten auch an der Macht beteiligt werden. Der konservative Block im Parlament – bestehend aus Moderater, Liberalen und Christdemokraten – will Andersson beerben. Dafür sind die Parteien erstmals auch zu einer Kooperation mit den SD bereit. Zumindest die Konservativen würden dazu wohl auch mit den – noch 2018 unter erheblichen Bemühungen praktisch aller Parteien – aus der Mehrheitsfindung ausgegrenzten Populisten koalieren.

Åkesson will nun offenbar aufs Ganze gehen: Der Tageszeitung Svenska Dagbladet sagte er zuletzt, man könne Moderater-Chef Ulf Kristersson notfalls auch gegen den erklärten Willen der anderen beteiligten Parteien „zwingen“, einen Platz in der Regierung einzuräumen: „Wir werden einen Platz in der Regierung verlangen, wenn es einen Machtwechsel gibt“, betonte Åkesson. Rein dem Protokoll nach wären die SD als mutmaßlich stärkste Kraft im Lager rechts der Mitte ohnehin erster Ansprechpartner für eine Regierungsbildung, wie die Politikwissenschaftlerin Li Bennich-Björkman Merkur.de erklärte. Möglich sei allerdings, dass der Parlamentssprecher sich dennoch an Kristersson wendet.

Schweden debattiert Kriminalitäts-Problem: Enges Rennen zwischen linkem und rechtem Parteienblock

Eine heikle Ausgangslage also. Die Themen Nato-Beitritt und Ukraine-Krieg spielten dabei laut Bennich-Björkman gar keine allzu große Rolle im Wahlkampf. Ebenso wenig wie das Ringen mit der Türkei um die Auslieferung kurdischer Menschen. Ein dominierendes Thema ist hingegen Kriminalität und innere Sicherheit. Gewalttätige Banden in Großstädten wie Stockholm, Göteborg und Malmö; Schießereien, bei denen mitunter auch Unbeteiligte zu Zufallsopfern werden, sorgen teils für Verunsicherung und Angst im Land. Auch die regierenden Sozialdemokraten versprechen Verbesserungen. Thema waren zugleich hohe Strompreise.

Letztlich dürfte sich der künftige Kurs anhand weniger Prozentpunkte entscheiden. Und womöglich an einem „unsicheren Kantonisten“. Das SVT-„Wählerbarometer“ sah das eher linke Lager um Sozialdemokraten, Linke, Grüne und die Centerparti am Freitag bei 49,7 Prozent. Der „Rechtsblock“ aus Moderater, Liberalen, Christ- und Schwedendemokraten lag bei 49,4 Prozent. Die Centerparti hatte aber noch in den 10er-Jahren eine konservative Regierung mitgetragen. Und völlig offen scheint, ob sich die Partei der Vorsitzenden Annie Lööf mit den Linken an einen Tisch setzen würde.

Am Ende des Wahlabends in Schweden könnten hochkomplexe Verhandlungen stehen – und doch wieder eine Minderheitsregierung, wie schon in der vergangenen Wahlperiode. Auf welcher der beiden Seiten auch immer. Die Wahllokale schließen am Sonntag um 20 Uhr. Dann könnte es erste Klarheit geben. (fn)

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