Am Donnerstag hatte das französische Außenministerium dem Iran vorgeworfen, das im Mai festgesetzte Paar als „staatliche Geise“» zu halten und auf inakzeptable Weise im Fernsehen vorzuführen. Paris pochte auf eine sofortige Freilassung der beiden Franzosen. Ein iranischer Fernsehsender hatte am Donnerstag ein angebliches Spionagegeständnis des Paares ausgestrahlt. Die beiden Franzosen sollen gestanden haben, Proteste im Iran provozieren zu wollen. Sie seien Agenten des französischen Geheimdienstes.
+++ 14.31 Uhr: Das Europäische Parlament hat den Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini verurteilt und ihn als „Mord“ bezeichnet. In einer in Straßburg angenommenen Entschließung forderten die Abgeordneten außerdem Sanktionen gegen iranische Beamte, die an dem Tod der jungen Frau oder an der Niederschlagung der Straßenproteste beteiligt waren.
Die EU-Abgeordneten sprachen sich zudem für eine unabhängige Untersuchung ihres Todes aus. Das Parlament unterstütze die friedliche Protestbewegung im Iran und insbesondere die jungen Frauen, die an den Demonstrationen teilnehmen, heißt es in der Entschließung des Parlaments weiter. Den verbreiteten und unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt durch iranische Sicherheitskräfte gegen die Protestierenden, der zu zahlreichen Opfern geführt habe, verurteilten die Abgeordneten.
+++ 13.27 Uhr: Wie die ARD-Journalistin Natalie Amiri berichtet, ist der Onkel der im September getöteten Nika Shahkarami zu einem Statement im iranischen Staatsfernsehen gezwungen worden. Aktivistinnen und Aktivisten beschuldigen Sicherheitskräfte, sie hätten Shahkarami im Zuge der Proteste im Iran getötet. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, acht Menschen seien im Zusammenhang mit ihrem Tod festgenommen worden.
Die Justiz im Iran hat eine Verbindung zwischen dem Tod von Shahkarami und den Demonstrationen ausgeschlossen. Am Leichnam der jungen Frau seien keine Schusswunden festgestellt worden, sie sei gestorben, nachdem sie „gestoßen“ worden sei, sagte der Justizvertreter Mohammad Schahriari am Mittwoch (5. Oktober). Der Vorfall habe „nichts mit den jüngsten Störungen zu tun“.
Nun hat ihr Verwandter im Staats-TV eine erzwungene Stellungnahme abgeben müssen, schreibt Amiri auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. In den Fernsehaufnahmen könne man hören, „wie sie ihm die Schimpfworte einflüstern, die er für die Demonstrant:innen“ verwenden solle. Dazu teilte sie ein Video, das den Beitrag zeigt.
+++ 12.01 Uhr: Die Europäische Union hat deutliche Worte in Richtung Iran gesendet. EU-Außenbeauftragter Josep Borrell drängte auf ein Ende der Gewalt im Iran und die Freilassung festgenommener Demonstranten. Borrel erklärte auf Twitter, er habe gegenüber seinem iranischen Kollegen Außenminister Hussein Amirabdollahian auch betont, dass die für den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssten.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit müssten gewährt sein, forderte Borrel. „Die EU erwägt alle Optionen“, sagte er mit Blick auf mögliche EU-Maßnahmen wegen der Unterdrückung der Proteste im Iran.
+++ 11.18 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das Regime im Iran zu einem Ende der Gewalt gegen regierungskritische Demonstrierende aufgefordert. Vor einem Treffen mit anderen europäischen Staatsoberhäuptern sagte er am Donnerstag in Maltas Hauptstadt Valletta: „Es muss ein Appell von hier aus ausgehen, dass das Regime in Teheran die Gewalt stoppt und Respekt zeigt vor den jungen Menschen und den Frauen, die dort auf der Straße sind.“
Er werde die Situation im Iran beim Treffen der sogenannten Arraiolos-Gruppe an diesem Donnerstag (6. Oktober) ansprechen, kündigte Steinmeier an. „Das kann uns nicht gleichgültig sein, wenn dort Sicherheitsorgane mit großer Gewalt gegen vor allen Dingen junge Menschen, Repräsentanten der jungen Generation und Frauen vorgehen.“
Update vom Donnerstag, 6. Oktober, 10.51 Uhr: Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hat die Proteste innerhalb des Landes als feindlich gesteuert bezeichnet. Der Feind – also der Westen, die USA und Israel – stricke gegen die Islamische Republik eine „Verschwörung“, sagte Chamenei bei einer Rede vor Militärs. Sie wollten „die Sicherheit des Landes zerstören.“
Der Westen sei „nicht nur gegen die Islamische Republik. Sie sind gegen den Iran. Die USA sind gegen einen starken und unabhängigen Iran“, so der Oberste Führer. Es gehe bei den Protesten nicht um die Gleichberechtigung der Frau oder den strengen Kopftuchzwang, der im Iran gilt.
Erstmeldung vom Donnerstag, 6. Oktober: Teheran – Die Proteste im Iran gegen das herrschende Regime gehen weiter. Derweil hat die Justiz der Islamischen Republik eine Verbindung zwischen dem Tod einer Jugendlichen und den anhaltenden regierungskritischen Protesten im Land ausgeschlossen. Am Leichnam der im September getöteten Nika Schahkarami seien keine Schusswunden festgestellt worden, sie sei gestorben, nachdem sie „gestoßen“ worden sei, sagte der Justizvertreter Mohammad Schahriari. Der Vorfall habe „nichts mit den jüngsten Störungen zu tun“.
Unterdessen tauchen immer neue Bilder von Protesten junger Menschen gegen die Staatsmacht der Islamischen Republik auf. In der Millionenstadt Isfahan riefen Frauen kursierenden Videos auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zufolge „Frau-Leben-Freiheit“. In Ghom skandierten Protestierende „Habt keine Angst, habt keine Angst, wir sind alle zusammen“.
Die iranisch-deutsche ARD-Journalistin Natalie Amiri zeigte sich auf Twitter beeindruckt. Regelmäßig berichtet Amiri über die Vorkommnisse in dem Land. Ghom sei „neben Mashad DIE religiöse Hochburg im #Iran“, schrieb sie auf der Plattform. (mit Agenturen)