„Terroristischer Angriff“? Zwei Israelis sterben - Papst besorgt über „Spirale der Gewalt“

Zwei israelische Zivilisten sind wohl bei einem „terroristischen palästinensischen Angriff“ im Westjordanland getötet worden. Papst Franziskus zeigt sich besorgt.
Update vom 26. Februar, 22.15 Uhr: Nach dem Anschlag, bei dem Brüder im Alter von 20 und 22 Jahren getötet wurden, ist es am Abend in der Ortschaft Nablus zu schweren Ausschreitungen israelischer Siedler gekommen. Das israelische Fernsehen berichtete, sie hätten mehr als 30 Häuser von Palästinensern sowie Läden und Autos in Brand gesetzt. Mehrere palästinensische Familien seien von Sicherheitskräften aus ihren brennenden Häusern gerettet worden. Die Armee verstärke vor Ort ihre Präsenz, um weitere Gewalttaten zu verhindern.
Das israelische Kabinett hat währenddessen noch am Sonntag einen Gesetzesentwurf, der die Todesstrafe für Terroristen vorsieht, gebilligt. Der umstrittene Vorstoß muss noch mehrere Lesungen im Parlament passieren, bevor er in Kraft tritt. Mit einer ersten Abstimmung wird bereits am Mittwoch gerechnet.
„Terroristischer Angriff“? Zwei Israelis sterben - Papst besorgt über „Spirale der Gewalt“
Erstmeldung vom 26. Februar: Nablus - Bei einem mutmaßlich palästinensischen Anschlag im Westjordanland sind am Sonntag (26. Februar) nach Angaben von Sanitätern zwei Israelis getötet worden. Sowohl der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als auch sein Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir erklärten, die Zivilisten seien im Zusammenhang mit Schusswechseln umgekommen.
Israel-Palästina-Konflikt: Zwei Israelis sterben bei „terroristischem Angriff“
Nach Angaben der israelischen Armee hatte ein Angreifer nahe einer Kreuzung südlich der Stadt Nablus im Norden des Westjordanlands das Feuer auf die Insassen eines israelischen Fahrzeugs eröffnet. Soldaten suchten demnach nach dem oder den Tätern. Nähere Informationen zum Tathergang gibt es noch nicht.
Vorfälle wie diese sind in der Region keine Seltenheit, Frieden scheint im Nahost-Konflikt weit entfernt zu sein. Bei einem Einsatz der israelischen Armee in Nablus sind am Mittwoch nach palästinensischen Angaben mindestens elf Menschen getötet worden, darunter ein 16-jähriger Junge. 80 Menschen wurden verletzt. Es war der blutigste israelische Armeeeinsatz im Westjordanland seit 2005.
Einen Tag später wurden aus dem Gazastreifen mehrere Raketen auf Israel abgefeuert, woraufhin die israelische Armee Luftangriffe auf Ziele im Palästinensergebiet flog.
Israel: Zivilisten sterben bei „terroristischem palästinensischen Angriff“ - währenddessen finden Friedensgespräche statt
Der Vorfall am Sonntag ereignete sich während eines Treffens in der jordanischen Hafenstadt Akaba zur Beruhigung der Lage im Westjordanland. Daran waren Repräsentanten Israels und der Palästinenser sowie Jordaniens, Ägyptens und der USA beteiligt, allen voran Mitglieder der jeweiligen Geheimdienste.
Es war das erste Treffen dieser Art seit Jahren, so das jordanische Staatsfernsehen. Ziel sei es demnach gewesen, das Vertrauen zwischen beiden Seiten aufzubauen und die Lage zu beruhigen. Dies dürfte durchaus auch für Netanhaju zielführend sein, befindet sich Israel doch mit seinen US-Verbündeten wegen Palästina im Clinch.
Video: Expertin über die derzeitige Situation im Nahost-Konflikt
Israel-Palästina-Konflikt: Papst Franziskus besorgt über „Spirale der Gewalt“
Unterdessen zeigte sich auch Papst Franziskus besorgt über die jüngste Gewalteskalation im „Heiligen Land“. „So viele Menschen getötet, auch Kinder ... Wie kann man die Spirale der Gewalt stoppen?“, fragte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag nach dem traditionellen Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom. Unklar ist, ob er zu diesem Zeitpunkt schon von den beiden offenbar toten israelischen Zivilisten gewusst hat.
Papst Franziskus, der sich jüngst für seine Aussagen über Homosexualität rechtfertigen musste, erneuerte darüber hinaus seinen Appell, dass der Dialog über den Hass und die Rache siegen möge. Er bitte Gott für die Palästinenser und Israelis, damit diese mithilfe der internationalen Gemeinschaft die Straße der Brüderlichkeit und des Friedens fänden.
Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten bleibt damit extrem angespannt. Seit Beginn des Jahres wurden zehn Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 62 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder nach eigenen Anschlägen erschossen. (mef/dpa/AFP)