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Atomkrieg 2022: Knickt Putin ein? Kremlherrscher verkneift sich neue Drohung

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Von: Jens Kiffmeier

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Blufft er? Wladimir Putin drohte mit einem Atomkrieg 2022 – und beeinflusste mit dem Spiel der Angst die Niedersachsen-Wahl. Nun schlägt er neue Töne an.

Moskau/Kiew – Gezielte Vergeltung statt großem Atomschlag: Nach der Attacke auf die Krim-Brücke hat Russland seinen Willen zur massiven Gegenwehr bekräftigt. Nach einem Treffen mit dem nationalen Sicherheitsrat beschuldigte Präsident Wladimir Putin den ukrainischen Geheimdienst SBU als Drahtzieher und kündigte zugleich ein hartes Vorgehen an. „Wenn die Versuche terroristischer Anschläge auf unser Gebiet fortgesetzt werden, werden die Antworten Russlands heftig ausfallen und in ihrem Ausmaß dem Niveau der Bedrohungen entsprechen“, sagte der Kremlherrscher laut der Bild. Auffällig: Damit verkniff sich Putin eine erneute Drohung vor einem Atomkrieg 2022. Knickt er nun vor dem Westen ein?

Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg: Nach Anschlag auf Krim-Brücke rüstet Wladimir Putin ab

In der Nacht zu Montag hatte Russland nach eigenen Angaben mehr als 80 Raketen auf ukrainische Städte abgefeuert. Auch die Hauptstadt Kiew war betroffen. Russlands Präsident Wladimir Putin nannte den Angriff eine Reaktion auf die „Terroranschläge“ gegen russisches Staatsgebiet. Hintergrund ist wohl die Attacke auf die Krim-Brücke, die Russland mit der besetzten Halbinsel verbindet. Putin hatte umgehend die Ukraine für den Anschlag verantwortlich gemacht und eine Gegenreaktion angekündigt. Seit dem war die Angst groß, dass der Kremlchef die Vorgänge als Alibi für einen Einsatz von taktischen Atomwaffen nehmen könnte.

Droht im Ukraine-Krieg regelmäßig mit einem Atomkrieg: Russlands Präsident Wladimir Putin.
Droht im Ukraine-Krieg regelmäßig mit einem Atomkrieg: Russlands Präsident Wladimir Putin. © Alexei Danichev/Ukrinform/dpa

Atomkrieg 2022: Bluff oder nicht? Der Westen rätselt über die Drohung von Putin im Ukraine-Krieg

In der jüngsten Vergangenheit hatte Putin der Politik des Westens immer wieder mit einem Atomkrieg 2022 gedroht. Nachdem die Invasion in der Ostukraine ins Stocken geraten und Russland im Ukraine-Krieg herbe Rückschläge einstecken musste, hatte Putin selber die Möglichkeit für den Einsatz von Atomwaffen ins Spiel gebracht. Dies sei durchaus möglich und „kein Bluff“, sagte Putin in einer wirren Rede im russischen Staatsfernsehen. Kurz danach kursierten Bilder von einer vermeintlichen Verlegung militärischer Atomwaffen-Einheiten. Auch die Meldung, wonach Putin seinen 70. Geburtstag im Atombunker verbracht haben sollte, entfachten wilde Spekulationen über laufende Vorbereitungen – während US-Präsident Joe Biden ein „Armageddon“ nicht ausschloss.

Atomkriegsgefahr: Wie real ist das? Experten warnen vor Panikmache

Doch wie real ist die Atomkriegsgefahr? Viele Experten warnen immer wieder vor Panikmache. Zwar halten einige Militärbeobachter das Abfeuern taktischer Atomsprengköpfe für denkbar. Aber mit einem großen Atomschlag, der Interkontinentalraketen einbezieht, können sich die meisten Fachleute nicht vorstellen.

Was sind taktische Atomwaffen?

Russland verfügt über ein großes Arsenal an Atomwaffen. Neben Interkontinentalraketen beinhaltet es auch taktische Atomsprengköpfe. Diese haben eine geringere Sprengkraft und können präzisionsgelenkt direkt auf militärische Ziele gelenkt werden. Eine US-amerikanische B61-12-Bombe etwa kann auf bis zu 0,3 Kilotonnen reduziert werden. Das entspricht in etwa einem Fünfzigstel der Sprengkraft der Bombe, die Hiroshima zerstörte. Von dieser Bombenart soll Russland Schätzungen zufolge über mehrere Tausend verfügen.

Nach Ansicht von Carsten Breuer, Kommandeur des territorialen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin, sollte man die atomare Bedrohung aus Russland durchaus „ernst nehmen“, wie er kürzlich der Bild am Sonntag sagte. Dennoch sieht der General darin eher ein gezieltes Spiel mit der Angst. „Hysterie ist ein schlechter Ratgeber“, sagte Breuer. Viel größer als die atomare Gefahr seien für Deutschland die hybriden Bedrohungen, wie Anschläge auf Infrastrukturen oder Cyberangriffe. Diese kleinen Nadelstiche würden bei der Bevölkerung für Verunsicherung sorgen.

Drohung vor Atomkrieg: Auswirkungen in Deutschland sind Angst und Unsicherheit

Die kleinen russischen Nadelstiche, wie Breuer es nennt, zeigen durchaus Wirkung. Seit Monaten drosselt Russland die Gaslieferung nach Deutschland. Dadurch werden die Preise für Energie in die Höhe getrieben. Trotz diverser Entlastungspakete verspüren Millionen Deutsche Existenzängste im kommenden Winter. Hinzu kommen die atomaren Ängste und immer wieder stellen sich viele hierzulande die Frage: Wofür das Ganze? Es gilt nicht als unwahrscheinlich, dass dahinter eine klare Strategie des Kreml steckt. Mit den Maßnahmen und Drohungen könnte Putin vor allem darauf setzen, dass innerhalb der Europäischen Union (EU) die Solidarität mit der Ukraine zunehmend bröckelt und die Sanktionen gegen Russland gelockert werden.

Ukraine-Krieg: Auswirkungen auf Deutschland bei der Niedersachsen-Wahl 2022 spürbar

Bei der Niedersachsen-Wahl 2022 konnte man die Auswirkungen bereits deutlich spüren. So konnte diejenige Partei, die für einen russlandfreundlichen Kurs und für eine Abschaffung der Sanktionen warb, deutliche Gewinne verzeichnen, nämlich die AfD. Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnisses zur Landtagswahl triumphierte zwar die SPD mit Ministerpräsident Stephan Weil, der nun zusammen mit den Grünen auf eine rot-grüne Regierung zusteuert. Doch sowohl für die CDU als auch die FDP verlief der Wahlabend bitter.

Während CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann das schlechteste Ergebnis in den vergangenen 60 Jahren eingefahren hat und seinen Rücktritt ankündigte, schaffte die FDP mit Stefan Birkner nicht einmal den Einzug in den Landtag. Auffällig: Beide Parteien verloren sehr viele Stimmen an die Alternative für Deutschland – befeuert durch einen missglückten Lagerwahlkampf von Parteichef Friedrich Merz.

Wegen Angst vor Atomkrieg: Bei Landtagswahl in Niedersachsen sammelt AfD viele Stimmen

Mit etwa 50.000 Wählerinnen und Wählern wanderten die meisten laut ARD-Wahlanalyse von der CDU zur AfD ab, gefolgt von der FDP. Unter den Anhängerinnen und Anhängern der Liberalen schwenkten demnach etwa 40.000 auf die rechtspopulistische Partei um. Von der SPD gingen zudem etwa 30.000 Wählerinnen und Wähler ins rechte Lager rüber. Als Gründe nannten die Demoskopen vor allem die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung. Dabei hätten aber vor allem die Ängste und Unsicherheiten in Folge der Ukraine-Krise eine enorm große Rolle gespielt, hieß es weiter. Viele der Wechselwähler trauten der Ampel-Koalition nicht zu, die Preise zu dämpfen, einen Atomschlag abzuwenden oder den Ukraine-Krieg auf ein Ende zuzusteuern.

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