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Nach U-Boot-Streit: Frankreich ruft Botschafter aus USA und Australien zurück

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Von: Andreas Schmid

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Emmanuel Macron
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist wenig begeistert von den Auswirkungen des Indopazifik-Sicherheitsbündnis auf sein Land. © Michel Euler/AP/dpa

Frankreich hat seine Botschafter aus den USA und Australien zurückgerufen. Grund ist ein Streit um ein neues Indopazifik-Sicherheitsbündnis.

Paris - Frankreich hat im Streit um ein neues Indopazifik-Sicherheitsbündnis seine Botschafter aus den USA und Australien zu Konsultationen zurückgerufen. Außenminister Jean-Yves Le Drian begründete die „außergewöhnliche Entscheidung“ in einer Mitteilung am Freitag damit, dass die Ankündigungen Washingtons und Canberras „außerordentlich ernst“ seien.

Dieser außergewöhnliche Schritt geschehe auf Wunsch von Präsident Emmanuel Macron*, teilte Außenminister Le Drian in Paris mit. Wegen des neuen Sicherheitsbündnisses hatte Australien überraschend den seit Jahren verhandelten Kauf französischer U-Boote aufgekündigt.

Indopazifik-Sicherheitsbündnis: Hintergrund zu Australiens Streit mit Frankreich

Wenige Tage nach der Ankündigung des neuen Indopazifik-Sicherheitsbündnisses schlugen die diplomatischen Wellen bereits hoch. Australien wies die Kritik Chinas an der Allianz mit den USA und Großbritannien zurück. China habe „das Recht, Entscheidungen im nationalen Interesse für ihre Verteidigung zu treffen - und das Gleiche gilt natürlich auch für Australien“, sagte Australiens Premierminister Scott Morrison am Freitag. Frankreichs Opposition kritisierte das Platzen eines U-Boot-Deals mit Australien.

Vor dem Hintergrund chinesischer Expansionsbestrebungen hatten Washington, London und Canberra am Mittwoch (15. September) ein neues Bündnis bekannt gegeben, das unter anderem den Bau atombetriebener U-Boote in Australien sowie den Kauf von Tomahawk-Marschflugkörpern durch Canberra vorsieht. Dafür kündigte Australien überraschend den seit Jahren verhandelten Kauf französischer U-Boote im Wert von 56 Milliarden Euro auf.

U-Boot-Streit in Australien: „Ein harter Streit für die französische Verteidigungsindustrie“

Die französische Opposition reagierte daraufhin entsetzt: „Das ist ein harter Schlag für die französische Verteidigungsindustrie und ein weiterer Beweis für den industriellen und geopolitischen Niedergang Frankreichs“, hieß es in einer am Freitag veröffentlichen Erklärung der konservativen Partei der Republikaner. Der rechte Präsidentschaftskandidat Xavier Bertrand sprach von „einer Art Verrat durch unsere Bündnispartner“.

Der französische Botschafter in Washington sagte unter der Woche einen für Freitag geplanten Empfang in seiner Residenz ab, bei dem die französisch-amerikanische Freundschaft hätte gefeiert werden sollen. Frankreichs EU-Staatssekretär Clément Beaune erklärte am Mittwoch, er wisse nicht, wie man Australien als Handelsparter künftig noch Vertrauen entgegen bringen könne. Schon damals war die Stimmung rau. Nun geht der diplomatische Zwist in die nächste Runde. Ausgang offen. (as/afp) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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