Krankenkassenbeiträge sind ab nächstem Jahr auf Rekordwert: „Historisches Defizit“ als Ursache
Der Bundesgesundheitsminister will die Krankenkassenbeiträge 2023 erhöhen. 16,2 Prozent des Bruttolohns werden dann für eine Versicherung fällig.
Viele machen sich Sorgen über die Energiekrise und ihre Folgen. Schließlich werden Strom- und Gaspreise bereits teurer, das gilt auch für Lebensmittel. Der Winter steht uns noch bevor, die Kostenabrechnung folgt 2023 auf dem Fuße. Daneben werden allerdings Bürger hierzulande noch tiefer in die Taschen greifen müssen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) will die Krankenkassenbeiträge im kommenden Jahr erhöhen.
Erhöhung der Krankenkassenbeiträge 2023 auf Rekordwert: „Historisches Defizit“ ist schuld
Demnach sollen diese um 0,3 Punkte steigen, auf dann durchschnittlich 16,2 Prozent des Bruttolohns. Das ergibt sich aus Änderungsanträgen der Koalitionsfraktionen zum Spargesetz des Gesundheitsministers, das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Zum Vergleich: Aktuell beträgt der gesetzlich festgeschriebene allgemeine Beitragssatz 14,6 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen. Damit steigen die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung stark an.

Der Grund für das „historische Defizit“, wie Lauterbach es nennt, über die 17 Milliarden Euro, die Krankenkassen für 2023 erwarten, ist folgender: „Wir haben in der letzten Legislatur die Leistungen für gesetzlich Versicherte erheblich verbessert. Das kostet“, erklärt Lauterbach das Finanzloch, das nun gefüllt werden muss. Zudem werde der Bundeszuschuss um zwei Milliarden Euro erhöht, heißt es weiter. Außerdem soll ein Bundesdarlehen von einer Milliarde Euro vorgesehen sein. Zuletzt wolle man mehr Geld einsparen, was konkret Ärzte und Ärztinnen, Apotheken und die Pharmaindustrie betreffen wird. Letztere soll einen Solidaritätszuschlag in Höhe von einer Milliarde Euro zahlen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Erhöhung der Krankenkassenbeiträge 2023 auf Rekordwert: Lauterbachs Rechtfertigung
Zudem glauben Experten, dass die höheren Beiträge auch der Ukrainekrise geschuldet sind. Hinzu kommt die andauernde Corona-Krise, die das Gesundheitssystem stark überlastet hat und mit der Einnahmen mit schwerwiegenden Folgen weggebrochen sind. Als Rechtfertigung stichelt Lauterbach: „Ich habe dieses Defizit im Wesentlichen geerbt von meinem Vorgänger“, mit Blick auf den ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (42, CDU). Dieser habe teure Leistungsausweitungen vorgenommen und auf Strukturreformen verzichtet. Demnach habe die Bundesregierung die Finanzen der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) in einer sehr schwierigen Lage vorgefunden, erklärt Lauterbach weiter.
Immerhin: Angebotene Leistungen sollen infolgedessen nicht gekürzt werden. Die Erhöhung der Beiträge spüle schließlich ein paar Milliarden Euro wieder in die Kassen zurück. Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein? So sieht es der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung und deren Verbandschefin Doris Pfeiffer. Diese schätzt die Pläne allenfalls als „finanzielle Atempause“ für die GKV ein.
Doch nun kommt eine „Revolution“ im Krankenhaus-Sektor – Lauterbach und Co. beschließen eine Neuregelung im Gesundheitssystem.