Supermärkte im Test: Rewe, Lidl und Aldi kassieren schlechtes Ergebnis
Bei einem Test von Supermärkten in Sachen Nachhaltigkeit kassieren mehrere große Namen eine heftige Schlappe.
Deutschland – Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle für Kunden beim Einkauf. Dementsprechend sollte dies auch für die Supermärkte und Discounter hierzulande gelten – sollte man meinen. Doch ein Test der Deutschen Umwelthilfe zeigt nun, dass die Unternehmen noch einigen Nachholbedarf haben. RUHR24* kennt die Details.
Organisation | Deutsche Umwelthilfe |
Gründung | 1975 |
Mitglieder | 475 sowie ca. 12.000 Fördermitglieder |
Rechtsform | Eingetragener Verein |
Aldi, Lidl, Rewe und Co. – Discounter und Supermärkte mit deutlichen Mängeln im Test
Egal, ob Obst und Gemüse, Milchprodukte oder Haushaltsmittel – spätestens bei der Verwendung zuhause sammelt sich aufgrund der Verpackungen Müll an. Das hat die Deutsche Umwelthilfe in einer umfangreichen Untersuchung festgestellt.
Dazu haben die Experten insgesamt 48 Testbesuche in den entsprechenden Filialen zwischen Juni und Oktober 2021 absolviert und Stichproben gemacht. Pro Unternehmen gab es Untersuchungen in vier Filialen innerhalb Deutschlands, wo die angebotenen Verpackungen aus fünf Kategorien erfasst wurden – mit ernüchterndem Ergebnis. Nur wenige Läden können die Ansprüche der Deutschen Umwelthilfe erfüllen.
Die Sieger der nicht-repräsentativen Untersuchung sind für viele Kunden vermutlich wenig überraschend. Denn ganz vorne landen Denn‘s Bio Markt, Alnatura und Bio Company. In der Begründung dafür heißt es: „Diese Unternehmen schöpfen in den getesteten Filialen Möglichkeiten zur Abfallvermeidung und Mehrweg weitestgehend aus“. Eine Beurteilung, die auf viele bekannte Supermärkte und Discounter offenbar nicht zutrifft (weitere News zu Discountern und Supermärkten* bei RUHR24).
Discounter Aldi im Test: Verpackungen von Getränken fallen knallhart durch
Sämtliche der Nicht-Bio-Läden erhalten eine „rote Karte“ von der Deutschen Umwelthilfe. Neben Kaufland, Edeka und Rewe gehören auch die Discounter Netto, Lidl und Penny dazu. Nach dem Ärger um eine irreführende Kampagne zum Verkauf von Eiern muss Aldi* eine erneute Schlappe hinnehmen. Das Gleiche gilt für Aldi Süd.
Besonders schlecht bei Aldi sowie bei Lidl: Die Discounter sollen nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe in den getesteten Filialen Getränke zu 100 Prozent in umweltschädlichen Einwegverpackungen anbieten. Regionale Mehrwegflaschen suchen Kunden dort demnach vergeblich.
Trauriger Spitzenreiter unter den Verlierern ist allerdings ein anderer Discounter: Bei Netto (Nord) haben die Tester 81 Prozent verpacktes Obst und Gemüse gefunden. Dort, aber auch bei den anderen kritisierten Läden, seien „sogar robuste Standardprodukte wie Karotten, Äpfel oder Paprika häufiger in Einweg verpackt als unverpackt“ im Sortiment angeboten seien.
Test von Supermärkten und Discountern: welche Probleme es bei der Nachhaltigkeit gibt
Die Deutsche Umwelthilfe nennt zudem sechs weitere Kritikpunkte, an denen die Unternehmen arbeiten sollten:
- Falsche Prioritäten: Die Supermärkte und Discounter sollten lieber auf Mehrweg-Alternativen setzen, wie es sie beispielsweise in Unverpackt-Läden gibt anstatt auf Recycling. Wichtiger sei es, dafür zu sorgen, dass der Müll gar nicht erst entsteht
- Ambitionslos und in ferner Zukunft: Ein weiteres Problem sei, dass Unternehmen zwar Ziele zu Abfallvermeidung und Umweltschutz festlegen, diese aber zu weit in der Zukunft seien und nicht klar genug definiert sind.
- Die „Kein Plastik“-Ausrede: Die untersuchten Supermärkte und Discounter versuchen zwar bei einigen Produkten, statt auf Plastik offiziell auf scheinbar biologisch abbaubare Verpackungen zu setzen. Doch Papier und Pappe werden laut der Deutschen Umwelthilfe unnötig beschichtet, was das Recycling erschwert.
- Hohle Phrasen: Auch an den Versprechungen und Formulierungen bezüglich der Produkte sollten die untersuchten Firmen noch arbeiten, wenn es nach den Experten geht. Demnach seien bestimmte Begriffe zu schwammig formuliert.
- Ziele - nur bei ausgewählten Produkten: Verbesserungsbedarf soll es außerdem bei der Verteilung der umweltfreundlichen Verpackungen geben. So gebe es umweltfreundliche Produkte nur bei bestimmter Ware. Wichtig sei es, dies flächendeckend zu erreichen.
- Aufgebauschte Einzelbeispiele: Supermärkte und Discounter sollen zudem darauf achten, nicht nur bestimmte Einzelprodukte, wie beispielsweise eine Nachhaltigkeit bei der Eigenmarke hervorzuheben, sondern das gesamte Sortiment zu betrachten.
Um die Kritik umzusetzen, sehen die Experten nicht nur die Unternehmen in der Pflicht, sondern auch die Politik. Sie fordern daher gesetzliche Regelungen zu umwelt- und klimafreundlichen Verpackungen. Die Beschlüsse solcher Regelungen seien bislang allerdings gescheitert.
Trotz Kritik: Discounter und Supermärkten machen Einkauf für Kunden einfacher und nachhaltiger
Doch trotz aller Kritik haben viele Supermärkte und Discounter bereits einen Schritt in die richtige Richtung getan. So kennzeichnet unter anderem Discounter Lidl künftig Milchprodukte wie Trinkmilch mit neuen Etiketten.* So können Kunden direkt sehen, in welcher Haltungsform die Kühe leben, von denen das Produkt stammt.

Auch Rewe, Edeka und Co. haben wie Discounter Aldi die Einführung dieses Labels bei Milchprodukten* für mehr Transparenz gegenüber den Kunden beschlossen. Wie die Unternehmen auf die Kritik seitens der Deutschen Umwelthilfe reagieren, wird sich zeigen. *RUHR24 und Heidelberg24 sind Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.
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