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Pilze im Herbst sammeln: Bundesamt warnt vor radioaktiver Belastung

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Von: Regina Wolf

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Pilze zu sammeln ist im Herbst beliebte Tradition. Einige Regionen Deutschlands sollten Sammler allerdings meiden, denn dort sind die Pilze radioaktiv belastet.

Deutschland – Mit dem Herbst hat auch die Pilzsaison 2021 begonnen. Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt aktuell vor radioaktiv belasteten Pilzen. Betroffen sind insbesondere Regionen im Süden Deutschlands. Erschreckend dabei: Die Ursache für die Belastung liegt bereits drei Jahrzehnte zurück, weiß RUHR24.*

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)Bundesoberbehörde
AufsichtsbehördeBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
HauptsitzSalzgitter, Niedersachsen

Auch 35 Jahre nach Reaktorkatastrophe – heimische Wildpilze sind noch immer radioaktiv belastet

Es war eine unfassbare Katastrophe für die Natur: Auch 35 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl sind die Folgen noch messbar – selbst in Deutschland. Vor allem in Süddeutschland gebe es Gebiete, in denen bestimmte Pilzarten stark erhöhte Mengen des radioaktiven Isotops Cäsium-137 aufweisen, warnt das Bundesamt für Strahlenschutz in einer aktuellen Pressemitteilung (weitere aktuelle Warnungen* bei RUHR24 finden).

„Das radioaktive Cäsium stammt noch immer aus dem Reaktorunfall in Tschernobyl“, erläutert BfS-Präsidentin Inge Paulini. Denn seit der Reaktorkatastrophe 1986 ist Cäsium-137 laut BfS erst zu etwas mehr als der Hälfte zerfallen (die physikalische Halbwertszeit beträgt rund 30 Jahre).

Radioaktive Belastung bei Pilzen – diese heimischen Sorten sind besonders betroffen

Wild wachsende Speisepilze seien artspezifisch und standortspezifisch stark unterschiedlich belastet. Erhöhte Cäsium-Werte wiesen beispielsweise:

In den letzten Jahren seien Werte von bis zu mehreren Tausend Becquerel (Maßeinheit für die Aktivität eines radioaktiven Stoffes) pro Kilogramm bei bestimmten Speisepilzen gemessen worden, verdeutlicht das Bundesamt. In Deutschland sei es grundsätzlich nicht erlaubt, Lebensmittel mit einem Radiocäsiumgehalt von mehr als 600 in den Handel zu bringen.

Maronenröhrling
Ein Maronenröhrling wird mit einem Messer abgeschnitten. Die Sorte ist laut BfS besonders belastet. (Symbolbild) © Jens Wolf/dpa

Wer Wildpilze kaufe, könne aufgrund von Kontrollen grundsätzlich darauf vertrauen, dass der Grenzwert nicht überschritten werde. Für zum Eigenverzehr gesammelte Pilze gelte dieser Richtwert aber nicht.

Nicht nur wegen möglicher Strahlenbelastung – wer Wildpilze besser nicht essen sollte

Wenn wild wachsende Speisepilze in üblichen Mengen verzehrt würden, sei die zusätzliche Strahlenbelastung aber vergleichsweise gering, erklärt das Bundesamt. In den höher belasteten Gebieten Deutschlands sollten Pilz-Liebhaber aber dennoch besser auf das Sammeln verzichten. Laut einem Bericht der dpa empfehle das Umweltbundesministerium grundsätzlich, nicht mehr als 250 Gramm Wildpilze pro Woche zu essen.

Wie die Stiftung Warentest erklärt, sollten auch Schwangere, stillende Müttern und Kinder Wildpilze meiden. Nicht nur wegen möglicher Strahlenbelastung, sondern auch wegen der Schwer­metalle. Denn ebenso wie bei anderen Verunreinigungen in Lebensmitteln – beispielsweise Listerien in Fleisch* – sind Schwangere und Kinder besonders gefährdet.

Strahlenbelastung bei Pilzen: Zuchtpilze sind deutlich weniger betroffen

Bei gezüchteten Pilzen bestehe hingegen bezüglich Caesium-137 kein Grund zur Sorge, weiß die Stiftung Warentest. Solche Pilze sind laut Bundes­amt für Strahlen­schutz ebenso nied­rig kontaminiert wie Lebens­mittel aus land­wirt­schaftlicher Produktion. Aber weshalb sind die Pilze in den Wäldern noch so viel stärker belastet als landwirtschaftlich produzierte Nahrungsmittel?

Dass die Nahrungsmittel des Waldes wesentlich höher belastet sein können als landwirtschaftliche Erzeugnisse, liege an der unterschiedlichen Beschaffenheit von Waldböden und landwirtschaftlich genutzten Böden, erläutert das BfS. Radiocäsium wandere nur langsam in die tieferen Schichten des Waldbodens.

Stärker belastet seien Pilze dabei vor allem in Regionen, in denen auch damals nach der Atomkatastrophe besonders viel Cäsium abgelagert worden sei. Neben Regionen im Süden Deutschlands (beispielsweise der Bayerische Wald) waren das auch das Osnabrücker Land, Gebiete entlang der Leine zwischen Hannover und Göttingen sowie solche entlang der Elbe zwischen Schwerin und Magdeburg. *RUHR24 ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.

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