Lawinengefahr in den Bergen: Was Sie auf Ihrer Tour dabei haben sollten

Im Winter treibt es einige Touristen zum Skifahren, Schneeschuhwandern oder Tourengehen in die Berge. Hier gilt es auch, sich auf mögliche Lawinen vorzubereiten.
Wintersport wie Skitourengehen oder Schneeschuhwandern wird immer beliebter. Das Besondere an diesen Aktivitäten ist, dass sie abseits der Pisten stattfinden, sodass eher unberührtes Terrain entdeckt werden kann. Gerade hier ist die Lawinengefahr aber am höchsten – rund 90 Prozent der Verschütteten haben die Lawine selbst ausgelöst, wie der Deutsche Alpenverein (DAV) berichtet. Jährlich sind rund 100 Lawinentote in den Alpen zu beklagen. Daher ist es von großer Bedeutung, dass Winterurlauber sich optimal auf ihren Ausflug in die Berge vorbereiten.
Richtige Vorbereitung: Pflichtlektüre für Winterurlaub in den Bergen
Bevor Sie Ihren Tag in den Bergen starten, sollten Sie sich den aktuellen Wetterbericht und den Lawinenlagebericht durchlesen. Im besten Fall drucken Sie sich die Informationen aus und nehmen Sie mit, damit Sie auch unterwegs noch einmal nachlesen können. Generell kennt die europäische Lawinengefahrenskala fünf verschiedene Gefahrenstufen:
- 1 (gering): Kleinere spontane Lawinen sind vereinzelt möglich. Kleine Lawinen können mit geringer Zusatzbelastung, zum Beispiel einzelnen Skifahren oder Snowboardern, ausgelöst werden. Mittelgroße Lawinen sind bei großer Zusatzbelastung (z.B. mehrere Skifahrer oder Snowboarder ohne Entlastungsabstände) im extremen Steilgelände möglich.
- 2 (mäßig): Es gibt deutlich mehr lawinengefährdete Bereiche als bei geringer Lawinengefahr. Große Lawinen sind nur vereinzelt möglich. Kleinere und mittelgroße Lawinen sind bei großer Zusatzbelastung, vereinzelt auch bei geringer Zusatzbelastung möglich.
- 3 (erheblich): Große Lawinen können sowohl spontan als auch bei geringer Zusatzbelastung ausgelöst werden. Wummgeräusche und „shooting cracks“ kommen typischerweise vor. Eine Fernauslösung ist möglich.
- 4 (groß): Große Lawinen können mit höherer Wahrscheinlichkeit sowohl spontan als auch bei geringer Zusatzbelastung ausgelöst werden. Wummgeräusche treten häufiger auf, außerdem sind „shooting cracks“ typisch. Eine Fernauslösung ist möglich.
- 5 (sehr groß): Es ist damit zu rechnen, dass viele sehr große und extrem große Lawinen können selbst ausgelöst werden können. Flache Bereiche werden überspült, außerdem sind Tallagen gefährdet.
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Lawinengefahr: Die richtige Ausrüstung für den Notfall
Beim Skitourengehen oder Schneeschuhwandern abseits der Piste sollten Wintersportler stets eine Notfallausrüstung dabei haben. Standardmäßig gehört laut dem neuen Faltblatt „Achtung Lawinen“, welches unter der Leitung des Bayerischen Kuratoriums für alpine Sicherheit aktualisiert wurde, folgendes dazu:
- LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät): Das LVS ist ein elektronisches Gerät zur Lawinenverschüttetensuche. Es wird mit Gurten am Körper festgeschnallt und sendet während der Tour Funksignale aus. Bei einem Lawinenunglück schaltet der Suchende sein Gerät ein, um Verschüttete ausfindig zu machen.
- Lawinensonde: Sie hilft bei der Feinortung des Lawinenopfers. Mit ihr kann sowohl die Lage als auch die Verschüttungstiefe festgestellt werden.
- Lawinenschaufel
- Notfall-Apotheke
- Biwaksack
- Handy (oder Notfunk bzw. satellitenunterstützte Notfallgeräte)
- Orientierungsmittel wie Karten (Maßstab 1:25.000), GPS, Höhenmesser, Kompass, evtl. Fernglas
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Verhaltensregeln bei Lawinen
Der beste Schutz vor Lawinen ist, kein unnötiges Risiko einzugehen und bestimmte Verhaltensregeln zu beachten:
- Checken Sie jeden Tag den Lawinenlagebericht.
- Gehen Sie nie ohne komplette Notfall-Ausrüstung ins Gelände.
- Begeben Sie sich niemals allein von den Pisten weg. Wer verschüttet wird, ist auf die Hilfe von anderen angewiesen.
- Halten Sie auf gefährdeten Hängen Abstand zu anderen Skifahrern und Snowboardern.
- Schauen Sie sich um: Wer ist über Ihnen, wer ist unter Ihnen?
- Fahren Sie steile Hänge immer einzeln ab.
- Bleiben Sie aufmerksam. Manchmal lassen sich Gefahren frühzeitig anhand von Geräuschen unter der Schneedecke erkennen.
- Nehmen Sie regelmäßig an Schulungen des Deutschen Skiverbands (DSV) oder an Skischulen teil.
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Was tun, wenn sich eine Lawine löst?
Um heil aus einem Lawinenunglück herauszukommen, braucht es neben der richtigen Ausrüstung auch eine Menge Portion Glück. Denn selbst mit den richtigen Verhaltensregeln ist die Wucht einer Lawine oft zu groß, um kontrollierte Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen. Dennoch kann mit kleinen Verhaltensregeln eventuell auch Schlimmeres verhindert werden, wie das Magazin GEO informiert:
- Wenn noch die Chance zur Flucht besteht, versuchen Sie auf den Beinen zu bleiben und sich seitlich aus der Lawine hinauszubewegen.
- Entkommen Sie der Lawine nicht, sollten Sie möglichst schnell die Skistöcke und Ski loswerden. Die Skistöcke sollten Sie aber zuerst entfernen, damit Sie die Hände freihaben. Die Stöcke und Bretter erhöhen nämlich das Verletzungsrisiko und erhöhen die Gefahr, noch tiefer verschüttet zu werden.
- Versuchen Sie sich mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche der Lawine zu halten. Dabei kann zusätzliche Ausrüstung, wie ein Lawinen-Airbag, helfen.
- Wenn sich die Lawine verlangsamt hat, versuchen Sie mit den Händen einen Hohlraum vor Mund und Nase zu bilden, um eine Atemhöhle und Bewegungsspielraum zu haben.
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