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Der Mann hinter Olpopongi

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Kunkler
Manager der Massai: Olpopongi-Entwickler Tom Kunkler (45) mit Oma Coco. Er hat das Dorfprojekt initiiert. © fkn

Tom Kunkler steht da, den mit Perlenschnüren umwickelten Stock in der Hand. In seinem bunten Hemd und mit der dreiviertellangenTrekkinghose...

...sieht er eher aus wie ein Safari-Tourist mit Massai-Souvenir, der ein bisserl Eingeborenen Kultur kennenlernen will. Dabei ist der 45-jährige Tom Kunkler der Kopf hinter dem Projekt Olpopongi.

Was es mit dem Massaidorf, dem Boma, auf sich hat, erzählt er uns abends am Lagerfeuer. An genau dem Platz in der Mitte des Bomas, an dem normalerweise die Rindviecher ihren Platz hätten und wo es sauber stinken würde. „Die Massai wollten, dass ich ihnen Touristen bringe“, erzählt Tom Kunkler. Denn Touristen bringen Geld, so die Logik. Der umtriebige Deutsche, der von Moshi aus noch einen Großhandel für Bergsteigerausrüstung sowie einen Handel mit Souvenir-Verkaufsständen aufgezogen hat, schien den sesshaft gewordenen Nomaden der richtige Mann zu sein.

Im November 2009 wurde Olpopongi eröffnet. Nur mit im Kreis angeordneten Hütten, ohne Stall, „darum gibt’s auch kaum Fliegen“. Die Häuser sind in traditioneller Art mit Ästen, Lehm, Kuhdung und Wasser gebaut worden, zusätzlich gibt’s Toiletten, Duschen und eine Küche. Dieser Bruch mit der Massai-Kultur war ein notwendiges Zugeständnis an westliche Hygieneanforderungen. Das Wasser kommt aus dem Tank, der Strom für die Küche von der Solaranlage. Olpopongi ist nicht das erste für Besucher geöffnete Massaidorf in Tansania, aber es ist das erste, in dem man übernachten kann und das einzige mit einem Museum, in dem die Geschichte, die Kultur und der Alltag der Massai erklärt werden. 36 Gäste haben in den Hütten Platz und nächtigen genau so wie die Nomaden: auf Holzgestellen, auf denen Zweige, Kuhfelle und dünne Decken liegen. Einziger Luxus: eine Isomatte und ein Schlafsack, der nach jeder Übernachtung gewaschen wird – aus hygienischen Gründen.

Von den ansonsten in Tansania angebotenen Kurzbesuchen mit ein bisschen Folkloretanz und Kultur im Schnelldurchlauf hält Tom Kunkler überhaupt nichts. Wenn es vor den Touristen keine Privatsphäre mehr gebe, „macht das letztlich das Leben der Massai kaputt“, sagt der 45-Jährige, der aus Bad Kreuznach stammt und seit einigen Jahren im Nordosten Tansanias lebt. Er hält es für sinnvoller, mehr Zeit gemeinsam zu verbringen, sich in Olpopongi intensiv zu begegnen. „Manche von den Massai hier sind noch nie rausgekommen“, sagt er, „die hatten zuvor noch nie einen Weißen gesehen.“

An dem Projekt sind mehrere umliegende Dörfer beteiligt, die abwechselnd die Besuchergruppen betreuen und sich den Erlös teilen. So bietet das Touristen- Projekt dank 80 bis 100 Besuchern pro Monat den Massai eine Perspektive, denn trotz Schulbildung haben die Angehörigen des sesshaft gewordenen Nomadenvolkes kaum Chancen auf eine Arbeitsstelle.

V.P.

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