TSV 1860: Auch mit Jacobacci von der Rolle – Platz 20 in der Rückrundentabelle

Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde es unruhig im östlichen Bereich der Stehhalle. Fans erhoben sich, skandierten den Namen des Trainers, der ausdauernd mit Sprechchören gefeiert wurde.
München – Der Schönheitsfehler: Die Huldigungen galten nicht Maurizio Jacobacci, 60, dem zu Wochenbeginn verpflichteten Nachfolger von Michael Köllner. Sie galten einem Mann, der für die gute alte Zeit beim TSV 1860 steht.
Werner Lorant, 73, hatte sich mal wieder auf Giesings Höhen blicken lassen – der Kulttrainer dürfte sich über die Reaktion der Fans gefreut haben, ansonsten aber entsetzt gewesen sein, was aus seinem Verein geworden ist.
TSV 1860 kassiert Gegentor, das so „nicht passieren darf“
Pfiffe hatte es schon zur Pause gegeben, als Viktoria Köln kurz zuvor zum 0:1 getroffen hatte, das auch nach 90 Minuten Gültigkeit hatte. Unmittelbar nach Spielende flogen sogar vereinzelt Bierbecher, wurden Spieler in der Kurve zur Rede gestellt. Doch was viel schlimmer wiegt: Das Gros des Anhangs nahm die verpatzte Jacobacci-Premiere weitgehend gleichgültig hin. Eine Niederlage mehr halt, verantwortet von einem neuen Trainer, der den leblosen Fußball seiner Vorgänger Köllner und Günther Gorenzel (vier Spiele) nicht im Ansatz abstellen konnte. „Jeder hat gesehen, dass wir es auf Biegen und Brechen versucht haben“, kommentierte Marcel Bär. Auch Jacobacci selbst will gute Ansätze gesehen haben. Näher am Empfinden der Zuschauer war aber Viktoria-Coach Olaf Janßen, der sagte: „Der Schlüssel war, dass die Jungs von Sechzig nicht so im Flow waren, nicht so überzeugt von sich.“ Seine Mannschaft dagegen hätte „alles investiert, was geht“.

Am Ende wurde genau diese Beharrlichkeit belohnt. Abschlag von Viktoria-Keeper Ben Voll, Kopfballverlängerung im Mittelfeld, wo Jesper Verlaat in der Rückwärtsbewegung unsortiert wirkte – allein vor Marco Hiller blieb David Philipp keine andere Wahl, als den Ball aus halblinker Position zwischen die Pfosten zu schieben (41.). „Wenn der Gegner aus einem Abstoß ein Tor macht, dann ist es einfach bitter“, haderte Kapitän Stefan Lex. Jacobacci sagte: „Das Gegentor darf so eigentlich nicht passieren. Die Mannschaft hat viel Aufwand betrieben, ist dafür aber nicht belohnt worden.“
TSV 1860: Neucoach Jacobacci sieht auch Positives
Das Thema Aufstieg dürfte seit Samstag endgültig abgehakt sein. Kann sein, dass Lex & Co. nach den Spielen in Duisburg (Samstag, 14 Uhr) und gegen Elversberg (14. März) sogar in der Tabelle nach unten schauen müssen. Bezeichnend ist jedenfalls, wo die Löwen punktemäßig stehen, nachdem Köllner, Gorenzel und Jacobacci sich die letzten sechs Spiele aufgeteilt haben: In der Rückrundentabelle belegt der Spitzenreiter des ersten Saisonviertels den 20. und letzten Platz. Bedenklich zudem: Hatte Köllner in seinem Abschiedsspiel noch einen Gegner aus der besseren Hälfte des Tableaus (Dresden), deutete sich gegen Oldenburg, Meppen, Verl, Halle und Köln kaum mal an, dass das verunsicherte Team in der 3. Liga mithalten kann. Auch am Samstag gab es keine einzige echte Torchance.
Macht überhaupt etwas Hoffnung auf bessere Zeiten? „Ich habe sehr viele Kenntnisse aus diesem Spiel ziehen können“, sagte Jacobacci, der es nicht so sieht, dass bei seiner Premiere alles Käse war. „Ich glaube nicht, dass die Mannschaft schlecht gespielt hat“, so der Italo-Schweizer: „Sie hätte Minimum einen Punkt verdient gehabt.“
TSV 1860: Verlaat in Duisburg gesperrt – Morgalla angeschlagen
So sieht das auch der Kapitän. Nach dem 0:3 gegen Verl vor 14 Tagen hatte Lex den Wunsch geäußert, dass ein neuer Trainer kommt und das Team „auf Vordermann bringt“. Er ist weiterhin überzeugt, dass das mit Jacobacci gelingen kann: „Das geht über kleine Erfolgserlebnisse“, sagt Lex: „Es muss einfach mal wieder ein Ball reinrutschen und nicht so ein dummes Gegentor, dem du bis zum Schluss hinterherläufst.“ Schon jetzt ist sicher, dass Jacobacci das Team in Duisburg umbauen wird. Verlaat, der Pechvogel, brockte sich eine Gelbsperre ein. Leandro Morgalla ist fraglich – er wurde in der Pause mit geprelltem Knie ausgewechselt. (ulk)