1. meine-anzeigenzeitung
  2. Sport
  3. 1860 München

„Der Geist von Belek“ als zwölfter Mann - Köllner: „Zu 1860 Prozent zufrieden“

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Uli Kellner

Kommentare

Richard Neudecker, Keanu Staude und Fabian Greilinger bejubeln den 3:2-Siegtreffer gegen Wehen.
Jubel im Nebel: Bei einem direkten Freistoß in der 69. Minute behält Richard Neudecker (l.) den Durchblick – und erzielt den 3:2-Siegtreffer. © Stefan Matzke / Sampics

Was für ein Spiel zum Start ins Fußballjahr 2022: Die Löwen ringen Wehen nieder - nach einem 0:2-Rückstand. Weiter geht‘s im DFB-Pokal: Der KSC kann kommen!

Gegentor zum 0:2, kein Abseitspfiff – zumindest die Viererkette auf der Haupttribüne war jetzt endgültig auf Betriebstemperatur. Gerade saßen sie noch einträchtig nebeneinander (jeweils mit einer Sitzschale Abstand) – nun schnellte einer nach dem anderen wie Schachterlteufel nach oben. Löwen-Wut hoch vier im ansonsten zuschauerfreien Stadion. Fäuste wurden geballt, Verwünschungen Richtung Schiedsrichtergespann gebrüllt: „Drei Meter Abseits!“ – „Wie in der Kreisliga!!“ – „Du blinder Linienrichter!!!“ Der Jahresauftakt der Löwen gegen Wehen – er schien sich nach 23 gespielten Minuten zum Reinfall zu entwickeln.

Gut eineinhalb Stunden später dann: Einer aus der Honoratioren-Riege, der Mann rechts in der Kette, strahlt übers ganze Gesicht, verlässt das stille Örtchen, den einzigen warmen Ort am Samstag – und fasst den 3:2 (1:2)-Endstand so kurz wie prägnant zusammen: „Das war der Geist von Belek, der das Spiel noch gedreht hat.“

Wir haben drei Tore aus Standards gemacht – das hatten wir uns in der Türkei als einen der Hauptschwerpunkte auf die Agenda gesetzt und im Training gut abgearbeitet.

1860-Trainer Michael Köllner.

War es also kein Gefloskel, als einer nach dem anderen vom Sechs-Tage-Trip in die türkische Sonne geschwärmt hatte? Auch der Trainer hörte sich nach dem Schlusspfiff an, als wäre der Grundstein für den Kraftakt auf dem Rasenplatz neben dem noblen Fünf-Sterne-Resort „Sueno Deluxe“ gelegt worden. „Ich glaub, wenn man heute die Tore anschaut“, sagte Michael Köllner im BR-Interview: „Da sind viele in Belek entstanden. Wir haben drei Tore aus Standards gemacht – das hatten wir uns in der Türkei als einen der Hauptschwerpunkte auf die Agenda gesetzt und im Training gut abgearbeitet.“

Und wie gut sie zündeten, die Belek-Standards! Tor Nummer eins, das 1860 nach einem Eckball- und einem Abseitsgegentor zurück ins Spiel brachte: Stefan Lex setzt im Halbfeld einem Ball nach, lässt sich foulen und zirkelt den Freistoß dann so vors Tor, dass Semi Belkahia nur noch einzunicken braucht. Tor Nummer zwei kurz nach der Pause: Ecke, erneut von Lex getreten; beim ersten Versuch scheitert Stephan Salger noch, beim zweiten haut er die Kugel mit rechts unter die Latte. Tor Nummer drei schließlich: Marcel Bär, frei gespielt von Lex, wird vor dem Strafraum gefoult – der nachfolgende Freistoß von Richard Neudecker findet über den Rücken von Lex den Weg ins Tor, was der umtriebige Kapitän gewohnt nüchtern kommentierte: „Der Anschluss vor der Pause hat uns den Glauben zurückgebracht. Nach dem 2:2 haben wir uns dann gesagt: Jetzt drehen wir das Ding noch.“

Spätestens als Wehen-Joker Wurtz in der 87. Minute knapp am 1860-Tor vorbeigezielt hatte, dachte auch Köllner: „Jetzt könnt’s klappen mit dem Heimsieg – wenn der den Ball auch noch aus einer guten Position am langen Pfosten vorbei knallt.“ Der Auftritt bestärkte ihn darin, die Hebel in der Türkei richtig angesetzt zu haben – nicht nur bei den Standards, sondern auch bei den Themen „Willen, Leidenschaft, Teamspirit, Mentalität“.

Weitere Löwen-Trümpfe: Wille, Leidenschaft, Teamspirit, Mentalität

Geist von Belek also statt Wampe von Giesing? Zumindest haben die Löwen auch das dritte Spiel der Post-Mölders-Ära auf ihre Seite gezogen. In einem gespenstisch leeren Stadion. Gegen einen starken Gegner, der nun hinter 1860 in der Tabelle steht. Einziger Wermutstropfen: Marius Willsch musste früh raus (Patellasehnenreizung) – und Kunstschütze Neudecker brockte sich eine Gelbsperre ein, die ihn um das Derby gegen Türkgücü bringen könnte – wenn es denn stattfindet am nächsten Samstag.

Vorher jedoch ist DFB-Pokal angesagt. Die Löwen wollen auf dem Gaspedal bleiben und am Dienstag gegen den KSC das Viertelfinale buchen. Um im Bild zu bleiben: Der Erfolg soll im neuen Jahr Standard werden. Daher: „Blauen Haken hinter das Wehen-Spiel“, scherzte Köllner. Er betonte: „Ich bin zu 1860 Prozent zufrieden.“

Auch interessant

Kommentare