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„Mit Herz, Kopf und Leidenschaft“: Löwen gewinnen ihre Fans zurück

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Von: Uli Kellner

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Großer Kampf – und am Ende ein Krampf: Marius Wörl, einer der besten Löwen beim 1:1 gegen Elversberg.
Großer Kampf – und am Ende ein Krampf: Marius Wörl, einer der besten Löwen beim 1:1 gegen Elversberg. Foto: Sampics © Sampics

Die Nachspielzeit lief bereits, als sich Marius Wörl in der eigenen Spielhälfte auf den Rasen legte. Kleiner Wadenkrampf am Ende einer Partie, in der die Löwen viel leiden und noch mehr laufen mussten.

München – Minuten zuvor hatte Wörl, 18, das Kreuzeck des Elversberger Tors getroffen und mit rudernden Armen die Westkurve animiert. Das allerdings war gar nicht nötig, denn nach monatelanger Magerkost in Giesing waren die Fans gestern mal wieder sehr zufrieden mit ihrer Mannschaft.

Am Ende gab es anerkennenden Beifall von den Rängen. Ein seltenes Bild in diesem Jahr, denn die drei Heimspiele zuvor hatte 1860 allesamt verloren – gegen Dresden noch mit Michael Köllner (1:2), gegen Verl mit Sportchef Günther Gorenzel (0:3) und gegen Köln mit Maurizio Jacobacci (0:1).

TSV 1860: Dem Sieg in der zweiten Halbzeit näher

Nun haben die Löwen ihrem neuen Trainer zwar immer noch keinen Sieg geschenkt, trotzdem durfte der Italiener stolz sein auf seine neue Mannschaft. Die hatte dem Tabellenführer und designierten Drittligameister nach schwachem Start einen großen Kampf geliefert und ein 1:1 (1:1) ertrotzt, das als Neuanfang zu werten ist. „Wir haben uns heute als Mannschaft reingekämpft“, fasste Jesper Verlaat die 90 Minuten zusammen: „Das hört man auch an den Fans. In der zweiten Halbzeit haben wir die Oberhand gehabt. Wir haben Pressing gehabt, wir haben die zweiten Bälle erobert, hatten Torchancen und einen Pfostenschuss. Also rein von der zweiten Halbzeit her kannst du das Ding eigentlich gewinnen.“

Für Bernd Patzke, den Meisterlöwen, hatte es vor dem Anpfiff Lautsprecher-Glückwünsche zu seinem 80. Geburtstag gegeben. Wäre der Jubilar auch an seinem Ehrentag im Stadion gewesen – er wäre womöglich länger geblieben als beim letzten Heimspiel gegen Köln, das er zur Halbzeit fluchtartig und fluchend verlassen hatte. „Weil’s so furchtbar war“, lautete Patzkes nachvollziehbare Begründung.

TSV 1860: Eckballvariante führt zum Ausgleich

Gestern galt das nur für die Anfangsphase, in der die Löwen wie im Hinspiel beim 1:4 von Elversberg hergespielt wurden. Folgerichtig stand es bereits nach 18 Minuten 0:1. Nico Antonitsch, halbherzig bedrängt von Fynn Lakenmacher, hatte einen Eckball ins Tor von Marco Hiller gewuchtet, das bereits zuvor einige Male im Brennpunkt gestanden hatte. Patzke dürfte zu Hause bereits die Fernbedienung in die Hand genommen habe, bereit zum Abschalten. Danach jedoch passierte Erstaunliches: Die Löwen ergaben sich nicht, sondern nahmen ihr Schicksal in die Hand. „Mit Herz, Kopf und Leidenschaft“, wie von Jacobacci gefordert.

Meter für Meter nisteten sich die Gastgeber in der Hälfte der Elversberger ein – und kamen nach 34 Minuten zum Ausgleich. Joseph Boyamba führte einen Eckball kurz aus, schaute hoch und schickte die Kugel in einem weiten Bogen ins Netz. In der Zeitlupe sah es so aus, als wäre Verlaat mit einer Locke am Ball gewesen, doch der Eindruck trog, wie der Nicht-Torschütze versicherte. „Ich hab ihn nicht mehr berührt – leider“, sagte Verlaat und lachte.

TSV 1860: „Man sieht, dass wir wieder kicken können“

Nach der Pause war es dann, wie von Verlaat korrekt wiedergegeben, ein Spiel auf Augenhöhe. Elversberg hatte Chancen und traf den Pfosten – die Löwen auch. Als der eingewechselte Kobylanski beim letzten Angriff der Löwen in Elversbergs Torwart rauschte, forderten die Fans Elfmeter. Zurecht gab es ihn nicht – und ein Sieg der Löwen wäre am Ende auch zu viel des Guten gewesen.

Trotzdem: Auf dem Auftritt gestern können die Löwen aufbauen. Aus Sicht von Verlaat ein Verdienst des neuen Trainers Jacobacci. „Sowohl defensiv als auch offensiv mit dem Ball haben wir jetzt bessere Lösungen“, betonte er: „Man sieht, dass wir wieder kicken können – und Spiele gewinnen.“ Diesen Beweis gilt es allerdings erst noch zu erbringen – vielleicht ja schon am Samstag in Aue.

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