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„Wird es nie schaffen“: Zweifel an Gorenzel wachsen – aber wer soll ihn beerben?

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Von: Uli Kellner

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Wie geht es mit ihm weiter? Günther Gorenzel (l.), hier neben Co-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer.
Wie geht es mit ihm weiter? Günther Gorenzel (l.), hier neben Co-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer. © IMAGO

Noch gar nicht lange her, da staunte die Liga über die Entschlossenheit der Löwen. Die Saison 2021/22 war gerade beendet, da stellte der Tabellenvierte die Regler auf Attacke.

München – Gefühlt an jedem Tag der Sommerpause wurde ein Transfer vermeldet, neun an der Zahl – bis der beeindruckende Kader um Jesper Verlaat, Joseph Boyamba und andere begehrte Drittliga-Profis perfekt war.

Das Signal damals: 1860 greift an, 1860 will es wissen. Und vor allem: 1860 ist eine Einheit, denn ohne das Zutun aller wäre es kaum möglich gewesen, praktisch mit dem Abpfiff der alten Saison Lust auf die neue zu wecken – auf die aktuelle Spielzeit, in die die Löwen als einer der Aufstiegsfavoriten starteten.

TSV 1860: Wer plant den neuen Löwen-Kader?

Und heute? Fragt man sich, wie es die Löwen überhaupt schaffen wollen, den Neuaufbau zu organisieren – und vor allem: wer diesen dringend erforderlichen Schnitt federführend durchführen soll. Köllners Nachfolger Maurizio Jacobacci – noch ohne Sieg und ohne Vertrag für die neue Saison. Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel – angezählt (von Hasan Ismaik), abgemahnt (vom Präsidium), formal zwar bis 2024 gebunden, doch von beiden Gesellschafterseiten zum Abschuss freigegeben. Im Rahmen seiner jüngsten Schelte via SZ schimpfte Ismaik: „Er hat die Strategie entwickelt und die Teamzusammenstellung beeinflusst. Wenn man jemandem Jahr für Jahr ein Ziel setzt und ihm die Mittel gibt, es zu erreichen, und er schafft es nicht, wird er es nie schaffen. Das ist klar.“

Andere Teams planen jetzt für die neue Saison, die Löwen streiten, mal wieder. Bezeichnend Ismaiks Antwort auf die Frage, wie es denn bei 1860 auf der Sportlichen Kommandobrücke weitergehen solle. „Spielerauswahl und Vertragsverhandlungen sind Sache des Sportdirektors, abgestimmt auf die bevorzugte Taktik und Formation des Trainers.“ Mit dieser Aussage unterstreicht Ismaik seine Naivität in Fußballfragen – oder einen sehr speziellen Humor. Denn: Welchen Sportdirektor meint der Investor, wenn er Gorenzel lieber heute als morgen vom Hof jagen würde? Und mit welchem Trainer soll diese Abstimmung in Taktik- und Formationsfragen erfolgen? Jacobacci klingt zwar so, als würde er gerne länger für 1860 arbeiten. Dafür braucht er aber Siege – ohne sie ist eine Weiterbeschäftigung über den Sommer hinaus weder sinnvoll noch realistisch.

TSV 1860: Gorenzel soll gehen – aber wer wird sein Nachfolger?

Die Kaderplanung für die neue Saison erscheint aktuell so kompliziert wie in trostlosesten, von Grabenkämpfen geprägten Zweitligajahren. Zumal Ismaik indirekt ankündigte, dass sich die von ihm kontrollierten Gremien gegen jede Entscheidung sperren könnten, die nicht in seinem Sinne ist. Ismaik lässt sich dazu wie folgt zitieren: „Der Aufsichtsrat muss eingebunden werden, um sicherzustellen, dass wir ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis erhalten.“ Der Sportchef soll also an die Hand genommen werden, wenn man Ismaiks Ausführungen richtig deutet.

Immerhin: Einig scheinen sich beide Gesellschafterseiten zu sein, dass man nicht mit Gorenzel in die neue Saison gehen wird. Uneinigkeit dagegen besteht in der Frage, ob sein Nachfolger ebenfalls den Rang eines Geschäftsführers haben soll (kontrolliert vom Aufsichts- und Beirat) – oder wie früher den eines Sportchefs mit beschränkten Kompetenzen. Und ganz nebenbei geht es um die Frage: Wer könnte der Kandidat sein, auf den sich beide Seiten einigen? Hier einen Kompromiss zu finden, gleicht zwischen bei zwei so gegensätzlichen Polen der Quadratur des Kreises. (ulk)

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