1. meine-anzeigenzeitung
  2. Sport
  3. 1860 München

TSV 1860: Bosse im Bummeltempo – Gorenzels zwölf Kandidaten

Erstellt:

Von: Uli Kellner

Kommentare

Wird die Übergangs- zur Dauerlösung? Sportchef Günther Gorenzel bleibt wohl Trainer – mangels Alternativen.
Wird die Übergangs- zur Dauerlösung? Sportchef Günther Gorenzel bleibt wohl Trainer – mangels Alternativen. © Ulrich Wagner

Trübes Wetter, Spieler, die mäßig begeistert über den Trainingsplatz trotten. So fing sie an, die Woche der Wahrheit beim TSV 1860.

München – Der freie Montag, den Michael Köllner auch nach üblen Pleiten wie in Bayreuth durchgezogen hatte – gestrichen von Günther Gorenzel, der ein ähnliches Schicksal wie das seines „Vorgängers“ vermeiden möchte. Das Signal, das der Sportchef und Aushilfstrainer gestern sendete:

Schluss mit der Wohlfühloase an der Grünwalder Straße 114! Spätestens am Sonntag, wenn der oft unterschätzte SC Verl in Giesing vorstellig wird (13 Uhr), sollen sich die Löwen in weniger desolater Form präsentieren als am Samstag in Meppen (1:2), beim vorläufigen Tiefpunkt dieser schon jetzt denkwürdigen Saison.

TSV 1860: Goenzels Kandidaten eignen nicht zur Hitlist

Ob Gorenzel selbst am Sonntag noch dabei sein wird und falls ja, in welcher seiner vielfältigen Funktionen (Geschäftsführer, Sportchef, Trainer) – spätestens nach der Sitzung des Aufsichtsrats am Donnerstagabend dürfte Klarheit herrschen. Nicht nur die Stammkiebitze unter den Fans am Montag zeigten sich überrascht, dass die Löwen sich so viel Zeit lassen mit der Aufarbeitung der gegenwärtigen Fehlentwicklung. Einen neuen Trainer einstellen, dem Sportchef das Vertrauen aussprechen oder es entziehen – müsste das nicht schneller gehen? Stichwort: Videokonferenz. Was nicht mal jeder Funktionär bei 1860 versteht, ist die Frage, welches taktische Spielchen dahintersteckt, erneut wesentliche Personalentscheidungen zu verschleppen. Dabei wäre es so wichtig, den Fans neue Hoffnung zu geben, dass die Löwen die Saison nicht abschenken.

Aufrüttelnder Appell: Beim Training am Montag zeigte
ein jugendlicher Löwen-Fan dieses Plakat.
Aufrüttelnder Appell: Beim Training am Montag zeigte ein jugendlicher Löwen-Fan dieses Plakat. © Ulrich Wagner

Einen möglichen Grund für das Bummeltempo der Bosse deutete Präsident Robert Reisinger am Tag nach der Meppen-Pleite an: erloschener Glaube an den Aufstieg – gepaart mit der komplizierten Fahndung nach Erweckern auf der Trainerbank und im Sportchefbüro. Inzwischen sickerte durch, auf welche zwölf Namen sich Gorenzel bei seiner Suche nach einem Köllner-Nachfolger konzentriert (hat). Tenor: Weder die Shortlist noch die Longlist hat das Zeug zu einer Hitliste. Die prominentesten Kandidaten haben bereits abgesagt: Nach Friedhelm Funkel und Thorsten Fink jetzt auch Uwe Neuhaus, der sogar mehrheitsfähig gewesen wäre. Dem Vernehmen nach sind es beim früheren Erfolgscoach von Union Berlin private Gründe, die ihn von einem Engagement abhalten. Selbst der VfB Stuttgart soll sich eine Abfuhr geholt haben. Bleiben Namen wie Manuel Baum oder Marco Kurz auf Gorenzels Liste: verfügbare Trainer mit Bindung zum Verein – am Ende aber auch keine Kandidaten, denen man es zutraut, Aufbruchstimmung zu entfachen.

TSV 1860: Gorenzel auch gegen Verl auf der Bank?

Und was die Suche nach einem Sportchef angeht: Seinem Statement nach („Kein hektischer Aktionismus“) möchte es Reisinger vermeiden, dass die Löwen wie bei Köllner ohne Nachfolger dastehen, sollte das Präsidium dem Drängen der HAM-Seite nachgeben, Gorenzel zu entlassen. Letztlich sogar ein weitsichtiger Gedanke, denn ein neuer Sportchef hat ja nicht nur die Aufgabe, einen Trainer zu finden – parallel dazu muss er die neue Saison planen. Verträge verlängern, nach ablösefreien Profis auf dem Transfermarkt Ausschau halten, solche Sachen. Und so charmant der Name Benny Lauth für jeden Löwen klingt – jetzt einen Lehrling auf dieser wichtigen Position einzusetzen, wäre auch irgendwie unprofessionell.

Zur Sache, Löwen: Daniel Wein und Ersatztorhüter Julius Schmidt gingen am Montag beherzt in die Zweikämpfe – ein Signal für das Heimspiel gegen Verl am Sonntag?
Zur Sache, Löwen: Daniel Wein und Ersatztorhüter Julius Schmidt gingen am Montag beherzt in die Zweikämpfe – ein Signal für das Heimspiel gegen Verl am Sonntag? © Ulrich Wagner

Und so könnte die Woche der Wahrheit ausgehen wie das Hornberger Schießen. Die Tendenz geht dahin, dass am Sonntag gegen Verl erneut Gorenzel versuchen darf, das sportliche Ruder rumzureißen. Viele Fans werden dem Spiel fernbleiben – die einen aus Frust, andere ferienbedingt, wieder andere, weil es wenig sexy klingt, wenn das neue, von oben ausgegebene Ziel lautet, Platz 4/5 (DFB-Pokal) zu erreichen – bei 16 ausbleibenden Spielen. (ulk)

Auch interessant

Kommentare