„Ich bin schon überrascht, …“: Gorenzel poltert gegen Holzhauser-Kritik

So erlebt man Günther Gorenzel selten. Eigentlich ist der Österreicher ein sehr kontrollierter Mensch, selten geben Worte oder Mimik Einblick in sein Seelenleben.
München – Doch wenn es drauf ankommt, kann auch Gorenzel Emotionen zeigen. Gestern war es an der Zeit. Unsere Zeitung bat Sechzigs Sportchef und Interimstrainer in der Presserunde vor dem Auswärtsspiel beim SV Meppen um eine Vier-Wochen-Zwischenbilanz zu Winter-Neuzugang Raphael Holzhauser.
Auf die Frage, die lediglich eine sportliche Einordnung als Antwort erfordert hätte, holte Gorenzel dann jedoch weiter aus. Was ihn stört: Ein Nachrichten-Blog, der sich täglich mit dem TSV 1860 befasst, hatte Holzhausers körperliche Verfassung bemängelt, ihn einen „Fremdkörper im Team“ genannt und seine Fähigkeit, in der 3. Liga mitspielen zu können, infrage gestellt. Zu viel der Kritik, wie die Worte des Sportchefs vermuten ließen.
TSV 1860: Günther Gornezel verteidigt Holzhauser
„Ich bin schon überrascht, wie einzelne Spieler von uns dargestellt werden. Vor zwei, drei Wochen hat es geheißen: ‚Rapha Holzhauser ist unser Winter-Coup’“, zitierte Gorenzel und hielt mehrere Artikel des Portals ausgedruckt auf DIN-A3-Seiten in die Luft: „Ich weiß, wie ich das Spiel anlege und was ich den Spielern mitgebe“, sagte Gorenzel. „Und aufgrund dessen bewerte ich die Spieler.“ Die Außenwahrnehmung erwarte „wahrscheinlich: Er muss in vier Spielen fünf finale Pässe gespielt haben und drei Tore geschossen haben. Wenn das die Bewertung des Spielers ist . . . Da bin ich kein Fan von.“

Mit Blick auf Holzhausers Laufleistung ergänzte er: „Wir haben hier die Daten von jedem Spiel, jedem Training – und da hat er seine Positionsaufgaben erfüllt.“ Natürlich, räumte Gorenzel ein, habe der Spieler – wie der Rest des Teams – seine Fähigkeiten noch nicht vollständig ausgeschöpft. „Aber generell lasse ich über meine Spieler nichts kommen. Und schon gar nicht von der Berichterstattung her“, sagte Gorenzel und wandte sich wieder seinem Papierstapel zu. Ein Satz, der ebenfalls hängen blieb: „Ich gehe für meine Spieler durchs Feuer, wenn ich den Eindruck habe, dass jeder Spieler alles gibt.“
TSV 1860: Unangenehmes Spiel in Meppen vor der Brust
Ob das der Fall ist, wird sich am Samstag das nächste Mal zeigen. Das Gastspiel beim SV Meppen (14 Uhr, MagentaSport) wird nach dem 2:2 in Oldenburg das zweite hintereinander gegen einen Gegner aus dem hohen Norden, der tief im Tabellenkeller steckt. Meppen ist Letzter, konnte keines der vergangenen 17 (!) Spiele gewinnen. Der letzte Dreier des SVM datiert vom 14. August 2022. Was auf den ersten Blick also wie eine „gmaade“ Emsländer Wiese für die Löwen erscheint, ist auf den zweiten allerdings umso undankbarer. Ein Sieg ist Pflicht für den TSV – beim Liga-Schlusslicht erst recht.
Dazu kommen die äußeren Bedingungen: In der zugigen Meppener Hänsch-Arena warten wieder tiefer Boden und starker Wind auf die Löwen. Doch Gorenzel sieht seine Mannschaft gewappnet. „Die Bereitschaft, sich gegen die Situation zu stemmen“, habe er schon wahrgenommen. „Und jetzt geht es darum“ – trotz des Nackenschlags von Oldenburg in der Nachspielzeit – „noch mal eine Schippe draufzulegen“. (jals)