TSV 1860 München: Marc Pfeifer der neue Hoffnungsträger

Marc-Nicolai Pfeifer ist der neue Finanzchef beim TSV 1860 München. Er übernimmt damit das Amt von Michael Scharold.
- Marc-Nicolai Pfeifer ist der neue Finanzchef beim TSV 1860 München
- Er übernimmt das Amt von Michael Scharold
- Er soll dem TSV wieder zu neuem Glanz verhelfen
München – Fliegender Wechsel beim TSV 1860: Die Amtszeit von Finanzchef Michael Scharold, 40, endete gestern, die von Marc-Nicolai Pfeifer, 39, beginnt heute, erst mit einer Vorstellungsrunde an der Grünwalder Straße, am Abend dann mit einem Spiel in seinem Vorgarten – beim schwäbischen Dorfclub Sonnenhof Großaspach. Er starte „sozusagen vor der eigenen Haustür“, sagte der von den Stuttgarter Kickers losgeeiste Ex-Nike-Mann der Stuttgarter Zeitung: „Ich freue mich schon auf das erste Livespiel.“ Und überhaupt auf seine Aufgabe 230 Kilometer südöstlich und zwei (oder drei?) Ligen höher. Pfeifers Versprechen: „Ich werde wenig schlafen und fleißig sein.“
Eine Einstellung, die ganz im Sinne von Trainer Michael Köllner sein dürfte, der auf ein Signal wartet, dass die Löwen auch in der kommenden Spielzeit ein potenzielles Aufstiegsteam finanzieren können. Hat er den Neuen denn schon getroffen? Dazu sagte Köllner bei der gestrigen Zoom-Konferenz: „Ja, ich habe ihn heute kurz kennen gelernt. Er hat sich der Mannschaft vorgestellt und einen sympathischen Eindruck gemacht. Ich kann mich auch gut in seine Lage versetzen, weil ich hier selber vor Monaten als der große Heilbringer vorgestellt wurde. Jeder glaubt jetzt, dass er mit einer Schubkarre voller Kohle reinfährt.“ Köllner selbst scheint nicht damit zu rechnen. Immerhin hat er den Eindruck gewonnen, „dass auch er weiß, wie Arbeiten geht“.
Pfeifer sieht Parallelen zwischen den Stuttgarter Kickers und dem TSV 1860 München
Pfeifer, wahlweise neuer Heilsbringer oder Hoffnungsträger, sieht einige Parallelen zwischen den Blauen aus Stuttgart-Degerloch und den Blauen aus München-Giesing. Lachend sagte er im Interview mit der Lokalpresse: „Die Tradition, die Vereinsfarben und einen zweiten unaussprechlichen Verein in der Stadt.“ Auch die Themenstellungen seien „ganz ähnlich gelagert“. Die Kickers, die auch mal in der Bundesliga waren, leiden unter chronischer Geldnot, 1860 ebenfalls – trotz eines Investors.
Hasan Ismaik hofft, dass Pfeifer mittelfristig als „Katalysator“ fungiert
Die größte Not soll jetzt aber gelindert werden. Sportchef Günther Gorenzel erhoffte sich von der gestrigen Aufsichtsratssitzung „ein Basispaket“, das es zumindest mal erlaubt, ein paar Profiverträge zu verlängern. In der Idealvorstellung von Investor Hasan Ismaik könnte Pfeifer mittelfristig als „Katalysator“ zwischen den beiden Gesellschaftern fungieren. Offizielle Ergebnisse der Sitzung oder gar Erfolgsmeldungen lagen bis zum Druck dieser Ausgabe nicht vor.
Zumindest in den nächsten Tagen hat Köllner aber vorrangig den Sport im Kopf. Angesprochen auf die Minimalchance im Aufstiegsendspurt sagte er: „Ich schmeiß jetzt nicht den Tabellenrechner an und glaube an ein 6:0 oder 8:0 in Großaspach. Das ist eine gute Mannschaft, die jetzt ohne Druck aufspielen kann. Ich erinnere mich auch ungern ans Hinspiel, als wir miserabel gespielt haben (1:1/Red.). Es geht für uns darum, überhaupt zu gewinnen.“ Auf Aaron Berzel muss der Coach heute verzichten. Der Verteidiger, der sich ins Blickfeld einiger Zweitligisten gespielt hat, sitzt eine Gelbsperre ab.
Scharold zum Abschied: „Die letzten zweineinhalb Jahre waren sehr intensiv“
Scharold, dem Köllner ausdrücklich dankte („Er hat mir den Einstieg hier mit seiner angenehmen Art sehr erleichtert“), ist heute schon ein Ex-Löwe. Der scheidende Finanzchef zog es übrigens vor, ohne abschließendes Interview die Rückkehr an den heimischen Chiemsee anzutreten. Die Organisation der 1860-Zukunft habe „absolut Priorität“, teilte er Ende Juni per WhatsApp mit. In der Pressemitteilung des Vereins wird er so zitiert: „Die letzten zweieinhalb Jahre waren eine sehr intensive Zeit mit vielen Herausforderungen und auch vielen außergewöhnlichen Momenten.“ Unter anderem der Aufstieg in die 3. Liga.
Sein Nachfolger hat zumindest eine Idee, wie man einen abgestürzten Traditionsverein wieder auf die Beine bringen kann. Als er im StZ-Interview auf seine Anfänge bei den Kickers zurückblickte, sagte er: „Es galt, gemeinsam eine Aufbruchsstimmung zu entfachen, ohne dabei eine überzogene Erwartungshaltung zu vermitteln.“ Übertragen auf 1860 könnte das bedeuten: Geld organisieren, aber wenig darüber schwätzen. Im Dialekt seiner Heimat ausgedrückt: Schaffe, spare, Aufstiegskader baue.
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(Uli Kellner)