Hitzfeld spricht nach Kritik an Hoeneß Klartext: „Das ist die bittere Wahrheit“

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, ist in den vergangenen Wochen vermehrt kritisiert worden. Ottmar Hitzfeld bezog nun Stellung.
Update 9. Januar 2019, 22.31 Uhr: Die teils heftige Kritik an FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß in den vergangenen Wochen ist auch an Ottmar Hitzfeld nicht spurlos vorbeigegangen. Er habe mitgelitten, sagte Hitzfeld mit Blick auf die Jahreshauptversammlung der Bayern gegenüber der Sport Bild. Für ihn war die Kritik „total überzogen“. Nach der Meinung von Hitzfeld könne man gar nicht ausdrücken, was Uli Hoeneß für den FC Bayern geleistet habe: „Der Respekt, die Achtung vor Lebensleistungen ist etwas verloren gegangen. Das ist bittere Wahrheit“, sagte Hitzfeld schon fast sozialkritisch.
Der ehemalige Bayern-Trainer sieht deshalb auch trotz der Kritik keinen Grund, dass Hoeneß gehen sollte: „Solange Uli Kraft und Spaß hat zu führen, soll er weitermachen. Er ist das Gesicht des FC Bayern.“
Fan-Kritik bei JHV: So verhinderte Rummenigge einen Hoeneß-Ausbruch
Update vom 5. Dezember 2018: Für den ein oder anderen Beobachter war die Reaktion von Uli Hoeneß auf die Brandrede von Bayern-Mitglied Johannes Bachmayr (33) auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag ein wenig überraschend. Hoeneß selbst sagte am Sonntag noch: „Ich bin froh, dass ich so besonnen reagiert habe.“
Einen kleinen Anteil daran hatte sicherlich auch Karl-Heinz Rummenigge. Wer die TV-Bilder genau unter die Lupe genommen hat, erkennt deutlich, wie Rummenigge während der Bachmayr-Rede leise etwas zuflüstert. Man muss kein professioneller Lippenleser sein, um den Inhalt zu erkennen: „Bleib ruhig, bleib ruhig.“ Der Vorstandschef kennt eben den oftmals aufbrausenden Präsidenten.
Rummenigge hatte am Rednerpult schon bemerkt, er wünsche sich Hoeneß „manchmal mit weniger Emotionalität und mehr Gelassenheit.“ Er kündigte an: „Ich werde Dir in Zukunft meine Hand hin und wieder auf den Oberschenkel drücken, wenn ich merke, Du wirst unruhig – damit du nicht irgendwann explodierst.“ Im Audi Dome hat das auf jeden Fall schon gewirkt.
Hoeneß spricht über Kritik auf JHV des FC Bayern München
Update vom 4. Dezember 2018: Uli Hoeneß hat seine ganz eigene Theorie, was die Aussage von Mitglied Johannes Bachmayr angeht. "Der hat gar keine Fragen gestellt, hat nur von seinem Computer - wahrscheinlich von außen gesteuert, die Dinge losgelassen. Das war eine sehr vorbereitete Rede", so der Bayern-Präsident während der Feier beim 125-jährigen Jubiläum vom VfB Stuttgart, ausgerichtet von den Stuttgarter Nachrichten.
Ob das stimmt und wie Hoeneß das beweisen will, ist nicht klar. „Natürlich habe ich etwas polemisiert, sagte Johannes Bachmayr den Münchner Merkur*, „aber ich habe auch sehr viel mit Originalzitaten gearbeitet“.
Hoeneß von FC-Bayern-Mitglied scharf kritisiert - Entschuldigung gefordert
Meldung vom 3. Dezember 2018: Uli Hoeneß hat beim Fanclub-Besuch am Sonntag eine Antwort auf die Brandrede von Bayern-Mitglied Johannes Bachmayr (33) gegeben. Es sei der „Versuch unternommen worden, meinen tadellosen Ruf als Manager, Vorstand und jetzt Präsident zu beschädigen. Da waren so viele Unwahrheiten drin, das würde drei Stunden dauern. Ich lehne eine Diskussion auf diesem Niveau total ab. So lange der sich nicht bei mir entschuldigt, werde ich nicht mit ihm sprechen. Ich bin froh, dass ich so besonnen reagiert habe. Wenn ich so reagiert hätte wie früher, dann gute Nacht!“
Bachmayr, studierter Steuerrechtler aus Hubenstein (Kreis Erding) meinte auf Nachfrage: „Natürlich habe ich etwas polemisiert. Aber ich habe auch sehr viel mit Originalzitaten gearbeitet. Ein Mitglied hat mich angemault, ob ich denn nicht wisse, was Hoeneß schon alles durchgemacht habe. Den haben andere Mitglieder schnell auf die Seite genommen. Ansonsten habe ich zu 95 Prozent Zustimmung bekommen.“ Einen Auftritt bei Blickpunkt Sport lehnte Bachmayr ab.
Was Hoeneß so in Rage bringt? Die tz dokumentiert weite Auszüge der Bachmayr-Rede.
Die Wutrede des Vereinsmitglieds bei der JHV des FC Bayern München
„Ich erinnere mich noch gut an das Jahr 1999. Damals war ich 14 Jahre alt und mein großes Idol ist gerade Unternehmer des Jahres geworden. Einer aus dem Fußball gewinnt diese Auszeichnung: super. Ich habe mich gefreut, als hätten wir noch einen Titel gewonnen. Hätte man mich damals gefragt, was ich mal werden will, wäre die Antwort nicht Fußballer, Rennfahrer oder Pilot gewesen, ich wollte werden wie Uli Hoeneß – der große Manager. Heute, knapp 20 Jahre später, bin ich mir da aber nicht mehr so sicher.
Wie stellt man sich einen Präsidenten eigentlich so vor? Ich denke da so an den Typen Elder Statesman. Das Vorbild. Der Souverän, der über den Dingen steht. Einer, den man aufgrund seiner Lebenserfahrung und Weisheit stets um einen väterlichen Rat bitten will. Schauen wir uns nur die letzten zwei Jahre mal an: Nachtreten, back to the roots, Schlaumeier, Scheißdreck, Umgang mit Ehrenspielführern, katastrophale Prozesse teilweise und Spezl-Wirtschaft. Aber der Reihe nach.
Im Paragraf 111 des Aktiengesetzes heißt es: Der Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung zu überwachen. In der Presse war regelmäßig zu lesen: Hoeneß hat sich gegen Rummenigge abermals durchgesetzt. Ihre Wiederwahl kündigen Sie an mit: „Mir hat so einiges nicht gefallen. Es wird sich einiges ändern.“ Sie und Rummenigge müssen erst wieder heiraten. Und Heynckes trat nur unter der Vorgabe an, sich endlich am Riemen zu reißen. Da frage ich mich dann: Wer führt eigentlich die Geschäfte in der AG und wer ist das Kontrollorgan? Beckenbauer und Hopfner hatten da jedenfalls ein anderes Verständnis. Und ich frage mich auch: Was machte Rummenigge in den letzten Jahren davor so schlecht?
„Herr Dreesen wurde vor Kurzem zum Telefon-Lakaien degradiert“
Oder der Herr Dreesen wurde vor Kurzem zum Telefon-Lakaien degradiert, weil Sie, Herr Hoeneß, es nicht im Kreuz hatten, Ihren alten Weggefährten anzurufen. Ich muss schon sagen, mein Verständnis des Vereins ist es schon: Ein Ehrenspielführer des Vereins ist nicht zu verbannen. Es ist nicht Ihr Stadion. Der Verein ist nicht Ihr Eigentum. Paul Breitner hat das ausgesprochen, was sich viele dachten – und das muss man dann auch mal aushalten. Ich sage Meinungsfreiheit, Artikel 5 Grundgesetz.
Ein Verein wie der FCB brauchte zwölf Monate, um einen Sportdirektor zu präsentieren. Das muss ja ein ausgeklügelter Auswahlprozess gewesen sein. Wohlüberlegt mit ausgearbeiteten Persönlichkeits- und Tätigkeitsprofilen. Wir sind ja schließlich ein Top-Klub und hochprofessionell. Dann wurde es am Ende Brazzo. Auswahlverfahren, so habe ich es zumindest in der Presse gelesen, war eine Taxifahrt in China. Überzeugend! So überzeugend, er wusste auf der PK nicht mal seine Tätigkeit zu umschreiben. Gas geben werde er. Ah ja! Interessanter Prozess.
Wie sehen denn die weiteren Prozesse aus? Man hatte sieben Monate Zeit, den Markt zu sondieren. Jupp (Heynckes, d. Red.) erklärte im Dezember 2017 endgültig, dass er aufhört. Das war so einem Sky-Interview von ihm zu entnehmen. Anstatt den Markt zu beackern, so habe ich es entnommen, blockiert der Präsident dies und kündigt eine Charme- und Ohne-Hosen-Offensive an. Professionell.

Letzten Endes haben Sie, Herr Hoeneß, Herz und Stallgeruch als Hauptkriterien erklärt und sich über Dinge wie flache Sechs und falsche Neun lustig gemacht. Zu wissen, wo die Waschräume sind, ist also wichtiger als der Trainingsaufbau. Ich habe irgendwann noch ein Zitat von Ihnen aufgeschnappt: Wir hatten einen Champions-League-Sieger als Trainer und jetzt probieren wir es andersrum. War da etwa Gegenteil-Tag?
Kader des FC Bayern: „Sparpolitik schön und gut“
Ich habe manchmal den Eindruck, wir knausern bei Kroos, De Bruyne oder Sane, geben aber für den gleichen Spielertypen Vidal, Sanches, Tolisso und Goretzka – über 100 Millionen aus. Und das noch ohne das Handgeld, das Goretzka durchaus bekommen haben wird. Sparpolitik schön und gut. Der Fußball ist auch irgendwo ein Markt und hat aktuell eine Inflationsrate von zehn Prozent. Und das ist noch positiv gerechnet. Dazu zahlen wir auf Gewinne, Herr Dreesen hat es ja vorgestellt, eine Steuer von 30 Prozent. Sparst du also heute 100 Millionen an, dann hast du in drei Jahren nur noch 50 Millionen an Gegenwert. Wäre es nicht schlauer, gleich oder vorher zu investieren? Wenn ich mir den alten AC Mailand oder Manchester United vor ein paar Jahren anschaue: die haben den Umbruch verpasst. Ich weiß nicht, ob es der AC Milan jemals wieder schaffen wird. Und United hat, glaube ich, eine Milliarde investiert und ist immer noch nicht wieder ganz oben. Ich finde, es ist leichter, oben zu bleiben, als wieder nach oben zu kommen. Ich frage mich auch: Für wen machen wir so hohe Gewinne? Wir sind schließlich ein Verein ohne Gewinnerzielungs-Absicht. Das ist auch der Satzung zu entnehmen.
Wir gehen zum einen PSG als Staatsverein von Katar übel an. Aber das Sponsoring aus Katar nehmen wir gerne an. Wir rühmen uns für das Erbe Kurt Landauers, schreiben uns aber die Haltung der Kataris und der Umländer auf die Ärmel.
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Sie treten regelmäßig nach – gegen Klinsmann, van Gaal, Nerlinger, Sammer, Costa, Bernat. Ja sogar über Heynckes war indirekt zu lesen, als Kovac kam: Jetzt wird wieder richtig gearbeitet. Ist das das Weltbild eines Vereins im Umgang mit seinen ehemaligen Angestellten?
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„Und zu allem Überfluss hat den neuen Würstlvertrag fürs Stadion wer bekommen? Die Familie Hoeneß – Überraschung. Compliance? Fehlanzeige“
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Jetzt langt es langsam. Ich könnte noch zu den Themen E-Sports, Tuchel, Müller-Wohlfahrt, zur Behauptung, Hummels habe sich bei uns angeboten, dem Dreyfuss-Darlehen, dem Feind Mislintat, dem Nicht-Kennen von James und anderen Dingen etwas sagen, aber eigentlich habe ich nur einen Wunsch: Nächstes Jahr endet Ihre Wahlperiode und ich wünsche mir, dass sie darlegen, was sie besser machen als Ihr Vorgänger. Weil mit der Maßgabe sind Sie ja angetreten. Wenn sich einiges ändern musste, dann will ich Veränderungen zum Besseren. Bislang erkenne ich nur Verschlechterungen. Ein weiser und von mir geachteter Mann sagte einst: Der FC Bayern ist keine One-Man-Show. Herzlichen Dank!“
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