Vor NFL-Draft: Ex-Super-Bowl-Champ Sebastian Vollmer hält eigenes Team in Deutschland für möglich
Beim NFL Draft sind erneut zwei deutsche Spieler angemeldet. Sebastian Vollmer hält es sogar für möglich, dass es bald ein eigenes Team hierzulande geben könnte.
Kansas City ‒ Zweieinhalb Monate nach dem Super Bowl steht das nächste Großevent der NFL statt. Die finanziell größte Sportliga der Welt richtet von Donnerstag bis Samstag den alljährlichen Draft aus, bei dem die besten Football-Talente ihren ersten Profi-Teams zugeordnet werden. Dabei sind auch zwei deutsche Spieler vertreten: Die Offensive Linemen Lorenz Metz und Kilian Zierer haben sich angemeldet und möchten den Sprung in die Liga schaffen.
Deutsche Spieler im NFL-Draft 2023 | Position | College |
---|---|---|
Kilian Zierer | Offensive Tackle | Auburn |
Lorenz Metz | Offensive Tackle/Right Guard | Cincinnati Bearcats |
NFL: Tom Brady schwärmte von deutschen Fans in der Allianz Arena
Ihr großes Vorbild dürfte Sebastian Vollmer sein, der 2009 von den New England Patriots ausgewählt wurde und sich bis 2016 in der Liga halten konnte. Als Beschützer von Star-Quarterback Tom Brady gewann der Offensive Tackle zwei Super Bowls und ist seitdem Experte bei deutschen Football-Übertragungen. Den Hype, den es in den letzten Jahren in Deutschland gegeben hat, hat er also maßgeblich mitzuverantworten – und das soll noch lange nicht zu Ende sein.
2022 wurde erstmals ein Spiel der Regular Season auf deutschem Boden ausgetragen. Brady trat mit seinen Tampa Bay Buccaneers in der Münchner Allianz Arena gegen die Seattle Seahawks an. 69.000 Fans schunkelten zu „Country Roads“ und anderen Liedern, diverse Videos aus dem Stadion gingen viral und wurden vor allem in den Vereinigten Staaten mit Bewunderung verfolgt. „Tom Brady kam zu mir und hat gejubelt: ‚Verrückt, völlig verrückt!‘ Der ist mehr als 20 Jahre in der Liga gewesen und dachte, er hätte alles erlebt, was es zu erleben gibt. Und dann das“, erzählte Vollmer in einem Interview mit dem Stern.

„Alles scheint möglich“: Sebastian Vollmer träumt von deutscher NFL-Franchise
Nach dem erfolgreichen Debüt auf deutschem Boden sind dem Hype laut Vollmer keine Grenzen mehr gesetzt. Die NFL hätte Deutschland als wichtigen Absatzmarkt erkannt. Er könne es sich nicht vorstellen, wie die Situation in zehn oder zwanzig Jahren aussehe: „Vielleicht haben wir eine eigene Akademie für Nachwuchstalente in Deutschland, vielleicht eigene NFL-Schulen, vielleicht sogar ein deutsches Team, das in der NFL mitspielt. Alles scheint möglich.“
Tatsächlich scheint der deutsche Markt Eindruck hinterlassen zu haben. Nachdem es im vergangenen Jahr nur ein Spiel in Deutschland gegeben hat, hat die NFL bereits bestätigt, dass 2023 zwei Partien hier gespielt werden sollen. So werden die amtierenden Champions, die Kansas City Chiefs ein Heimspiel in Frankfurt oder München austragen. Auch die New England Patriots, die durch Vollmer, Brady und Co. eine große Anhängerschaft in Deutschland haben, wurden bereits als „Gastgeber“ bestätigt.
NFL-Boss bestätigt: Europa könnte eigene Division bekommen
Dass Vollmers Träume von einer deutschen NFL-Franchise nicht allzu weit hergeholt sind, zeigte NFL-Boss Roger Goodell im vergangenen Jahr im Rahmen der London-Spiele, die seit 2007 fest im Kalender stehen. Auf einem Fan-Event betonte er, dass Teams in Europa grundsätzlich umsetzbar seien und es sogar die Überlegung gebe, mehrere Standorte in Europa zu etablieren: „Wir versuchen gerade herauszufinden, ob man einige Orte finden könnte, die eine NFL-Franchise beheimaten könnten, weil es deutlich einfacher ist, so etwas im Rahmen einer Division umzusetzen.“
In der NFL gibt es aktuell 32 Teams, die in acht Divisions aufgeteilt sind. Innerhalb der Divisions spielen die Teams pro Saison zweimal gegeneinander – gegen alle anderen Teams maximal einmal pro Saison. Um die Reise-Strapazen, die mit Teams in Europa nicht zu verhindern wären, zu verringern, würde eine eigene Europa-Division wohl am meisten Sinn für die Liga machen.
Goodell bestätigte außerdem, dass er der Überzeugung sei, dass die Metropole London gleich zwei Franchises stemmen könnte. „Dabei beziehe ich die Fan-Perspektive mit ein, den Marketing-Standpunkt und das Medieninteresse“, so der Geschäftsmann. Mit den Jacksonville Jaguars gibt es bereits ein Team, das jedes Jahr fix in London aufläuft. Ein eigenes Team wäre wohl die nächste Entwicklungsstufe der Expansionspläne. Um die Struktur der Divisions allerdings nicht zu zerstören, müsste die Liga wohl drei weitere Teams aus dem Boden stampfen und damit einen neuen Viererblock bilden. Dann würde die Europa-Division und Vollmers Traum vom deutschen Team wieder neuen Aufwind kriegen. (ta)