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Afghanistan: USA schließen Zusammenarbeit mit Taliban gegen IS nicht aus

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Von: Tim Vincent Dicke

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Die USA sind endgültig aus Afghanistan abgezogen. Nun werden Überlegungen laut, gemeinsam mit den Taliban gegen ISIS-K vorzugehen. Alle Entwicklungen im News-Ticker.

Update vom Donnerstag, 02.09.2021, 19.34 Uhr: US-Generalstabschef Mark Milley will eine Zusammenarbeit mit den Taliban im Kampf gegen die islamistische Terrororganisation IS nicht mehr ausschließen. Im Rahmen einer Pressekonferenz antwortete er mit „das ist möglich“ auf eine entsprechende Nachfrage. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin schränkte Milleys Aussage umgehend ein und betonte, dass es noch nicht an der Zeit sei, „Vorhersagen“ über eine entsprechende Kooperation zu machen.

Allerdings betonte Austin, dass die USA „alles tun werden“, was möglich sei, ums sich weiter auf den Kampf gegen ISIS-K konzentrieren zu können. Es gelte nun, „dieses Netzwerk zu verstehen“ und die militante islamistische Gruppierung zu Verantwortung für das zu ziehen, „was sie getan haben“, sobald „der richtige Zeitpunkt“ gekommen sei.

Erstmeldung vom Donnerstag, 02.09.2021, 10.18 Uhr: Kabul – Mehreren Medienberichten zufolge wurde der Großteil der afghanischen Hilfskräfte, die die USA unterstützt hatten, nach dem endgültigen Abzug der Truppen aus Kabul zurückgelassen. „Ich habe keine Schätzung über die Anzahl der Visa-Antragssteller und der Familienmitglieder, die sich noch dort aufhalten. Aber ich würde sagen, es ist die Mehrheit von ihnen, basierend auf Informationen über die Bevölkerung, die wir unterstützen konnten“, sagte ein Vertreter des Außenministeriums am Mittwoch (01.09.2021).

US-Generalstabschef Mark Milley will eine Zusammenarbeit mit den Taliban gegen die Terrororganisation ISIS-K nicht mehr gänzlich ausschließen.
US-Generalstabschef Mark Milley will eine Zusammenarbeit mit den Taliban gegen die Terrororganisation ISIS-K nicht mehr gänzlich ausschließen. © Saul Loeb/afp

Mehr als 100.000 Menschen wurden bei der Evakuierungsmission aus Afghanistan ausgeflogen, darunter rund 5500 US-Bürger:innen. Unklar ist allerdings, wie viele unter den evakuierten Ortskräfte sind – die Zurückgelassenen fürchten Vergeltungsakte der Taliban und anderen islamistischen Gruppierungen.

Afghanistan: Retter von US-Präsident Joe Biden nicht evakuiert

„Es war nicht schön. Es war eine große Herausforderung“, sagte der Vertreter des Außenministeriums zu der teils dramatischen und chaotischen Mission am Flughafen Kabul. „Jeder, der es miterlebt hat, wird von den Entscheidungen heimgesucht, die wir treffen mussten. Und von den Menschen, denen wir in dieser ersten Phase des Einsatzes nicht helfen konnten, das Land zu verlassen.“

Unter den Festsitzenden befindet sich einem Medienbericht zufolge auch ein früherer Dolmetscher von US-Präsident Joe Biden.* Der Afghane, der 2008 an einer Rettungsmission für Biden und zwei weiteren US-Politiker teilgenommen hatte, habe keine rechtzeitige Ausreisegenehmigung bekommen, berichtete das Wall Street Journal. Aus Angst vor Vergeltung der Taliban sei er nun gemeinsam mit seiner Familie untergetaucht und hoffe auf Hilfe aus Washington.

Afghanische Flüchtende
Ein Großteil der US-Ortskräfte sitzt in Afghanistan fest. © Armend Nimani/AFP

„Hallo Herr Präsident: Retten Sie mich und meine Familie“, sagte der Übersetzer der Zeitung in einem an Biden gerichteten Hilferuf. „Vergessen Sie mich hier nicht.“ Der Mann, den das Wall Street Journal aus Sicherheitsgründen lediglich Mohammed nennt, hatte demnach regelmäßig für das US-Militär gearbeitet und Streitkräfte auf Kampfeinsätzen begleitet. 2008 gehörte er zu einer kleinen Eingreiftruppe, die den damaligen Senator Biden und zwei weitere US-Politiker rettete, nachdem ihr Hubschrauber wegen eines Schneesturms in abgelegenem Gebiet notlanden musste, wie ein ehemaliger Soldat der Zeitung sagte.

Weiterhin auch Menschen mit US-Pass in Afghanistan

Als Reaktion auf den Medienbericht versprach das Weiße Haus dem Dolmetscher Hilfe. „Unsere Botschaft an ihn lautet: Danke, dass du in den letzten 20 Jahren an unserer Seite gekämpft hast“, sagte eine Sprecherin. „Wir werden dich da rausholen. Wir werden deinen Dienst ehren.“

In dem von Taliban regierten Land wurden nicht nur Ortskräfte der USA zurückgelassen, es befinden sich weiterhin einige Menschen mit US-Pass in Afghanistan. Washington will alles dafür tun, um diese Personen aus dem Land herauszubekommen. „Es gibt dafür keine Frist“, sagte Joe Biden am Dienstag (31.08.2021). Es seien wohl noch 100 bis 200 US-Bürger:innen in Afghanistan, die „eine gewisse Absicht zur Ausreise“ hätten. Die meisten Zurückgebliebenen hätten eine doppelte Staatsbürgerschaft und eine langfristige Bindung an Afghanistan. (tvd/AFP) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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