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Bundeswehr postet Hakenkreuz-Uniform auf Instagram - „Ärgerlicher Fall von Gedankenlosigkeit“

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Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) © dpa / Oliver Dietze / Archivbild

Die Bundeswehr postet auf Instagram eine Wehrmachtsuniform. Die Uniform ist mit Hakenkreuzen versehen. Was sie dazu schreibt, löst eine Welle der Empörung aus.

Update von 22.28 Uhr: Mit den Verantwortlichen für den Instagram-Post, bei dem eine Wehrmachtsuniform als Mode-Trend bezeichnet wurde, führe man „intensive Gespräche“. Das sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Christian Thiels, am Mittwoch in Berlin. „Es handelt sich nach unserem jetzigen Stand um einen extrem ärgerlichen Fall von Gedankenlosigkeit.“

Die Uniform sei im Film „Operation Walküre“ von Tom Cruise getragen worden. Sie gehöre nicht zu der Mode-Ausstellung und habe folglich in der Instagram-Story nichts verloren gehabt. „So etwas darf einfach nicht passieren“, so Thiels weiter. 

Skandal um Post mit Wehrmachtsuniform: „Nur Mode oder ‚retro‘“?

Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Ex-Nato-General Hans-Lothar Domröse bezeichnet den Vorfall als „geschmacklos“. Das berichtet die Bild-Zeitung in der Donnerstagsausgabe. „Eine Uniform mit Hakenkreuzen ist niemals einfach nur Mode oder ‚retro‘, sondern immer eine Mahnung an die Verbrechen des NS-Regimes“, sagt Cem Özdemir (Grüne). 

Noch stärker drückt es Marcus Faber (FDP-Verteidigungsminister) aus: „Wer so geschichtsvergessen ist, darf nicht für unsere Bundeswehr posten.“ Die Verteidigungsministerin müsse sich besser „um ihr Haus“ kümmern. 

Bundeswehr postet Foto von Hakenkreuz-Uniform - AKK: „Ist nicht ...“

Update von 16.41 Uhr: Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat die Veröffentlichung des Fotos einer Wehrmachtsuniform auf dem Instagram-Account der Bundeswehr verurteilt. „Dieser Post ist nicht akzeptabel“, sagte die CDU-Vorsitzende. „Er ist deswegen auch vollkommen zu Recht zurückgezogen worden. Die entscheidende und entsprechende Stelle hat um Entschuldigung für diesen Post gebeten. Und dieser Entschuldigung schließe ich mich ausdrücklich auch an.“

Der Post passe nicht dazu, dass die Wehrmacht grundsätzlich als Institution in keiner Weise für die Bundeswehr „sinn- und traditionsstiftend“ sei, sagte Kramp-Karrenbauer. Sie verwies auf den Traditionserlass der Bundeswehr, in dem dies festgelegt sei. „Es sind persönliche Fehler, die dort passiert sind“, betonte die Ministerin. „Bisher gibt es keinen Anhaltspunkt für irgendein politisches Motiv.“

Bundeswehrsoldaten in der Grundausbildung
Bundeswehrsoldaten in der Grundausbildung © Stefan Sauer/ZB/dpa

Skandal: Bundeswehr postet Hakenkreuz-Uniform - der Text macht es schlimmer

Ursprungsartikel vom 27. November: Berlin - Seit der Abschaffung der Wehrpflicht 2001 muss sich die Bundeswehr um freiwillige Mitarbeiter bemühen. In dem Versuch sich bei jungen Menschen attraktiver zu machen, wollte die Bundeswehr auch ihre Social-Media-Kanäle attraktiver gestalten. Doch jetzt sorgt ein Instagram-Post der Bundeswehr für blankes Entsetzen: Ein Betreuer des Social-Media-Kanals der Bundeswehr hat eine Wehrmachtsuniform gepostet und sie als Retro-Trend bezeichnet.

Bundeswehr postet Wehrmachtsuniform mit Hakenkreuzen

Das Bild, das inzwischen von der Bundeswehr wieder gelöscht wurde, zeigt eine Wehrmachtsuniform mit drei Eisernen Kreuzen und einem Verwundetenabzeichen. Auf jedem dieser Elemente ist ein Hakenkreuz zu sehen. In einer bunten Sprechblase hatte der Bundeswehrler „Retro“ geschrieben. Darunter „Auch #Mode ist ein Aspekt. Bis heute halten sich militärische Stilelemente in der Haute Couture.“ 

Nach einem öffentlichen Aufschrei der Empörung entschuldigten sich Bundeswehr und Verteidigungsministerium. Der Beitrag sei „mindestens unsensibel“ hieß es auf Twitter. 

Skandal um Bundeswehr-Post auf Instagram: Wehrmachtsuniform als Modetrend?

Die Bundeswehr begrüßt es ausdrücklich, wenn Bundeswehrangehörige „sich, ihren Arbeitgeber und ihren dienstlichen Alltag authentisch, stolz und mit Freude präsentieren“. Dazu wurde extra eine Richtlinie zu Social-Media-Posts herausgegeben. Wie der Post mit der Wehrmachtsuniform zustande kam, müsse man nun prüfen, heißt es auf Instagram. Auch wolle man erörtern, wie man in Zukunft solche Fehler vermeiden könne. 

Bundeswehr: Hakenkreuz-Uniform auf Instagram ruft Welle der Empörung aus

Ursprünglich habe man beabsichtigt „eine Fotostory zum jahrhundertelangen Einfluss von Uniformen auf die Mode zu zeigen“, heißt es in der Entschuldigung der Bundeswehr auf Instagram. 

„Wir haben ein Foto von einer Wehrmachtsuniform, die für einen Film genutzt wurde, gepostet. Die Uniform ist ein Ausstellungsstück in unserem Militärhistorischen Museum in Dresden. Dieses haben wir aber historisch nicht eingeordnet und zudem mit einer falschen und unpassenden Bildunterschrift versehen.“ Und weiter unten: „Extremismus jeder Art ist bei der Bundeswehr ein absolutes No-Go.“

Auch arbeite man daran, wieder die gewohnte Qualität auf den Social-Media-Kanälen zu erreichen. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über den Vorfall berichtet und einen Screenshot des inzwischen gelöschten Posts veröffentlicht.

Nach Angaben eines Museumssprechers handelt es sich um keine Originaluniform, sondern um eine Nachbildung für einen Hollywood-Film.

Bundeswehrskandal auf Instagram: Mitarbeiter postet Nazi-Uniform

Hintergrund: Wehrmacht ist die Bezeichnung für die Gesamtheit der militärischen Kräfte im nationalsozialistischen Deutschland. Die Wehrmacht war auch fundamental an der Deportation und systematischen Ermordung von etwa sechs Millionen Juden und mehreren Millionen Roma und Sinti, „Staatsfeinden“, politischen Gegnern, Kranken oder von Menschen mit Behinderung. Die Kriegstoten in der Folge des Zweiten Weltkriegs werden auf mehr als 60 Millionen geschätzt.

Bundeswehr: Skandale um die Mitgliederwerbung

Die Bundeswehr hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit einzelnen Werbekampagnen für Aufregung und Empörung gesorgt. Sei es die Plakataktion „Gas.Wasser.Schiessen“ oder mit einem Stand auf der Spielemesse Gamescom, wie auch im Video berichtet. 

In der bayerischen Landeshauptstadt München hat die Bundeswehr kürzlich einen Pop-Up-Store in einem Einkaufszentrum eröffnet. Das berichtet Merkur.de*. Eine Panne geschah kürzlich bei der Marine: Die neuen Bundeswehr-Hubschrauber können nicht abheben - wegen der Bedienungsanleitung. Weihnachtsschmuck mit Motiven des ehemaligen NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau wurden auf verschiedenen Online-Portalen entdeckt - unter anderem bei Amazon

Nur wenige Tage nach dem Skandal auf Instagram wird bekannt: Ausgerechnet in einer Eliteeinheit der Bundeswehr stehen Soldaten unter dem Verdacht, Rechtsextremisten zu sein

nai/mit dpa

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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