„Der Markt ist leer“: Brennholz wird jetzt knapp und teuer
Warm durch den Winter: Holz scheint auch keine wirkliche Heiz-Alternative zu Öl und Gas zu sein – der Rohstoff wird jetzt knapp.
Kassel – Es ist Sommer, die Temperaturen klettern in den kommenden Tagen wieder weit über 30 Grad. Bei der Hitze denkt doch kaum einer ans Frieren – eigentlich. Denn: Seit Wladimir Putin im Rahmen des Ukraine-Kriegs die Gaslieferungen von Russland nach Deutschland eingeschränkt hat, fürchten viele, im Winter frieren zu müssen, wenn Öl und Gas knapp oder schlichtweg unbezahlbar werden.
Wer die Chance hat, durch das Heizen mit Holz etwas unabhängiger von Russland zu sein, nutzt sie. Doch auch das ist kein Allheilmittel: Weil die Nachfrage nach Brennholz stark gestiegen ist, ist auch dieses mittlerweile rar geworden. Nach Einschätzung der Niedersächsischen Landesforsten kommt es beim Holz mitunter sogar zu Hamsterkäufen.

Heizen im Winter: Wie Öl und Gas wird auch Holz knapp und teuer
Fast parallel zu den sprunghaft gestiegenen Gas- und Heizölpreisen explodierte auch der Ansturm auf Brennholzhändler, berichtete Gerd Müller, Leiter der Geschäftsstelle des Bundesverbands Brennholz im Kamen, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Nachfrage könne vielerorts schon gar nicht mehr bedient werden: „Der Markt ist leer.“
Die Brennholzhändler bekommen selbst keinen Nachschub mehr, sagte Niels Klahold, der in Vellmar (Kreis Kassel) im Familienbetrieb Brennholz verkauft, gegenüber hessenschau.de. Und mit der steigenden Nachfrage steigen auch die Preise: Zwischen 160 und 180 Euro müsste ein Schüttkubikmeter laut Klahold eigentlich kosten – er nehme aktuell 130 Euro, vergangenes Jahr lag der Preis noch bei 80 Euro.
Holz-Knappheit: Wer im Winter mit Holz heizen möchte, sollte nicht zu euphorisch sein
Grund für die Preissteigerung sei, „dass Brennholz ein sogenanntes Substitutionsgut ist und Öl oder Gas ersetzen kann“, sagte Frank Kienle, Geschäftsführer des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) in Frankfurt gegenüber hessenschau.de. Die Anbieter schlossen sich also den Öl- und Gaspreisen mit einer Erhöhung an – trotzdem liegt der Preis für Brennholz noch rund 40 Prozent unter den Gas- und Ölpreisen und ist auch deshalb laut Kienle so beliebt.
Knapp wird das Holz wegen des Schlagstopps für Buchenbestände, den Hessenforst erlassen hatte. Das sogenannte Buchenmoratorium besagt, dass mehr als 100 Jahre alte Buchenbestände nur bewirtschaftet werden dürfen, wenn es der Verkehrssicherheit dient.
Heizen mit Holz: Sowohl der Rohstoff als auch Kaminöfen werden knapp
Zwar habe unter anderem für Klahold der Naturschutz höchste Priorität, wenn aber die „Buchen nutzlos vor sich hin sterben“, bringe das auch niemandem etwas – auch nicht dem Naturschutz. Auch kranke und vom Wind entwurzelte Bäume dürfen demnach nicht mehr geschlagen werden. Klahold fordert aufgrund der aktuellen Situation gegenüber hessenschau.de ein Aussetzen des Buchenmoratoriums.
Weil bei Kaminöfen die Nachfrage stark gestiegen ist, werden auch diese knapp. Lohnt sich ein Umstieg auf Heizen mit Holz trotzdem? Oder reicht es, ein paar Tipps zum Sparen von Gas im Haushalt zu befolgen? (Lea-Sophie Mollus)