Brexit-Desaster: Britische Wirtschaft schrumpft noch stärker als die russische
Mehr als drei Jahre nach dem Brexit haben Großbritannien und die EU am Montag die letzten strittigen Punkte beigelegt. Aber wirtschaftlich erweist sich der Briten-Austritt als Desaster.
London – Der letzte Streit im Brexit-Deal zwischen Großbritannien und der Europäischen Union ist beigelegt. Der britische Premierminister Rishi Sunak und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben sich am Montag getroffen, um das sogenannte Nordirland-Protokoll abzusegnen. Damit ist es endlich alles in trockenen Tüchern. Doch für die Briten ist es mit der Beilegung der Streitigkeiten noch lange nicht vorbei. Mit dem „wirtschaftlichen Desaster“, wie es jüngst die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ausdrückte, müssen sie nun leben.
Nach dem Brexit: Großbritannien rutscht 2023 voraussichtlich in die Rezession
Versprochen wurde den Bürgerinnen und Bürgern vieles: Die Unabhängigkeit von der EU würde es Großbritannien ermöglichen, neue, bessere Handelsabkommen zu schließen, die Löhne würden steigen, es gäbe mehr Geld für das Gesundheitssystem, da kein Geld mehr nach Brüssel fließen müsste. Bekommen haben die Briten davon bisher: nichts. Stattdessen schrumpft die Wirtschaft, es fehlen 330.000 Arbeitskräfte, vor allem im Niedriglohnsektor und das Gesundheitssystem steht aufgrund zahlreicher Sparprogramme und dem Fachkräftemangel vor dem Abgrund.
Großbritannien steht im laufenden Jahr vor einer Rezession. Das prognostizieren sowohl der Internationale Währungsfonds (IWF) als auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Der IWF rechnet mit einem Schrumpfen der britischen Wirtschaft um 0,6 Prozent, die OECD prognostiziert ein Minus von 0,4 Prozent. Damit schneidet Großbritannien in der IWF-Konjunkturprognose sogar schlechter ab als Russland, dessen Wirtschaft trotz schwerer Sanktionen demnach noch um 0,3 Prozent wachsen soll.

Brexit: Gesamtwirtschaftliche Lage schlechter als vor dem Referendum prognostiziert
Dass das Ausscheiden aus der EU der britischen Wirtschaft nicht guttun würde, ihr sogar schaden würde, haben viele schon vor dem Volksentscheid 2016 gesagt. Tatsächlich ist die Situation nun sogar noch schlechter als erwartet. Einer Studie des Centre for European Reform zufolge schrumpft die Wirtschaft auf der Insel sogar doppelt so stark, wie erwartet. Vor dem Referendum hatten Kritiker prognostiziert, dass das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch den Brexit um 2 Prozent kleiner ausfallen würde, als wenn es in der EU bliebe. Die Realität zeigt nun: Das BIP ist um 5,5 Prozent niederiger als mit EU.
Auch anhand anderer wirtschaftlicher Indikatoren ist zu sehen, dass es Großbritannien nach dem Brexit viel schlechter geht, als erwartet. Importe aus der EU sind um 20 Prozent zurückgegangen – prognostiziert wurde ein Rückgang von 11 Prozent. Auch bei den Investitionen wurde ein Minus von 11 Prozent vorausgesagt, in der Realität sind sie um 19 Prozent zurückgegangen.
Natürlich hatte man 2016 aber auch nicht mit der Corona-Pandemie und der Inflation durch den Ukraine-Krieg gerechnet. Doch sind es genau solche Krisen, die die EU als Gemeinschaft besser gemeistert hat, als Großbritannien nun im Alleingang. Wäre Großbritannien in der EU geblieben, dann stünden ihr jetzt um die 40 Milliarden Pfund an Steuern zusätzlich zur Verfügung, als es jetzt der Fall ist. Geld, das dem Land in Krisenzeiten fehlt, um die Wirtschaft zu stützen.